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Häusliche Gewalt in Zentralasien: Eine Folge der Ausgangsbeschränkungen

Angesichts zunehmender häuslicher Gewalt unter geltenden Ausgangsbeschränkungen versuchen Nichtregierungsorganisationen und Frauengruppen das Thema in den öffentlichen Diskurs Zentralasiens zu bringen. Dieser Artikel entstammt einem Blogpost von Lucia Direnberger, Soziologin und Mitarbeiterin der französischen Forschungsorganisation Centre national de la recherche scientifique. Der Beitrag enthält Analysen zunehmender Gewalt gegen Frauen während der Covid-19-Pandemie in Tadschikistan, Usbekistan, Kasachstan und Kirgistan sowie zur Mobilisierung von Frauen und ihren Initiativen gegen häusliche Gewalt. Wir übernehmen ihn mit freundlicher Genehmigung Lucia Direnbergers.

Angesichts zunehmender häuslicher Gewalt unter geltenden Ausgangsbeschränkungen versuchen Nichtregierungsorganisationen und Frauengruppen das Thema in den öffentlichen Diskurs Zentralasiens zu bringen. Dieser Artikel entstammt einem Blogpost von Lucia Direnberger, Soziologin und Mitarbeiterin der französischen Forschungsorganisation Centre national de la recherche scientifique. Der Beitrag enthält Analysen zunehmender Gewalt gegen Frauen während der Covid-19-Pandemie in Tadschikistan, Usbekistan, Kasachstan und Kirgistan sowie zur Mobilisierung von Frauen und ihren Initiativen gegen häusliche Gewalt. Wir übernehmen ihn mit freundlicher Genehmigung Lucia Direnbergers.

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In einer Folge des Radio Free Europe/Radio Liberty-Podcasts ‚Majlis‘ mit dem Titel ‚With Coronavirus, Domestic Violence in Central Asia has gotten much worse‘ berichten die auf Frauenrechte in Kirgistan spezialisierte Journalistin Alija Suranowa, die Anwältin und Menschenrechtsexpertin Dilfusa Kurolowa, und Chalida Aschigulowa, Direktorin des Pariser Menschenrechtszentrum sowie Dozentin an der Eurasian Technology University in Almaty, über die Zunahme häuslicher Gewalt während Covid-19. Ohne spezifische staatliche Maßnahmen zur Bekämpfung von gegen Frauen gerichtete Gewalt habe die Covid-Eindämmungspolitik in Zentralasien zu einer massiven Zunahme dieser Gewalt beigetragen.

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Suranowa weist darauf hin, dass während der Quarantäne in Kirgistan die Gewalt gegen Frauen um mehr als 65% zugenommen hat. Aschigulowa berichtet, dass während der kasachstanischen Ausgangssperre von März bis Mai häusliche Gewalt nicht nur um 25% zugenommen hat, sondern auch gravierender wurde. Zum Beispiel nahmen die Morde an Frauen im häuslichen Kontext um 34% zu im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres. Laut offiziellen Statistiken des kasachstanischen Innenministeriums verzeichnete die Polizei in den ersten vier Monaten des Jahres 2020, also die Monate der Ausgangsperre inbegriffen, 46.000 Anrufe mit Zeugenaussagen über häusliche Gewalt.

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Kurolowa beklagt die Schwierigkeiten, Daten zu diesem Thema zu erhalten. Doch auch sie kann bestätigen, dass die Gewalt gegen Frauen zugenommen hat und dass diese Zunahme insbesondere für Selbstmorde weiblicher Gewaltopfer verantwortlich ist. Das im Jahr 2000 gegründete Gulrukhsor-Frauenzentrum mit Sitz im nordtadschikischen Chudschand ist auf die Aufnahme und Betreuung von Opfern häuslicher Gewalt spezialisiert ist und veröffentlicht Statistiken zu Beratungsgesprächen: Im Juni 2020 kamen 103 mehr Frauen ins Zentrum und damit 105% mehr als 2019. Ein Anstieg von 79% im Juli, 48% im August und 69% im September wird festgestellt.

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Diese Zunahme der Gewalt ist eine Folge des politischen Managements der Covid-Pandemie. So stellt die Forscherin Mohira Sujarkulowa in einem Artikel mit dem Titel ‚Your traditions, our blood! : The struggle against patriarchal violence in Kyrgyzstan‘ fest, dass die kirgisische Regierung mit den Maßnahmen gegen die Pandemie eine andere Krise der öffentlichen Gesundheit – die der Gewalt gegen Frauen – vernachlässigte.

Lucia Direnberger für REFPoM

Aus dem Französischen von Gregor Bauer

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