Kasachstan möchte seine Tigerpopulation wiederherstellen. Im Rahmen des Projekts werden nun drei oder vier Exemplare aus Russland ins Land geholt.
Kasachstans Minister für Umwelt und natürliche Ressourcen, Erlan Nysanbaev, hat mitgeteilt, dass im vergangenen Jahr Tiger aus den Niederlanden ins Land gebracht worden seien. Die Großkatzen werden in Gehegen im Ili-Balqash-Reservat gehalten.
„Ich möchte sagen, dass es ihnen sehr gut geht. Darüber hinaus haben wir den Medien und über soziale Netzwerke mitgeteilt, dass wir bereits Hinweise auf eine Paarung haben. Wir hoffen, bis Ende des Jahres Nachwuchs zu bekommen. Im Februar fand im Rahmen einer Kooperationsvereinbarung ein Treffen mit russischen Kollegen statt. Eine Gruppe von Tigerspezialisten aus Russland ist gekommen: Wir haben ihnen die Infrastruktur gezeigt, die für die Tiger vorbereitet wird, die wir aus Russland beziehen wollen“, wird Nysanbayev von Kazinform zitiert.
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Als vereinsgetragene, unabhängige Plattform lebt Novastan vom Enthusiasmus seiner ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen – und von eurer Unterstützung!In diesem Jahr plant das Ministerium, drei oder vier weitere Tiger anzusiedeln. „Auf diese Weise werden wir mit der groß angelegten Umsetzung des Projekts zur Einführung des Turantigers beginnen. Wir diskutieren noch über die Fristen. Auf jeden Fall ist das gegenseitige Verständnis gut“, fügte der Minister hinzu.
Ein ehrgeiziges Projekt
Wie die Kasachstanskaja Prawda darlegt, kündigte Kasachstan im Jahr 2010 auf einem internationalen Forum in St. Petersburg die Absicht an, wieder Tiger auszuwildern. Dank der langjährigen Zusammenarbeit zwischen dem World Wide Fund for Nature (WWF) und Kasachstan wurden zwei Tiger vom niederländischen Raubtier-Spezialzentrum Landgoed Hoenderdaell Zoo in Anna Paulowna in das am Balqash-See gelegene staatliche Naturschutzgebiet Ili-Balqash geliefert. Dies war ein wichtiger Schritt zur Wiederherstellung des Ökosystems und zur Rückkehr der Artenvielfalt. Das Programm wird vom Ausschuss für Forstwirtschaft und Wildtiere des kasachstanischen Umweltministeriums und mit Unterstützung des WWF und des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP) umgesetzt.
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Im Jahr 2025 sollen gemäß einer Vereinbarung mit Russland drei bis vier wilde Tiger nach Kasachstan gebracht werden. Diese werden in Gefangenschaft leben, doch man geht davon aus, dass ihre Nachkommen wieder zu wilden Tigern werden und nach über 70 Jahren wieder ins Kasachstans Wildnis zurückkehren werden.
Kaspischer Tiger, Amurtiger, Turantiger: Was ist der Unterschied?
Der Kaspische Tiger (Panthera tigris virgata) oder Turantiger war eine Unterart des Tigers, die seit den 1970er Jahren als ausgestorben gilt. Der Amurtiger oder Sibirische Tiger (Panthera tigris altaica) ist in Russlands Fernem Osten beheimatet. Ob es sich um unterschiedliche Unterarten handelt oder ob alle „Festland-Tiger“ als eine Unterart zu behandeln sind, ist immer wieder Gegenstand wissenschaftlicher Diskussionen. Die Namen „Amurtiger“ und „Turantiger“ werden derzeit von der International Union for Conservation of Nature (IUCN) eher als geografische Populationen denn als separate Tierunterarten betrachtet.
Gemäß dieser Sichtweise gelten die Tiger der Amur-Population, die nach Kasachstan gebracht wurden und dort eine stabile Population gebildet haben, aufgrund ihrer territorialen Merkmale automatisch als Tiger der Turan-Population.
Samad Alizade für Novastan
Aus dem Französischen von Robin Roth
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