Die kirgisische und die tadschikische Bevölkerung müssen sich angesichts des immer noch ungelösten Konflikts neu organisieren. Die Spannungen an den Grenzen haben sich in den letzten Jahren verschärft. Dadurch werden traditionelle Praktiken wie etwa der regelmäßige Grenzübertritt auf dem Weg zum Basar beeinträchtigt.
Kurz nach dem neuen Konfliktausbruch im September 2022 kündigte der kirgisische Präsident Sadyr Dschaparow an, die Grenzprobleme bis Mai 2023 lösen zu wollen. Die versprochenen Lösungen sind allerdings immer noch nicht eingetroffen, berichtet das kirgisische Medium Kloop. Der Weg zur Normalisierung ist noch lang.
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In manchen Diskussionspunkten treten zwischen den Interessensparteien keine Probleme auf. Die Grenzen anderer Regionen sind jedoch schwer zu bestimmen, da sich beide Seiten auf unterschiedliche Karten stützen.
Beeinträchtigter Alltag
Die Bevölkerung, die direkt an den Grenzen lebt, leidet unter den Folgen der Meinungsverschiedenheit: Seit dem Konflikt im April 2021 sind die Grenzen geschlossen. Handels- und Wirtschaftsbeziehungen sind unterbrochen. Dies ist für die Bevölkerung, die sich im Rahmen ihrer wirtschaftlichen Aktivitäten immer frei bewegt hat, stark einschränkend, berichtet Radio Ozodi, der tadschikische Zweig des US-amerikanischen Medienunternehmens Radio Free Europe. Alle Wirtschaftszweige sind davon betroffen. Im Laufe der Jahre haben sich einige Bevölkerungsgruppen dazu entschieden, abzuwandern, um den Unwägbarkeiten dieses Konflikts zu entgehen, erklärt die Forscherin Gulzana Kurmanalieva.
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Die Folgen dieses Prozesses sind auf staatlicher Ebene sichtbar. Der Handel zwischen den beiden Staaten ist in den letzten zwei Jahren um etwa das 20-fache zurückgegangen.
Auswirkungen hat dies auf die gesamte Region. Aufgrund der geschlossenen Grenzen ist der gesamte Handelsverkehr gestört, an dem auch Staaten wie Russland und Kasachstan beteiligt sind.
Unzureichende Lösungen
Bisher konnten die vorgestellten Lösungen ihre Wirksamkeit nicht beweisen. Die Staaten führen einen historischen Diskurs: Tadschikistan beansprucht die Grenzen der Karten von 1924, während Kirgistan sich auf eine Karte von 1958-1959 stützt. Dadurch werden die Nahbeziehungen auf beiden Seiten der Grenze gestört. Obwohl auf den beiden Seiten der Grenze, auf eine Wiederaufnahme des Handels und der wirtschaftlichen Aktivitäten große Hoffnungen gesetzt werden.
Gulzana Kurmanalieva erklärt, dass das Bevölkerungswachstum und der Klimawandel zu einer Verknappung der verfügbaren Ressourcen führen. Dies wird das Risiko künftiger Konflikte im Grenzgebiet zusätzlich erhöhen. Beide Staaten müssen daher bereit sein, Zugeständnisse zu machen.
Lucas Morvan, Redakteur für Novastan
Aus dem Französischen von Berenika Zeller
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Wolfgang Grebenhof, 2023-06-12
The german foreign ministry claims on their homepage that there are special permits for tourists to cross the border from Tadschikistan to Kirgistan, issued by travel agencies. Is this true? So far, nobody could tell me about theres permits.
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