Eine Gruppe tadschikischer WissenschaftlerInnen hat sich im vergangenen Sommer auf eine mehr als 3300 Kilometer lange Reise begeben, um den Zustand der Gletscher im Land zu bewerten. Sie stießen auf einen See, der sich aufgrund des Abschmelzens des im Pamir gelegenen „Gletschers der Geographischen Gesellschaft Russlands“ gebildet hatte. Der folgende Artikel erschien im russischsprachigen Original auf Asia-Plus. Wir übersetzen ihn mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.
Die WissenschaftlerInnen untersuchten die kleineren Berge des Varzob-Tals und die Hochgebirgslagen des Pamirs. Dabei legten sie 3000 Kilometer auf der Straße und 300 Kilometer zu Fuß zurück. Jetzt, nach Beendigung der Expedition, analysieren die die gesammelten Daten.
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Abdulhamid Kadschumow, Direktor des Zentrums für Gletscherforschung Tadschikistans, teilte Radio Osodi gegenüber mit, dass die Expedition auf die Gipfel Tadschikistans ernsthafte Änderungen am „Gletscher der geographischen Gesellschaft Russlands“ beobachtet habe:
„An diesem großen Gletscher im Zentral-Pamir lassen sich die Folgen des weltweiten Klimawandels beobachten. An der Oberfläche des Gletschers hat sich ein riesiger See gebildet. Seine Breite beträgt bis zu 200 Meter. Das ist ein beunruhigendes Signal. Wenn noch mehr Wasser einfließt, könnte sich ein Teil des Gletschers bewegen, sich abspalten und die Mündung des Flusses Abdukachor blockieren und im Falle eines Durchbruchs wäre die Bevölkerung des Vanch-Tals von Überflutungen bedroht“, sagte der Wissenschaftler den JournalistInnen von Radio Osodi.
Überwachung per Satellit
Er merkte an, dass die WissenschaftlerInnen den Zustand der Gletscher mit Hilfe eines Satellitensystems kontrollieren möchten. Auf vielen Gletschern wurden Stationen installiert, die die Bewegung der Gletscher mit einer Genauigkeit von bis zu 0,1 Sekunden festhalten. Derartige Untersuchungen finden erstmals in Tadschikistan statt.
Der Gletscher der geographischen Gesellschaft ist ein Talgletscher im Zentral-Pamir. Er befindet sich am Oberlauf des Flusses Vanch am Übergang des Darvaz-Grates in den Grat der Akademie der Wissenschaften. Seine Fläche beträgt 64,4 Quadratkilometer.
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Kajumow merkte an, dass in den Jahren 1968 und 1972 die Bewegung eines anderen Gletschers die Mündung des Abdukachor versperrte und die Bevölkerung der umliegenden Dörfer bedrohte: der Damm bildete einen künstlichen See mit einem Volumen von 80 Millionen Kubikmeter Wasser und einer Tiefe von 110 Metern. Und im Jahr 2005 ließ sich die Tragödie nicht vermeiden, als ein solcher See das Dorf Daschti überflutete: 25 Menschen starben und viele Häuser wurden beschädigt.
Laut den ExpertInnen gibt es in Tadschikistan mehr als 13.000 Gletscher mit einem Gesamtvolumen von 850 Kubikkilometern. Bis 2050 könnte dieses sich aber um die Hälfte reduzieren. Ungefähr die Hälfte aller Gletschergebiete Zentralasiens befindet sich auf dem Territorium Tadschikistans. Mehr als 8000 Gletscher nehmen eine Fläche von 8500 Quadratkilometern ein. Das Zentrum für Gletscherforschung wurde 2018 eingerichtet. Seine Aufgabe sind Forschungen sowie die Durchführung eines Monitorings zu den Gletschern sowie anderen Wasserressourcen Tadschikistans.
Der Katastrophenschutz rät zur Ruhe
Das Komitee für Katastrophenschutz ruft derweil auf, die Ruhe zu bewahren. Oberst Dschamsched Kamolow, Leiter der Abteilung für die Verteidigung von Bevölkerung und Territorium teilte Asia-Plus gegenüber mit, dass besagter Gletscher sich unter ständiger Beobachtung nicht nur des Zentrums für Gletscherforschung sondern auch des Umweltschutzkomitees der tadschikischen Regierung befände.
„Sie führen ein ständiges Monitoring des Gletschers per Satellit durch“, teilte er mit. „Die Resultate der Beobachtungen zeigen, dass es sich um einen pulsierenden Gletscher handelt, was natürlich zur Bildung von Seen an seiner Überfläche führen kann. Im Moment beträgt dort die Temperatur minus 15 Grad und es gibt keinen Grund zur Beunruhigung. […] Ich möchte anmerken, dass der See, der sich gebildet hat, derzeit keine Bedrohung darstellt.“
Aus dem Russischen von Robin Roth
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Hausibek, 2019-01-29
Mit diesen „Studien“ und den Zahlen muss man vorsichtig sein. Es gibt keine fundierten Arbeiten über die Gletscherveränderungen über das gesamte TJ. Einige Infos hier:
https://www.earth-syst-sci-data.net/10/1807/2018/
„Glaciers in the eastern Pamir were on average almost in balance, as in the Karakoram (Brun et al., 2017; Holzer et al., 2016).
„In the western Pamir, glacier volume evolution seems to be more negative, but is for the first decade of the 2000s still relatively modest (Brun et al., 2017); moreover, satellite images of the past two decades reveal that many glaciers in this region have surged.“
„However, many of the non-surge-type glaciers in the Pamir have been continuously retreating and losing area and mass since the Little Ice Age (Holzer et al., 2016; Khromova et al., 2006; Shangguan et al., 2006).“
Leider wird die Glaziologie in TJ, wie viele andere wissenschaftliche Disziplinen auch, vom Staat nicht besonders gefördert und finanziell unterstützt. Da wäre noch vieles zu machen!
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