Ein Gericht in den Vereinigten Arabischen Emiraten hat drei usbekische Staatsbürger wegen des Mordes an dem moldauisch-israelischen Rabbiner Zvi Kogan zum Tode verurteilt. Die israelischen Behörden bezeichnen das Verbrechen als antisemitischen Terrorakt. Das Urteil wirft ein Schlaglicht auf die diplomatischen und sicherheitspolitischen Spannungen in der Region.
Am 31. März hat die Staatssicherheitskammer des Föderalen Berufungsgerichts in Abu Dhabi drei usbekische Staatsangehörige wegen der Entführung und Ermordung von Rabbi Zvi Kogan zum Tode verurteilt. Dies bestätigte WAM, die offizielle Nachrichtenagentur der Vereinigten Arabischen Emirate. Ein vierter Angeklagter wurde wegen Mittäterschaft zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Die Staatsanwaltschaft legte ausführliche Geständnisse, forensische Gutachten und Zeugenaussagen vor.
Ein „antisemitischer Terroranschlag“
Zvi Kogan besaß die israelische und moldauische Staatsbürgerschaft. Laut Radio Ozodlik, dem usbekischen Dienst von Radio Free Europe, lebte er seit 2020 in den Vereinigten Arabischen Emiraten, wo er die Bewegung Chabad in Abu Dhabi vertrat. Er verschwand am 21. November 2024 in Dubai. Seine Leiche wurde wenige Tage später in der Stadt Al-Ain nahe der Grenze zu Oman gefunden, berichtet die usbekische Onlinezeitung Gazeta.uz.
Laut der Times of Israel planten die Verurteilten, Zvi Kogan nach Oman zu schmuggeln. Direkt nach der Tat bezeichneten die israelischen Behörden den Mord laut einer gemeinsamen Erklärung des Büros des israelischen Premierministers und des Außenministeriums als „antisemitischen Terrorakt“. Der Rabbi wurde in Jerusalem auf dem Ölberg begraben.
Drei Usbeken verhaftet und ausgeliefert
Wie YNetNews berichtet, wurden die Angeklagten im Alter zwischen 28 und 33 Jahren kurz nach dem Mord in der Türkei festgenommen und später ausgeliefert. Das Innenministerium der Vereinigten Arabischen Emirate habe nach Angaben von Gazeta.uz ihre Identitäten bekannt gegeben und ihre usbekische Staatsangehörigkeit bestätigt. Ein in den sozialen Medien kursierendes Video zeigt, wie einer der Angeklagten seiner Familie das Todesurteil verkündet.
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Als vereinsgetragene, unabhängige Plattform lebt Novastan vom Enthusiasmus seiner ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen – und von eurer Unterstützung!Das Gerichtsverfahren wurde im vergangenen Januar nach einer Untersuchung des Staatssicherheitsdienstes eingeleitet. Dem Gericht wurden die Geständnisse der Verdächtigen, die Ergebnisse der Autopsie und die verwendeten Waffen vorgelegt. Gegen die verhängten Urteile wird gemäß dem Recht der Vereinigten Arabischen Emirate automatisch Berufung beim Obersten Bundesgericht eingelegt.
Internationale Reaktionen
Das usbekische Außenministerium bestätigt die Verurteilung seiner Bürger, lehne jedoch weitere Kommentare ab, berichtet Gazeta.uz. Außenminister Baxtiyor Saidov drückte dem israelischen Botschafter im November sein Beileid aus und bekräftigte die Zusammenarbeit seines Landes mit den emiratischen und israelischen Behörden bei den Ermittlungen.
Die weltweite Chabad-Gemeinde war zutiefst schockiert über den Mord. Laut dem Amsterdamer Rabbiner Dovi Pinkovitch „fühlt sich im Moment niemand wirklich sicher“, berichtet YNetNews. Zalman Myer-Smith, Sicherheitsdirektor von Chabad of Florida, betonte, dass ihre Sichtbarkeit für die Abgesandten der Bewegung ein zweischneidiges Schwert sei, da sie sowohl sichtbar als auch verwundbar mache. In Kapstadt würdigte Rabbi Chezki Malka, ein enger Freund von Zvi Kogan, einen „engagierten und selbstlosen“ Mann und erinnerte an seinen ständigen Wunsch, „anderen zu helfen“.
Ein Fall mit Folgen
Obwohl die Behörden der Emirate die Motive für das Verbrechen nicht offiziell benannt haben, hält Israel weiter daran fest, dass es habe sich um eine antisemitische Tat gehandelt habe. Mehrere israelische Medien vermuten unter Berufung auf Geheimdienstquellen eine indirekte Beteiligung des Iran. Teheran habe jedoch jegliche Verantwortung zurückgewiesen, berichtet Gazeta.uz. Laut der Times of Israel gehen israelische Behörden davon aus, dass der Anschlag nicht unbedingt mit dem Iran in Verbindung steht. Sie halten aber an der Einstufung als Terroranschlag fest.
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Seit Dezember hat Abu Dhabi Berichten zufolge vielen usbekischen Männern die Einreise verboten. Einige von ihnen wurden bei ihrer Ankunft am Flughafen abgewiesen, berichtet Gazeta.uz. Diese Entscheidungen wurden nicht offiziell begründet.
Der Fall Zvi Kogan ist der jüngste in einer Reihe von Angriffen auf Vertreter:innen der Chabad-Bewegung. Im Jahr 2008 wurden bei einem Angriff auf das Chabad-Haus in Mumbai sechs Zivilist:innen getötet, darunter ein Rabbi und seine Frau.
Nine Apperry für Novastan
Aus dem Französischen von Robin Roth
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