Es ist unmöglich, einen Reiseführer mit allen interessanten Orten der Region zusammenzustellen – davon gibt es in Zentralasien zu viele. In dieser Auswahl findet ihr eine Zusammenstellung einiger Top-Sehenswürdigkeiten in den fünf zentralasiatischen Republiken und wie ihr diese am bequemsten erreichen könnt.
Şaryn-Canyon, Kasachstan
Der Şaryn-Canyon ist ein sehr altes Naturdenkmal, dessen Sedimentgestein bis zu 12 Millionen Jahre alt ist. Die Wälder aus Sogdian-Eschen, die nur in Zentralasien und China wachsen, haben die Eiszeit überstanden und sind heute 300 bis 400 Jahre alt.
Vor 25 Millionen Jahren befand sich an der Stelle des Canyons ein See, weshalb Paläontolog:innen hier Überreste von längst ausgestorbenen Tieren wie Mastodonten finden. Die heute noch existierende Natur ist nicht weniger vielfältig, und ein Großteil der Tiere ist auf der Roten Liste gefährdeter Tierarten aufgeführt.
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Die Tiefe des Canyons beträgt 200 Meter, die verschiedenen Felsen sind zwischen 150 und 300 Meter hoch. Die Landschaften können zu Fuß, zu Pferd oder auf einer Safari mit Geländewagen oder Quads erkundet werden. Am häufigsten besuchen Touristinnen und Touristen das Tal der Burgen, wo Steine und Felsen bizarre Formen bilden, sowie Eschen- und Turangowälder mit langlebigen Pflanzen. Außerdem kann das „Tal der Hexen“ besucht werden, wo der Wind durch die enge Schlucht heult – dies hat viele Legenden über den mystischen Ursprung des Ortes hervorgebracht.
Die nächste Station auf der Touristenroute ist die Mondschlucht, die am weitesten entfernt liegt und daher auch weniger stark besucht ist. Ihren Namen erhielt die Schlucht aufgrund einer Reihe von zerklüfteten Schluchten, die ihr Aussehen einem Mondkrater ähneln lassen.
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Als vereinsgetragene, unabhängige Plattform lebt Novastan vom Enthusiasmus seiner ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen – und von eurer Unterstützung!Der Şaryn-Canyon liegt 195 km von Almaty entfernt und ist privat mit dem Auto oder in einer Reisegruppe erreichbar. Die Fahrt dauert in der Regel nicht länger als fünf Stunden und unterwegs bietet sich vielleicht ein Stopp auf einem Mohnfeld. Am Eingang zum Nationalpark „Şaryn“ gibt es einen Kontrollpunkt, wo man übernachten und sich ausruhen kann. Im Canyon gibt es auch Erholungszentren, Angelgebiete und Cafés mit nationaler Küche.
Der Zugang zum Canyon kostet 750–792 Tenge (ca. 1,30-1,35 Euro).
Nationalpark „Ala-Archa“, Bischkek/Kirgistan
Das Naturschutzgebiet umfasst eine Fläche von etwa 2.800 Hektar und beherbergt 600 Pflanzenarten. Der größte Teil des Gebiets ist mit der örtlichen Tannenart, „Artscha“ genannt, halbkugeligem Wacholder und Tienschan-Fichten bewachsen. Der Park verfügt über sieben Wanderwege und mehr als 100 verschiedene Pfade, die sich in ihrer Landschaft und ihrem Schwierigkeitsgrad unterscheiden.
Ein für alle geeigneter Wanderweg ist der Pfad entlang des Flusses Ala-Artscha, wo man an Fotostellen anhalten und in aller Ruhe die mit Nadelbäumen bewachsenen Berglandschaften betrachten kann. Im Herbst kleidet sich der Park in das Gold der Bäume – ein solcher Spaziergang wird sicherlich lange in Erinnerung bleiben.

Die nächste Wanderroute führt zum Ak-Saj-Wasserfall, ist jedoch schwieriger und dauert etwa fünf Stunden. Hier beginnt die wilde Natur des Parks, und die Pfade wurden von denen ausgetreten, die diese Gipfel bereits zuvor bezwungen haben. Auf dem Weg zum Wasserfall und zum gleichnamigen Gletscher befindet sich auch eine der lokalen Sehenswürdigkeiten – die Hütte von Ratsek, ein großes Bergsteigerlager.
Auf dem Weg zum Gletscher kann man auch die Schlucht „Zerbrochenes Herz” und das Plateau Tepschi sehen, die sich auf einer Höhe von fast 2.700 Metern befinden.
Der Nationalpark liegt 30 Kilometer von Bischkek entfernt und ist mit dem Bus, der alle 30 Minuten fährt, oder mit dem Auto – am besten mit einem Elektro- oder Hybridauto – zu erreichen.
Der Eintritt in den Park kostet 200 Som (ca. 1,95 Euro), der Eintritt in die Schlucht selbst ist kostenlos. Die Einfahrt ins Territorium des Nationalparks mit dem Auto oder Minivan kostet 700 Som (ca. 6,85 Euro).
Savitskij-Museum in Nukus und Küste des Aralsees, Republik Karakalpakstan/Usbekistan
Das Savitskij-Museum entstand 1966 auf Initiative des Künstlers und Sammlers Igor Savitskij und wurde nach seinen Vorstellungen und Wünschen gestaltet. Vor der Eröffnung des Museums sammelte Savitskij Gegenstände der angewandten Kunst in der von ihm geliebten Region Karakalpakstan. Der Künstler bildete auch ein archäologisches Team, um Exponate in Choresm zu suchen und zu untersuchen.
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Zu den ersten Erwerbungen des Museums und heute Teil seiner Dauerausstellung gehören auch Werke zentralasiatischer Kunstschaffender, die wegen ihrer Abweichung von den in der Kunstakademie geltenden Grundprinzipien kritisiert wurden, darunter Nikolaj Karachan, Alexander Nikolaev (Usto-Mumin), Jelena Korowaj und andere. Das Savitskij-Museum beherbergt auch die größte Sammlung karakalpakischer Künstler, darunter Werke von Galia Abduraxmanova, Aman Atabaev, Erkin Joldasov und anderen.
Von der Hauptstadt Taschkent aus kann man Nukus am bequemsten mit dem Flugzeug (Dauer: 1,5 Stunden) oder dem Zug (Dauer: ca. 16-20 Stunden, mit Schlafplätzen) erreichen. Mit dem Auto oder Bus dauert die Fahrt bis zu 12 Stunden, kann jedoch anstrengender sein – dabei ist ein Abstecher zum Ufer des verschwindenden Aralsees machbar, von Nukus über Muynak noch etwa 130 Kilometer weiter bis zum Strand.

Eintrittspreis ins Museum kostet für ausländische Staatsangehörige 95.000 Sum (ca. 6,85 Euro) und für Staatsangehörige Usbekistans – 19.000 Sum (ca. 1,35 Euro).
Festung Hissor/Tadschikistan
Die Festung in Hissor liegt nur 30 Kilometer von der Hauptstadt Duschanbe entfernt. Sie wurde zur Wende vom 9. zum 10. Jahrhundert erbaut und war ein wichtiger Teil der antiken Stadt Hissor – dort befand sich der Palast des Beys des Emirats Buchara. Die Festung ist mit Mauern und Schießscharten befestigt, da sie nicht nur den Palast, sondern auch eine wichtige Weggabelung auf der Handelsroute bewachte.

An den Seiten des Festungstors sind zwei zylindrische Türme aus gebrannten Ziegeln mit einem Pfeilbogen zu sehen – ein deutliches Spiegelbild des Baustils des Emirats Buchara jener Zeit. Mit der Zeit entstanden viele Legenden über den Zweck der Festung. Einer davon zufolge wurde sie vom legendären Herrscher Afrosijob aus Firdausis „Schahname“ erbaut, einer anderen zufolge vom gerechten Kalifen Ali, der sich aufmachte, um den Islam in dieser Region zu verbreiten.
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Die Festung ist von Duschanbe aus mit dem Auto oder mit dem Stadtbus zu erreichen. Der Eintritt zur Festung kostet 10 Somoni, umgerechnet etwas weniger als 1 Euro.
Unabhängigkeitsdenkmal, Aşgabat/Turkmenistan
Das majestätische Denkmal befindet sich in der Hauptstadt des Landes, Aşgabat, und wurde im Jahr 2001 zum 10. Jahrestag der Unabhängigkeit im gleichnamigen Park eröffnet.
Das Unabhängigkeitsdenkmal in Form einer Säule ist 118 Meter hoch und an seiner Spitze sind ein goldener Halbmond und fünf Sterne als Symbol für die fünf wichtigsten turkmenischen Stämme angebracht. Der untere Teil des Denkmals ist in Form einer Jurte gestaltet, in deren Inneren sich das Unabhängigkeitsmuseum befindet, in dem Exponate zu sehen sind, die mit der Erlangung und Wahrung der Souveränität in Verbindung stehen.

Gegenüber dem Denkmal befindet sich eine Fußgängerzone, an deren Eingang eine Statue des ersten Präsidenten Turkmenistans, Saparmurat Niyazow, steht. Vor der Statue des Präsidenten sind Skulpturen zu sehen, die Helden des turkmenischen Nationalepos darstellen.
Der Eintritt in den Parkbereich ist kostenlos, die Eintrittspreise für das Museum besser vor Ort erfragen.
Urban Night Festival, Samarkand/Usbekistan
Im Oktober wird Samarkand zum Zentrum der kreativen Energie der Region – vom 17. bis 19. Oktober findet hier das Samarkand Urban Night Festival statt, das anlässlich des Stadtfestes veranstaltet wird. Diese Veranstaltung bringt Vertreterinnen der Kreativwirtschaft, Unternehmer, Künstlerinnen, Forscher und Innovatorinnen aus ganz Zentralasien zusammen.
Ziel des Festivals ist es, die Rolle der Jugend und der kreativen Führungskräfte bei der Entwicklung der Stadt zu stärken und eine Plattform für den Austausch von Ideen sowie für die Initiierung gemeinsamer Projekte zu schaffen. Das Programm umfasst öffentliche Vorträge, Workshops, Forschungsformate und Ausstellungen, die Samarkand zu einem Ort des Dialogs, der Inspiration und des Handelns machen.
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Jeder Tag des Festivals steht unter einem bestimmten Thema: von der Erforschung städtischer Gemeinschaften und Business-Networking bis hin zu nachhaltigen Innovationen und kreativer Führung. Die Teilnehmenden erwarten offene Gespräche, Umwelt-Workshops, interaktive Formate wie „Die Stadt aus Kräutern“, Führungen durch moderne Kunstausstellungen und Musikabende mit Live-Auftritten. Die Urban Night endet mit einem warmen Jazzkonzert der Silk Road Jazz Band, die die Idee des Festivals symbolisiert – die Schaffung kreativer Städte der Zukunft, die auf Kultur, Zusammenarbeit und dem Wunsch basieren, die Umgebung zu verändern.
Der Eintritt zur Veranstaltung ist kostenlos, eine Anmeldung ist jedoch erforderlich. Weitere Informationen zur Veranstaltung finden sich in den sozialen Netzwerken von Go Viral.
Die Redaktion von Hook
Aus dem Russischen von Michèle Häfliger
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