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Donald Trump und die Zukunft Zentralasiens

Am 20. Januar 2017 wurde Donald Trump offiziell zum 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten ernannt. Seine widersprüchlichen Aussagen zur Außenpolitik geben Anlass, sich über die Zukunft von Washingtons Einfluss in der Welt und ganz besonders auch in Zentralasien Gedanken zu machen. Wir übernehmen diese Einschätzung der Zukunft der Region mit freundlicher Genehmigung des Französischen Instituts für Zentralasienforschung (IFEAC) einen Artikel von Ilias Mamadjarow, wissenschaftlicher Assistent am IFEAC. 

Donald Trump, der 45. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika

Am 20. Januar 2017 wurde Donald Trump offiziell zum 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten ernannt. Seine widersprüchlichen Aussagen zur Außenpolitik geben Anlass, sich über die Zukunft von Washingtons Einfluss in der Welt und ganz besonders auch in Zentralasien Gedanken zu machen. Wir übernehmen diese Einschätzung der Zukunft der Region mit freundlicher Genehmigung des Französischen Instituts für Zentralasienforschung (IFEAC) einen Artikel von Ilias Mamadjarow, wissenschaftlicher Assistent am IFEAC. 

Für die internationale Gemeinschaft und die amerikanische Öffentlichkeit stellt sich seit des Wahlsieges von Donald Trump vor allem die Frage, ob der Wirtschaftsmagnat die Versprechungen, die er im Wahlkampf gemacht hat, nun auch tatsächlich umsetzt. Gerade seine Charmeoffensive dem russischen Präsidenten Putin gegenüber (von seinem Außenminister allerdings seither relativiert), seine Aussagen über Verringerungen der finanziellen Unterstützung an die NATO sowie seine Kritik an der chinesischen Wirtschaftspolitik, haben weltweit für Irritationen gesorgt und werden dazu führen, dass die Entscheidungen aus dem Oval Office nun noch genauer als bisher beobachtet werden dürften. Es stellt sich daher die Frage, welche Auswirkungen die Politik des amerikanischen Milliardärs in Zentralasien haben wird.

Le 45ème président des États-Unis, Donald Trump
Trump und sein Slogan „Macht Amerika wieder groß“

Die USA bleiben konstant in ihrer Zentralasienpolitik

Donald Trumps politischer Diskurs wird häufig als inkohärent und populistisch bezeichnet. Dennoch kann nach eingehender Meinung mehrerer Zentralasienspezialisten davon ausgegangen werden, dass seine Außenpolitik bezüglich der fünf zentralasiatischen Länder die seiner Vorgänger fortsetzen wird.

So geht der kirgisische Politologe Alexander Kniazew davon aus, dass trotz der Unvorhersehbarkeit von Trumps Plänen im Weißen Haus zumindest in der Region Zentralasien keine großen Veränderungen in der amerikanischen Politik zu erwarten sind. Die amerikanischen Interessen in der Region sind in den letzten zehn Jahren relativ konstant geblieben. Die USA sind in der Region vor allem präsent, um eine Gegengewicht zum russischen und chinesischen Einfluss darzustellen.

Und nicht zuletzt gibt es da noch den „Afghanistan-Faktor“, aufgrund dessen das amerikanische Interesse an Einfluss in der Region wohl nicht so schnell abnehmen wird. Für Mirzohid Rahimow, Professor an der Nationalen Usbekischen Universität, hält Afghanistan für die Vereinigten Staaten eine Schlüsselposition inne, um den Austausch zwischen Zentralasien und Südasien zu gewährleisten. Auch Chokirjon Khakimow, die Nummer zwei in der sozialdemokratischen Partei Tadschikistans, geht davon aus, dass die USA ihre Position in Zentralasien nicht verändern werden.

Un des supporters de Donald Trump : "La majorité silencieuse soutient Trump."
Ein Trump-Unterstützer „Eine stille Mehrheit unterstutzt Trump“

So sieht das auch die kasachische Spezialistin Anna Goussarowa. Die Rolle Amerikas in Zentralasien wird sich, von bestimmten neuen „Akzenten“ abgesehen, nicht grundlegend verändern. Die USA werden weiter durch „Soft Power“ versuchen, demokratische Werte voranzutreiben.

Eine Reduzierung des amerikanischen Einflusses gegenüber den regionalen Mächten

Konträr zu diesen Meinungen geht eine andere Gruppe von Experten davon aus, dass sich Amerikas Rolle in Zentralasien eher verringern wird, vor allem im Vergleich zur wachsenden Einflussnahme von Seiten Russlands und Chinas. Der Usbekische Zentralasienexperte Achmed Rahmanow beispielsweise, weist darauf hin, dass die USA ihren Einfluss in den letzten Jahren bereits verringert haben. Washington, so Rahmanow, verfolge eine Strategie, die Russland und China mehr Handlungsspielraum einräume.

Dieser Handlungsspielraum könnte unter anderem die schon bestehende Kooperation innerhalb von internationalen Organisationen, wie zum Beispiel die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit, stärken, meint der Leiter des analytischen Zentrums für Zentraleurasien in Usbekistan, Wladimir Paromonow.

Dem stimmt auch der kasachische Politologe Zahmer Karajanow zu. Er geht davon aus, dass die amerikanische Politik unter Trump stärker isolationistische Züge annehmen wird und sich von daher auch in Zentralasien zurückziehen wird. Angesichts des Umfangs der amerikanischen Projekte in der Region, besonders in den Bereichen Bildung und humanitäre Hilfe, ist es schwer die Konsequenzen eines solchen Rückzuges auf die Region einzuschätzen, so Karajanow.

Auch regionale NGOs werden sich auf eine Verringerung amerikanischer Finanzierung einstellen müssen, gibt der Ko-Vorsitzende des Klubs der Kirgistanexperten Pikir, Igor Chestakow, zu bedenken. Dies könnte seiner Meinung nach die Wahrscheinlichkeit „neuer Farbrevolutionen“ (wie die orangene Revolution in der Ukraine 2004 oder die kirgisische Tulpenrevolution 2005, Anm. der Redaktion) in der Region senken.

Donald Trump en meeting dans le Nevada en 2016
Donald Trump bei einem Treffen in Nevada 2016

Die Mehrheit der Zentralasiatischen Experten sieht die Situation in Zentralasien im Kontext russischer und chinesischer Interessen. Daher spielt auch die Krimkrise eine Rolle, wie Emil Djuraew, Professor der Politikwissenschaften an der Amerikanischen Universität Zentralasiens, hervorhebt. Sollten die USA unter Trump ihre Interessen in der Ukraine zurückstellen, so hätte dies unter Umständen auch entspannende Auswirkungen auf die amerikanische Präsenz in Zentralasien.

Dem fügt die amerikanische Expertin Sara Dorr hinzu, dass die Politik der USA in Zentralasien stark abhängig ist von der Position Washingtons China und Russland gegenüber. Zentralasien an sich stelle kein primäres Interessengebiet für die USA dar. So wird auch die Aufmerksamkeit der Amerikaner für die Region auch dann wachsen, wenn sich die Machtverhältnisse zwischen den Regionalmächten Russland und China verändert.

Ein endgültiges Fazit bleibt aus

Es wird angesichts von Trumps Kommentaren zur amerikanischen Außenpolitik immer schwieriger, die Auswirkungen einer Administration Trump weltweit und auch auf Zentralasien einzuschätzen.

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Es bleibt daher unerlässlich, die Entwicklungen in der amerikanischen Außenpolitik zu beobachten, gerade weil Trump auch eigene „Geschäfte“ in Zentralasien sowie im Rest der Welt unterhält.

Ein Bericht von Ilias Mamadjarow, wissenschaftlicher Assistent am IFEAC.
Aus dem Französischen übersetzt von Charlotte Dietrich

 

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