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Covid-19: Kasachstan bringt seinen eigenen Impfstoff auf den Markt

Kasachstan hat am 26. April seine Impfkampagne mit dem eigenen Impfstoff QazVac gestartet. QazVac ist ein Symbol für das wissenschaftliche Potenzial Kasachstans und sollte letztendlich zu einer deutlichen Zunahme der Impfungen im Land führen.

Kasachstan hat am 26. April seine Impfkampagne mit dem eigenen Impfstoff QazVac gestartet. QazVac ist ein Symbol für das wissenschaftliche Potenzial Kasachstans und sollte letztendlich zu einer deutlichen Zunahme der Impfungen im Land führen.

Es ist eine Premiere für Zentralasien. Wie das Nachrichtenportal Kazinform berichtete, hat Kasachstans Gesundheitsminister Alekseı Tsoı am 26. April die erste Injektion mit dem Impfstoff QazVac (QazCovid-in) erhalten. Der Impfstoff gegen das Coronavirus wurde in Kasachstan hergestellt und entwickelt, wie die Behörden des Landes immer wieder in Erinnerung rufen.

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Zu Beginn der QazVac-Impfkampagne stehen 50.000 Dosen bereit. Genug, um 25.000 Menschen mit mit je zwei Dosen im Abstand von 21 Tagen zu impfen. Kasachstans Präsident Qasym-Jomart Toqaev hatte im Oktober 2020 den Willen bekundet, einen kasachstanischen Impfstoff zu entwickeln. In Kombination mit der im Januar vorgestellten Corona-App Ashyq soll so eine schrittweise Wiederaufnahme der Wirtschaftstätigkeit in Gebieten ermöglicht werden, die stark von der Pandemie betroffen sind.

Eine Ergänzung zu russischen und chinesischen Impfstoffen

QazVac wird die bereits bestehende Impfkampagne mit dem russischen Impfstoff Sputnik V ergänzen, von dem 1 Million Dosen zur Verfügung stehen sollen. Wie das kasachstanische Nachrichtenportal Tengrinews berichtete, hat Kasachstan darüber hinaus am 26. März drei Millionen Dosen des chinesischen Impfstoffs Sinovac bestellt. Zuvor hatte sich das Land gegen die Zulassung von Sinovac auf seinem Staatsgebiet ausgesprochen.

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Laut dem stellvertretenden Premierminister Eraly Toģjanov sollen 50.000 zusätzliche Dosen QazVac im Mai geliefert werden. Die Produktion soll schrittweise auf 500.000 bis 600.000 Dosen pro Monat ansteigen, heißt es in der offiziellen Mitteilung. Die Produktion des Impfstoffs erfolgt in einer biopharmazeutischen Anlage im Bezirk Qordai, die somit die bereits in Qaraģandy etablierte Produktion von Sputnik V ergänzt.

Kasachstan im Kreis der Impfstoffhersteller

Dank QazVac trete Kasachstan in den engen Kreis von Ländern, die einen Impfstoff gegen Covid-19 entwickelt haben, teilte Kasachstans Präsidialverwaltung mit. Das Land schließt sich somit Ländern wie den Vereinigten Staaten, China, Russland, dem Vereinigten Königreich, Kuba und Indien an. QazVac wurde vom Kasachstanischen Institut für biologische Sicherheitsforschung entwickelt und von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zusammen mit anderen derzeit auf dem Markt befindlichen Impfstoffen zugelassen.

Kúnsulý Zakarya, Direktorin des hinter dem Impfstoff stehenden Forschungsinstituts, sagte gegenüber Kazinform, der Impfstoff sei zuverlässig und wirksam gegen die verschiedenen Mutationen des Covid-19-Virus. Er funktioniere nach dem Modell der Messenger-RNA wie die Impfstoffe von Pfizer oder Moderna und habe seine hohe immunologische Wirkung nachgewiesen. QazVac könne in Kühlschränken zwischen 2 und 8°C gelagert werden, was den Transport erheblich erleichtere.

Ein Thema von strategischer Bedeutung

Die Massenproduktion auf kasachstanischem Gebiet wird voraussichtlich erst Ende des Jahres anlaufen können. Dementsprechend sucht die Regierung Partner für die Produktion von QazVac. So berichtet das kasachstanische Nachrichtenportal Kapital bereits am 9. April, dass für die Abfüllung des Impfstoffs eine Zusammenarbeit mit der Türkei bestehe.

Diese Annäherung erfolgt, nachdem Kasachstans Außenminister Muhtar Tleýberdi am 17. März auf offiziellem Besuch in Ankara war. Themen der Gespräche waren neben dem Militär- und Verteidigungssektor auch Bereiche wie Wirtschaft, Kultur und Medizin. Kasachstan könnte somit türkische Produktionsstätten nutzen, um die Zahl von 500.000 Impfstoffdosen pro Monat zu erreichen.

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Die Türkei, die hauptsächlich Sinovac und den deutschen Impfstoff von BioNTech verwendet, könnte ihre Impfstoffversorgung diversifizieren und weniger abhängig von Ländern wie China werden. Gleichzeitig würde sie neue Allianzen bilden und aus ihrer diplomatischen Isolation ausbrechen, indem sie ihre Beziehungen zu Kasachstan stärkt.

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Trotz dieser Premiere in Zentralasien hat Kasachstan aber bislang keine Bereitschaft bekundet, seinen Impfstoff in die Nachbarländer der Region zu exportieren. Wie das kasachstanische Nachrichtenportal Zona.kz berichtet, habe die Regierung vielmehr erklärt, dass die Impfung der eigenen Bevölkerung weiterhin Priorität habe.

Léo Friedrich, Redakteur für Novastan

Aus dem Französischen von Robin Roth

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