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Russland und Tadschikistan: eine Geschichte über vier gescheiterte Projekte

Seit dem Zerfall der Sowjetunion wurden zwischen Tadschikistan und Russland zahlreiche Projekte vereinbart und umgesetzt. Allerdings gab es auch einige Projekte, die trotz großer Hoffnungen nur auf dem Papier verblieben sind. Das Nachrichtenportal ASIA-PLUS, auf dem dieser Artikel im Original erschien, stellt exemplarisch vier solcher nicht umgesetzten Projekte vor.

Dmitrij Medwedjew und Emomalii Rachmon
Dmitrij Medwedjew, damals Präsident von Russland, im August 2010 mit dem tadschikischen Präsidenten Emomalii Rachmon

Seit dem Zerfall der Sowjetunion wurden zwischen Tadschikistan und Russland zahlreiche Projekte vereinbart und umgesetzt. Allerdings gab es auch einige Projekte, die trotz großer Hoffnungen nur auf dem Papier verblieben sind. Das Nachrichtenportal ASIA-PLUS, auf dem dieser Artikel im Original erschien, stellt exemplarisch vier solcher nicht umgesetzten Projekte vor.

Anlass für diesen Rückblick war die Nachricht von Mitte Februar, dass der vom Oligarchen Oleg Deripaska geführte russische Aluminium­hersteller „RUSAL“ entgegen früheren Ankündigungen nun doch nicht in die Einrichtung eines gemeinsamen Werkes für den Bau von Spezialfahrzeugen in Tadschikistan investieren wird. Der Grund für diese überraschende Kehrtwende seien die geringe Nachfrage nach solcher Technik und die damit verbundenen finanziellen Risiken, hieß es aus dem Pressebüro von „RUSAL“.

Dabei haben die kommunalen Versorgungsunternehmen in Tadschikistan einen großen Mangel an Spezialfahrzeugen, die etwa für den Winterdienst oder die Müllentsorgung gebraucht werden: Von 887 Spezial­fahr­zeugen funktionieren nur gut 350.

RUSAL und das Wasserkraftwerk Rogun

Das wohl größte nicht realisierte Projekt war der geplante Bau des Wasserkraftwerkes „Rogun“ und auch hier taucht der Name Deripaska bereits auf. 2004 unterschrieb die russische Regierung im Namen von „RUSAL“ eine Vereinbarung, wonach 600 Mio. US-Dollar in den Bau des Kraftwerkes investiert werden sollten.

Lest auch bei Novastan: Riesenprojekt Rogun: Das erste Aggregat des Wasserkraftwerks soll fristgerecht ans Netz gehen

„RUSAL“ verpflichtete sich demnach, den ersten Bauabschnitt des Wasserkraftwerks fertigzustellen, im „Tadschikischen Aluminiumwerk“ in Tursunsoda zwei Elektrolysebehälter zu installieren und etwa 600  Mio. US-Dollar in den Bau eines neuen Aluminiumwerkes in Dangara südöstlich von Duschanbe zu inves­tieren. Alle Ausgaben zusammen hätten über 1,5 Mrd. US-Dollar betragen.

Doch schon bald kamen Spannungen zwischen den Partnern auf. Zankapfel waren Material und Höhe der Staumauer des Wasserkraftwerks: Laut einer Machbarkeitsstudie, die die deutsche Consulting­firma „Lahmeyer“ im Auftrag von „RUSAL“ erstellt hatte, sollte die Staumauer aus Beton gebaut werden und eine maximale Höhe von 285 m haben. Die tadschikische Seite bestand jedoch auf einer Stein­mauer und einer Höhe von 335 m.

Schließlich lehnte „RUSAL“ eine Beteiligung am Bau des Wasser­kraft­werkes ab. Einige Experten gehen davon aus, dass Deripaska bereits damals das Interesse an Investitionen in Tadschikistan und damit auch an diesem Projekt verlor, nachdem ihm Duschanbe den Kauf des „Tadschikischen Aluminiumwerks“ nicht erlaubt hatte, auf das er von Anfang an ein Auge geworfen hatte.

Unabhängigkeit von russischem Gas

Im Juni 2008 vereinbarten Russland und Tadschikistan geologische Untersuchungen an verschiedenen Erdöl- und Erdgaslagerstätten, darunter in den unweit der Hauptstadt Duschanbe gelegenen Orten Sargason und Sarykamysch. Die Gasvorkommen wurden damals auf insgesamt etwa 80 Mrd. Kubikmeter geschätzt.

Im August desselben Jahres erklärte der damalige russische Präsident Dmitrij Medwedjew während eines offiziellen Treffens mit seinem tadschikischen Amtskollegen Rachmon in Duschanbe, Tadschikistan werde schon in gut zwei Jahren seinen Gasbedarf ohne weitere Importe decken können und Russland sei bereit, das Land bei den geologischen Untersuchungen und der anschließenden Gas- und Uranförderung zu unterstützen.

Kurz darauf begann das russische Unternehmen „Gazprom International“ mit den Bohrungen, große Vorkommen wurden dabei jedoch nicht entdeckt. Statt­dessen stehen insgesamt 6 Mrd. Rubel (ca. 85 Mio. Euro) zu Buche, die „Gazprom International“ über die Jahre im Zusammen­hang mit den Bohrungsarbeiten ausgegeben hat.

noch mehr Wasserkraftwerke

Während Präsident Medwedjews Besuch  im August 2008 in Duschanbe wurde außerdem zwischen dem russischen Energieriesen „Inter RAO UES“ und dem tadschikischen Energieministerium ein Memorandum über die Förderung von neuen energetischen Projekten auf dem Territorium Tadschikistans unterzeichnet.

Am 24. Februar 2009 trafen sich beide Präsidenten in Sawidowo bei Moskau und sprachen dabei auch über die praktische Umsetzung des zuvor vereinbarten Memorandums. Bereits am nächsten Tag ordnete Präsident Rachmon während einer Regierungssitzung an, die mit Medjedew besprochenen Maßnahmen umzusetzen und speziell einen Plan zum Bau von drei neuen Wasserkraftwerken mit mittlerer Leistungsfähigkeit auszuarbeiten.

Aus dem Energieministerium hieß es, Fachleute von „Inter RAO UES“ hätten die für den Bau der drei Wasserkraftwerke vorgesehenen Orte besichtigt und detaillierte Untersuchungen des Flusses Serawschan vorgenommen, an dem eines der Kraftwerke gebaut werden sollte, um die bauliche Machbarkeit einzuschätzen. Über das Planungsstadium kam dieses Vorhaben jedoch nie hinaus. Über die Gründe kann nur spekuliert werden.

ASIA-PLUS
Aus dem Russischen von Florian Tack

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