Tadschikistan hat Jagdquoten für das seltene Marco-Polo-Schaf eingeführt, um so die Zahl der Tötungen zu begrenzen. Von der Gründung eines Luxusjagdunternehmens bis zur Erhaltung des Staatsgebiets sind die Auswirkungen dieser Maßnahme vielfältig.
Am 1. Februar berichtete das tadschikische Nachrichtenportal Asia-Plus, dass das Erreichen der Obergrenze in Bezug auf Jagdquoten für seltene Tiere für den Zeitraum 2023-2024 bevorstehe. Die Trophäenjagd dauert von September bis Ende Februar und betrifft Wildtiere, die als selten gelten und daher geschützt sind.
Von den 142 Genehmigungen, die gemäß den staatlich festgelegten Quoten erteilt werden können, waren zum besagten Zeitpunkt nur noch 11 nicht vergeben. Von den 110 verfügbaren Genehmigungen für Marco-Polo-Schafe wurden 108 genutzt, 15 von 16 für die Schraubenziege und 8 von 16 für das Urial.
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Das Marco-Polo-Schaf – eine beliebte Trophäe
Das Marco-Polo-Schaf, auch Argali oder Riesenwildschaf genannt, ist neben dem Sibirischen Steinbock eine der wertvollsten Jagdtrophäen im Hochgebirge Zentralasiens. Der ursprünglich aus dem zentralasiatischen Raum stammende Wildschaf ist nach dem berühmten venezianischen Reisenden Marco Polo benannt, der Ende des 13. Jahrhunderts durch Asien reiste.
Das Marco-Polo-Schaf wurde von der Internationalen Union für Naturschutz (IUCN) als nahezu gefährdet eingestuft. Aufgrund seiner beeindruckenden Statur ist es zu einem Wahrzeichen Tadschikistans geworden. Es sind vor allem die Hörner der Böcke, die dem Tier ein so charakteristisches Aussehen verleihen. Es dauert bis zu drei Jahre, bis die Hörner ihre endgültige Größe erreichen. Und sie sind teuer.
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Auch andere seltene Tiere wie der Sibirische Steinbock, der Schneeleopard, die Schraubenziege oder der Urial sind wegen ihrer Hörner, ihres Fells, ihrer Knochen und ihres Fleisches in ganz Zentralasien begehrt.
Streng regulierte Jagd
Aber das Marco-Polo-Schaf bleibt die beliebteste Beute. Die Aufnahme des Pamir-Nationalparks in die Liste des UNESCO-Welterbes im Jahr 2013 bestärkte nur die Vorstellung, dass die Praxis der regulierten Jagd in diesem geschützten, seltene Arten beherbergenden Gebiet zu seiner Erhaltung beitragen könnte.
Um an dieser Jagd teilnehmen zu dürfen, müssen sowohl Einheimische als auch Ausländer:innen eine Genehmigung besitzen. Laut Radio Ozodi, der tadschikische Dienst von Radio Free Europe, werden die Quoten von Unternehmen gekauft, die Jagdreisen nach Tadschikistan für ausländische Tourist:innen organisieren.
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Im Laufe der Jahre hat die tadschikische Regierung die Quoten erhöht. So umfassten die Quoten laut Asia-Plus im Jahr 2018 noch 95 Marco-Polo-Schafe und 12 Schraubenziegen, während es 2024 schon 110 beziehungsweise 16 Exemplare waren.
Die Festlegung von Jagdquoten verbietet nicht die Jagd auf geschützte Tiere, sondern regelt sie streng. Das Ziel ist, einen möglichst hohen Bestand an Tieren zu erhalten und so den touristischen Jagdsektor weiterhin zu versorgen.
Ein teures Hobby
Außerdem werden die Teilnehmer:innen handverlesen und die tadschikische Regierung zögert nicht, die Jagd zu einer Luxushobby zu machen. Der Preis für eine einzelne Lizenz beträgt mindestens 12.000 Somoni (1.022 Euro) für einen Bären, 55.000 (4.685 Euro) für ein Marco-Polo-Schaf und mehr als 380.000 Somoni (32.349 Euro) für eine Schraubenziege. Hinzu kommen Kosten für Führer:innen, Transport und Ausrüstung, sodass Agenturen Jagdreisen für mehrere Zehntausend Euro anbieten.
Die Jagd erfordert aufgrund der Höhe, in der sie stattfindet, Ressourcen und körperliche Ausdauer. Diese besonders teure Aktivität ist daher Ausländer:innen, insbesondere Amerikaner:innen, vorbehalten. Lizenzen für das Marco-Polo-Schaf gehören zwar zu den teueren, sind aber schnell vergeben.
Eine Praxis, um die Staatskasse aufzufüllen
Die Zahl der Menschen, die diese Trophäe erhalten möchten, nimmt nicht ab. Im Gegenteil. Die tadschikistanische Botschaft in Frankreich behauptet, dass „der Tourismus als bewährtes Mittel zur Anziehung in- und ausländischer Investitionen, zur Schaffung neuer Arbeitsplätze, als Einnahmequelle und zur Bereicherung des Staatshaushalts einen wesentlichen Beitrag zur wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung geleistet hat.“
So wurde 2018 zum Jahr der Entwicklung des Tourismus und des Volkshandwerks in Tadschikistan erklärt. In diesem Jahr hoffte die tadschikische Regierung, mehr als 7,27 Millionen Somoni (619.100 Euro) durch das Erlegen von 123 Wildtieren zu erhalten.
Bereits 2014 wurden 2 Millionen Somoni (170.000 Euro) aus Jagdeinnahmen für den Bau des Rogun-Wasserkraftwerks überwiesen. Im Durchschnitt könnten die Einnahmen aus einer Jagdsaison die Gehälter von 13.000 Lehrer:innen im Land decken.
Erträge vor Ort reinvestieren
Im Jahr 2018 erklärte Stefan Michel, Forscher bei der Zoologischen Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz (ZGAP), dass diese Geldzuflüsse den Einheimischen zugutekommen: „Damit werden auch lokale Gemeinschaftsprojekte finanziert, wie das neue Trinkwasserversorgungsnetz, […] oder der Bau von Häusern für Familien, deren Häuser durch eine Sturzflut zerstört wurden, und viele andere Dinge.“ Dank der Einnahmen aus der Trophäenjagd könne die tadschikistanische Regierung die wirtschaftliche und soziale Entwicklung des Gebiets finanzieren.
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In Bezug auf die Erhaltung des nationalen Naturerbes fügt der Forscher hinzu, dass dies „von der Wahrung der Rechte und Pflichten lokaler Jäger bei der Wildbewirtschaftung in ihrer Region sowie von den Einnahmen aus Jagd und Tourismus abhängt, welche die Initiativen der lokalen Bevölkerung zum Schutz der Tierwelt belohnen.“
Einige glauben jedoch, dass die tadschikistanische Regierung nicht genug gegen die Wilderei unternimmt und dass die Gelder aus der Jagd stärker in den Schutz seltener Tiere investiert werden sollten, anstatt andere Projekte voranzutreiben.
NGOs für den Erhalt des zentralasiatischen Naturerbes
Um das mangelnde Handeln der tadschikistanischen Regierung beim Artenschutz zu kompensieren, engagieren sich verschiedene lokale, nationale und internationale Verbände im Kampf gegen Wilderei und im Kampf gegen gefährdete Arten.
Die Internationale Union für Naturschutz (IUCN) beispielsweise schult lokale Gemeinden in der Bekämpfung der Wilderei sowie in der Identifizierung seltener Arten, insbesondere im Rahmen ihres Projekts zum Schutz der Schneeleoparden. Hamroh Ahrorsoda, Leiter des Komitees für Umweltschutz in Tadschikistan, bestätigt gegenüber Asia Plus, dass im Jahr 2023 im Land keine Fälle von Wilderei geschützter Tiere registriert wurden.
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Letztendlich ermöglicht die Komplementarität zwischen der Festlegung staatlicher Quoten und der Einbindung lokaler und internationaler Organisationen gegen Wilderei, dass Populationen seltener Arten erhalten bleiben oder sogar wachsen. Zu Beginn des Jahres 2024 gibt es in Tadschikistan mehr als 28.000 Marco-Polo-Schafe, verglichen mit 23-25.000 im Jahr 2018. Hinzu kommen 6.000 Schraubenziegen, 3.000 Uriale, 1.000 Braunbären und 300 Schneeleoparden.
Candice Vavon für Novastan
Aus dem Französischen von Robin Roth
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