Startseite      Grüne Transition in Zentralasien – Unterstützung durch europäische Entwicklungszusammenarbeit

Grüne Transition in Zentralasien – Unterstützung durch europäische Entwicklungszusammenarbeit

BRÜSSEL-ASTANA: EINE NEUE KLIMABRÜCKE? – Der Klimawandel hat weiterhin schwerwiegende Auswirkungen auf Zentralasien und erfordert dringende und koordinierte Maßnahmen, um seine negativen Folgen zu minimieren. Europäische Akteure der Entwicklungszusammenarbeit Organisationen wie die deutsche GIZ oder die französische AFD arbeiten mit den zentralasiatischen Staaten zusammen, um diesen Herausforderungen wirksam zu begegnen.

Entwicklungsagenturen aus Deutschland und Frankreich investieren in die grüne Transition in Zentralasien (Illustrationsbild), Photo : AscareOs / Wikipedia Commons.

BRÜSSEL-ASTANA: EINE NEUE KLIMABRÜCKE? – Der Klimawandel hat weiterhin schwerwiegende Auswirkungen auf Zentralasien und erfordert dringende und koordinierte Maßnahmen, um seine negativen Folgen zu minimieren. Europäische Akteure der Entwicklungszusammenarbeit Organisationen wie die deutsche GIZ oder die französische AFD arbeiten mit den zentralasiatischen Staaten zusammen, um diesen Herausforderungen wirksam zu begegnen.

Welche wirtschaftlichen, sozialen und geopolitischen Auswirkungen hat der Klimawandel in Zentralasien? Wo besteht dringender Handlungsbedarf? Reichen die bereits ergriffenen Maßnahmen aus? Die Artikelserie BRÜSSEL-ASTANA: EINE NEUE KLIMABRÜCKE? geht diesen Fragen nach. Ein Projekt von Konstantin Blondeau-Mikhaïlov und Camille Ramecourt.

Alle Artikel der Reihe findet ihr hier.

Die GIZ in Kasachstan

Dana Yermolyonok koordiniert für die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) die Unterstützung von Maßnahmen gegen den Klimawandel in Kasachstan. Die Expertin sprach mit Novastan über ihre Sicht auf die Situation in Zentralasien und die Frage der Anpassung und Eindämmung des Klimawandels.

Als Expertin für nachhaltige Entwicklung, grüne Wirtschaft und Management natürlicher Ressourcen vertritt sie die GIZ in Kasachstan. Sie warnt davor, dass der Klimawandel in der zentralasiatischen Region schneller voranschreitet als im globalen Durchschnitt und so zu Veränderungen in Wirtschaft, Landwirtschaft und Infrastruktur führt.

„Wir sind nicht nur mit einer Zunahme extremer Wetterereignisse konfrontiert, sondern auch mit der Aussicht auf wirtschaftliche Verluste und Instabilität in verschiedenen Bereichen der Gesellschaft“, sagt sie.

Zusammenarbeit im Kampf gegen den Klimawandel

Yermolyonok betont, wie wichtig es ist, die wirtschaftlichen Schäden zu berücksichtigen, die durch den Klimawandel insbesondere in den Bereichen Landwirtschaft und Infrastruktur entstehen können. „Selbst in unterschiedlichen Klimaszenarien ist klar, dass das Problem der Wasserknappheit erheblich sein wird. Dabei handelt es sich nicht nur um einen allgemeinen Wassermangel, sondern auch um eine Zunahme von Extremereignissen wie Dürren, Überschwemmungen oder mehrere Tage hintereinander auftretende Hitzewellen. All dies wird sich voraussichtlich noch verschärfen, ganz zu schweigen vom gefährlichen Zustand der Gletscher“, so das Fazit der GIZ-Expertin.

Lest auch auf Novastan: Die Gletscher des Tienschan im Rückgang

Laut einem Bericht des kasachstanischen Umweltschutzministeriums verlieren die Berggletscher im Südosten des Landes jährlich etwa ein Prozent ihres Eisvolumens. Prognosen zufolge wird in der Region in naher Zukunft mit einer weiterhin intensiven Gletscherschmelze gerechnet. So könnte die Vereisung am Nordhang des Ile-Alatau bis zum Ende des 21. Jahrhunderts praktisch verschwinden, die des Dsungarischen Alatau sogar noch früher.

„Eine Analyse der Veränderungen der Luftfeuchtigkeit in Kasachstan hat gezeigt, dass vor dem Hintergrund des erwarteten Anstiegs der Lufttemperatur ein Anstieg der Niederschläge, selbst um 20-25 Prozent, keine günstigen Auswirkungen auf Ökosysteme, Landwirtschaft und Wasserressourcen haben wird“, prognostiziert das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) in seinem Bericht.

Wasserressourcen-Management

Im Oktober 2023 unterzeichneten das Ministerium für Wasserressourcen und Bewässerung Kasachstans und die GIZ eine Vereinbarung zur Umsetzung eines regionalen Programms für Wasserressourcen-Management in Zentralasien. Das von Deutschland und den fünf zentralasiatischen Ländern geförderte Programm Green Central Asia hat zum Ziel, Wasserressourcen unter Berücksichtigung des Klimas zu bewirtschaften.

Im Gespräch mit Novastan beleuchtet Vincent Caupin, Leiter des in Taschkent ansässigen Zentralasienbüros der französischen Entwicklungsagentur AFD, die Maßnahmen der Entwicklungsagenturen in der Region. Die AFD hat seit 2016 in Usbekistan 1,3 Milliarden Euro in Projekte mit besonderem Klimabezug investiert.

Lest auch auf Novastan: One Water Summit: Internationale Antwort mit ungewisser Wirksamkeit

Nach dem Besuch von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in Astana im November 2023 baut das Büro seine Aktivitäten in Kasachstan auf der Basis guter Ergebnisse in Usbekistan aus. Außerdem werden bewährte Praktiken ausgetauscht, darunter die Country Platform, auf der verschiedene internationale Agenturen ihre Bemühungen über Kooperationsplattformen koordinieren, um so eine schnelle Mobilisierung und Nutzung externer Hilfe sicherzustellen.

Verhaltensänderungen notwendig

Dies führt zu Problemen beim Ressourcenverbrauch, wobei die CO2-Intensität der Emissionen in Usbekistan auf dem gleichen Niveau liegt wie in China. Angesichts einer wachsenden Bevölkerung, aber immer weniger verfügbaren natürlichen Ressourcen ist die Notwendigkeit einer öffentlichen Politik für die usbekische Regierung dringend geworden.

So entstand ein Projekt zur grünen Wirtschaft, an dem sich die AFD beteiligt und dabei stark auf die französischen Erfahrungen bei der Bilanzierung grüner öffentlicher Ausgaben zurückgreift, um innovative Instrumente für die nachhaltige Entwicklung Usbekistans zu schaffen.

Laut Dana Yermolyonok wird der globale Trend zu einem kohlenstoffarmen Entwicklungsmodell zu einem integralen Bestandteil der Zukunft. Beispielsweise werden Geschäftsmodelle, die auf hohen Treibhausgasemissionen basieren, angesichts neuer Mechanismen wie der CO2-Steuer an den Grenzen der Europäischen Union unrentabel.

Der Privatsektor muss sich anpassen und beteiligen

Daher können sich Unternehmen an die Ereignisse anpassen. „Nachdem sie die langfristigen Marktaussichten beurteilt haben, können Unternehmen entscheiden, welches Geschäftsmodell für sie das richtige ist: Jetzt investieren, um Emissionen zu reduzieren und ihre Produkte frei zu vermarkten, oder zusätzliche Steuern zahlen“, sagt die GIZ-Expertin.

Anlässlich des Weltklimagipfels der Vereinten Nationen im vergangenen Dezember in Dubai betonte Kasachstans Präsident Qasym-Jomart Toqaev die Bedeutung der Beteiligung des Privatsektors an der Lösung von Klimaproblemen. Er brachte den Wunsch seines Landes zum Ausdruck, ein wichtiger Lieferant von Mineralien zu werden, die für die Dekarbonisierung der Welt unerlässlich sind.

Lest auch auf Novastan: „Anpassung hat Priorität“ – Klimawandel in Kasachstan

Außerdem machte er darauf aufmerksam, dass Zentralasien trotz der gemeinsamen Anstrengungen aller Länder der Region bis 2050 unweigerlich mit einem Temperaturanstieg von bis zu 2,5 Grad konfrontiert sein wird. Dies werde zum Austrocknen großer Flüsse und Seen sowie zu einem Mangel an Trinkwasser und Bewässerungswasser in der Region führen. In diesem Zusammenhang schlug er eine stärkere Unterstützung des Internationalen Fonds zur Rettung des Aralsees vor.

Reduktion von Treibhausgasen

Im Februar 2023 verabschiedete Kasachstan eine Strategie zur Erreichung der CO2-Neutralität bis 2060. Investitionen in kohlenstoffarme Technologien zur Erreichung der CO2-Neutralität erfordern schätzungsweise 610 Milliarden US-Dollar (569 Milliarden Euro) oder 19,6 Prozent des Bruttokapitals.

Mehr als die Hälfte der Mittel werden in grüne Sektoren umgeleitet, die restlichen 223,7 Milliarden US-Dollar (208,8 Milliarden Euro) sind für neue Ressourcen vorgesehen. Den Angaben der Strategie zufolge ist der Preis für die Dekarbonisierung relativ niedrig – 65,4 Dollar (61 Euro) pro Tonne CO2-Äquivalent.

Im April 2023 startete die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) ein Projekt mit der kirgisischen Regierung. Dieses Projekt soll es dem Land ermöglichen, besser auf Naturkatastrophen vorbereitet zu sein und die Bewirtschaftung von Wäldern und Weiden zu verbessern. So können Wirtschaftswachstum und Umweltschutz in Einklang gebracht werden.

Gemeinsame Anstrengungen

Abschließend erinnern die Expert:innen von GIZ und AFD daran, dass in Zentralasien zahlreiche Projekte im Bereich erneuerbarer Energien unter Beteiligung von USAID, EU, Asiatischer Entwicklungsbank (ADB), GIZ, AFD und anderer Organisationen gestartet wurden. Diese Initiativen decken ein breites Themenspektrum ab, von der Netzwerkorganisation bis hin zu EU-Erfahrungen, die in der Region angewendet werden können.

Auch technische Aspekte wie Netzausgleich und Energiespeicherfragen werden unter Berücksichtigung der Realitäten Zentralasiens aktiv diskutiert und weiterentwickelt. „Ich denke, dass der Bedarf an Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Ländern, auch europäischen Ländern, weiter bestehen wird, weil es eine Art gemeinsame Anstrengung ist“, schlussfolgert die GIZ-Expertin.

Lest auch auf Novastan: Entwicklung erneuerbarer Energien in Kasachstan – ein Interview mit Ainur Sospanova

Dana Yermolyonok äußert die Hoffnung, dass die Menschen in Zentralasien Stereotypen überwinden werden, die damit verbunden sind, den Klimawandel als etwas „Entferntes und Unverständliches“ wahrzunehmen. Wichtig sei eine umfassende Kommunikation über die Auswirkungen des Klimawandels auf das tägliche Leben. Projekte wie die der GIZ in Kasachstan und andere Sozial- und Bildungsprojekte können eine Schlüsselrolle dabei spielen, Menschen über die Auswirkungen des Klimawandels auf ihre tägliche Realität zu informieren.

Vincent Caupin sieht in dem Kooperationsprojekt erhebliche Vorteile. Die künftige Präsenz der AFD in Kasachstan könne das lokale öffentliche Handeln in Umweltangelegenheiten stärken, was der Stabilität und dem Wachstum der zentralasiatischen Region zugutekommen werde.

Sherzod Babakulov, Camille Ramecourt und Konstantin Blondeau-Mikhaïlov für Novastan

Aus dem Französischen von Robin Roth

Noch mehr Zentralasien findet ihr auf unseren Social Media Kanälen: Schaut mal vorbei bei Twitter, Facebook, Telegram, Linkedin oder Instagram. Für Zentralasien direkt in eurer Mailbox könnt ihr euch auch zu unserem wöchentlichen Newsletter anmelden.

Kommentare

Your comment will be revised by the site if needed.