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Wer ist der Aga Khan und wofür ist er bekannt?

Das geistige Oberhaupt der Ismailit:innen, Prinz Aga Khan IV., feierte am 13. Dezember 2021 seinen 85. Geburtstag. Asia Plus hat aus diesem Anlass ein Portrait veröffentlicht, das wir mit freundlicher Genehmigung der Redaktion übersetzen.

Asia Plus akozhakhmetova 

Übersetzt von: Aigerim Kozhakhmetova

Original (13. Dezember 2021)

Das geistige Oberhaupt der Ismailit:innen, Prinz Aga Khan IV., feierte am 13. Dezember 2021 seinen 85. Geburtstag. Asia Plus hat aus diesem Anlass ein Portrait veröffentlicht, das wir mit freundlicher Genehmigung der Redaktion übersetzen.

Prinz Karim Aga Khan IV. ist der 49. Imam der ismailitisch-nizaristischen Gemeinschaft des schiitischen Islams und gilt als direkter Nachfolger des Propheten Muhammad durch dessen Tochter Fatima. Der Titel „Aga Khan“ wurde Hasan Ali Shah, einem Vorfahren des Aga Khan IV., im Jahr 1830 zuerkannt. Hasan Ali Schah wurde zum Prinzen, als er die Tochter des Königs von Persien heiratete. Er wurde der 46. Erb-Imam der Ismailit:innen.

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1887 verlieh der Generalgouverneur von Britisch-Indien, Lord Dufferin, Agha Khan I. in Anerkennung seiner Verdienste für die Briten während des Afghanischen Krieges (1841-1842) den Titel eines Prinzen. In der Folgezeit wurden auch die Nachfolger als Prinzen angesehen. Prinz Karim wurde schon in seiner Jugend ein geistiger Anführer der Ismailit:innen.

Nach dem Tod des Aga Khan III. wurde er 1957 im Alter von 21 Jahren zum Aga Khan IV. ernannt. Im selben Jahr verlieh ihm Königin Elisabeth II. den Titel „Seine Hoheit“ und 1959 wurde er vom Schah von Persien, Mohammad Reza Pahlavi, mit dem Titel „Königliche Hoheit“ geehrt.

Lehrjahre

Der zukünftige Imam der Ismailit:innen besuchte das Institut Le Rosey in der Schweiz. Anschließend studierte er an der Harvard University, wo er 1959 sein Studium der islamischen Geschichte mit Auszeichnung abschloss. Er betonte die Vision des Islams als eine Geisteshaltung, einen geistigen Glauben, der Mitgefühl und Toleranz lehrt und der die Menschenwürde hochhält.

Als Vorsitzender der Internationalen Konferenz „Der Prophet Muhammad als Vorbild (Sirat)“, sagte der Aga Khan 1976 in Karatschi, dass die Weisheit des letzten Propheten, neue Lösungen für Probleme zu finden, die mit traditionellen Methoden nicht gelöst werden konnten, eine Inspiration für die Muslime sei. So könne man eine wirklich moderne und dynamische Gesellschaft verstehen, ohne dabei die grundlegenden Konzepte des Islam anzutasten.

Zwei Hochzeiten und Scheidungen

1968 verliebte sich der Prinz in Sarah Crichton-Stuart, ein englisches Model und die Tochter eines indischen Armeeoffiziers. Noch im selben Jahr heirateten sie. Nach ihrer Heirat wurde Sarah als Begum Salima bekannt. Das Paar bekam drei Kinder: Prinz Rahim Aga Khan, Prinz Hussein Aga Khan und Prinzessin Zahra Aga Khan. Doch 1993 ging ihre Ehe nach 25 Jahren in die Brüche.

Zwei Jahre nach der Scheidung heiratete der Aga Khan die in Deutschland geborene Prinzessin Gabriele zu Leiningen, die den Namen Begum Inaara annahm und ihm einen Sohn, Prinz Ali Mohammed, gebar. Doch sechs Jahre später wurde auch die Ehe wieder aufgelöst.

Der Aga Khan und seine Kinder

Heute setzen sich die Kinder des Aga Khan für das Wohl des Imamats ein: Prinzessin Zahra leitet die Abteilung für soziale Wohlfahrt. Rahim ist Geschäftsführer der Aga Khan Fondation für wirtschaftliche Entwicklung und Hussein arbeitet im Umweltschutz. Die älteste Tochter, Zahra Aga Khan, wurde 1970 geboren. 1994 schloss sie ihr Studium in Harvard mit Auszeichnung ab. Bei zahlreichen Veranstaltungen vertritt sie ihren Vater und dessen Stiftung.

Im Jahr 1997 heiratete Zahra den britischen Geschäftsmann Mark Boyden. Es war eine ungewöhnliche Heirat, für die der Vater der Braut eine Sondergenehmigung erteilte, da der Bräutigam sich strikt weigerte, den Islam anzunehmen. Sie bekamen eine Tochter und einen Sohn, aber die Beziehung endete mit einer Scheidung.

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Der älteste Sohn des Aga Khan IV., der 1971 geborene Prinz Rahim Agha Khan, absolvierte seine Hochschulausbildung in den USA und Spanien. Im Jahr 2013 stellte Naomi Campbell ihn dem 24-jährigen Model Kendra Spears vor. Im selben Jahr heirateten sie. Kendra konvertierte zum Islam und erhielt einen neuen Namen – Prinzessin Salwa.

Der zweite Sohn des Agha Khan, Prinz Hussein, schloss sein Studium am Williams College mit einem Bachelor of Arts ab. Außerdem hat er einen Master-Abschluss in Internationalen Beziehungen.Im Jahr 2006 heiratete Hussein die Amerikanerin Christine White. Christine konvertierte ebenfalls zum Islam und erhielt den Titel und Namen der Prinzessin Khalia. Allerdings gab das Paar 2011 seine Scheidung bekannt und Khalia wurde wieder zu Christine. Der jüngste Sohn des Agha Khan IV, Prinz Ali Muhammad, ist erst 21 Jahre alt – er wurde am 7. März 2000 geboren.

Das geerbte Pferdeunternehmen

Nach dem Tod seines Vaters (er kam bei einem Autounfall in der Nähe von Paris ums Leben) erbt Karim dessen Pferdezucht. „Als Vater starb, wussten wir (die Kinder) überhaupt nicht, was wir mit unserem Familienhobby – neun riesigen Vollblutpferdezuchtanlagen – anfangen sollten“, sagte Prinz Karim. „Ich hatte nie ein Interesse an Pferden. Es war sehr schwierig für mich, dieses Geschäft über Wasser zu halten, und ich lief Gefahr, es aufgrund meiner Unwissenheit zu ruinieren.“

Dennoch beschloss er, die Anteile seiner Geschwister aufzukaufen und zu versuchen, in dem Unternehmen erfolgreich zu sein. Und er hatte Erfolg! Seit mehr als einem halben Jahrhundert bringen die Pferde dem Prinzen Siege bei großen Rennen ein. Eine der seltenen Gelegenheiten, einen Blick auf den Prinzen zu erhaschen, ist daher der Besuch des Prix de Diane in Chantilly. Dieser 1843 ins Leben gerufene Preis gilt als einer der renommiertesten in Frankreich. Das Rennen ist nur wenige Kilometer vom Anwesen des Prinzen in Aiglemont entfernt.

Ohne den Aga Khan gäbe es diesen Preis heute wahrscheinlich nicht, ebenso wenig wie die Rennbahn von Chantilly im Allgemeinen: Der Prinz hat ein riesiges Areal von 8.000 Hektar unter seine Kontrolle genommen, restauriert und renoviert. Auf dem Gelände befindet sich neben der Rennbahn auch eines der berühmtesten Kulturdenkmäler Frankreichs, das Château de Chantilly.

Ein Prinz ohne Königreich

Obwohl Karim Aga Khan IV. Schlösser, Privatjets, Jachten, Pferdefarmen, ein Milliardenvermögen und den Titel eines Imams besitzt, ist er an kein politisches Gebiet gebunden. Die meiste Zeit verbringt er in seinem Privatjet in der Luft. Prinz Karim wurde 1938 in Genf geboren. Er ist einer jener europäischen Aristokraten, deren ethnische Zugehörigkeit schwer zu bestimmen ist. Er ist zur Hälfte Engländer und reist mit einem britischen Pass durch die Welt. Als seine Hauptwohnsitze nennt er jedoch Genf (Sitz der Aga Khan Foundation) und Paris, genauer gesagt sein Anwesen bei Chantilly, 40 Kilometer nördlich von Paris.

Der Aga Khan IV. erklärte in einem Interview mit der Zeitschrift La Cohorte, dass er niemanden zu seinem Glauben bekehren möchte. „Wir haben nicht das Bedürfnis, dies zu tun. Es gibt Religionen, in denen die Bekehrung empfohlen wird. Wir vertreten jedoch den Standpunkt, dass es jedem freisteht, das zu tun, was er möchte. Wenn jemand Schiit werden will, kann er Schiit werden; wenn jemand Ismailit werden will, kann er Ismailit werden“, sagte er.

Der Aga Khan und Tadschikistan

Das erste Treffen zwischen Prinz Karim Agha Khan IV. und seinen Anhänger:innen in Tadschikistan fand am 25. Mai 1995 statt. An diesem Tag hatten die Mitglieder der Ismailitischen Gemeinschaft zum ersten Mal die Gelegenheit, den Imam persönlich zu sehen. Dieser Tag wird seitdem jährlich als „Ruzi nur Didor“ – Tag des Lichts oder Tag der Begegnung – gefeiert.

Im Allgemeinen wird angenommen, dass der Aga Khan IV. die Pamiris in den 1990er Jahren gerettet habe. Die humanitäre Nahrungsmittelhilfe, die der Aga Khan während des Bürgerkriegs für die Bevölkerung von Berg-Badachschan leistete, bewahrte die Menschen vor dem massenhaften Hungertod.

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Zu dieser Zeit befand sich Berg-Badachschan in einer Wirtschaftsblockade. Die vom Aga Khan IV. aus dem kirgisischen Osch organisierten Lebensmittellieferungen waren die einzige Möglichkeit für die Pamirbewohner:innen zu überleben. Karawanen lieferten Zehntausende von Tonnen Mehl, Öl, Zucker, Milchpulver, Reis und andere lebenswichtige Produkte an jede Siedlung in Berg-Badachschan.

Der Prinz, der Gutes tut

Das Lebenswerk von Karim Aga Khan ist die humanitäre Hilfe. Seine jährlichen Spenden belaufen sich auf Millionen von Dollar. Der Prinz wurde von der Zeitschrift „Paris Match“ als „Der Imam mit dem Herz aus Gold“ bezeichnet. Der Aga Khan verwaltet ein umfangreiches Netz von Fonds und Organisationen des Aga Khan Development Network, die mit Regierungen in Asien, Afrika, Europa und Nord- und Südamerika an Programmen unter anderem in den Bereichen Landwirtschaft, Gesundheit, Bildung, Tourismus arbeiten.

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Dazu gehören die Aga Khan Training Centres, die Aga Khan Microfinance Agency, die Aga Khan Education Services, die Aga Khan Foundation for Economic Development, die Aga Khan Health, Planning and Construction Services, der Aga Khan Trust for Culture, die Aga Khan University und FOCUS Humanitarian Aid, – eine internationale Gruppe von Agenturen, die Nothilfe in Entwicklungsländern leisten.

In den letzten Jahren hat sich das Mitglied Aga Khan Foundation an zahlreichen humanitären Projekten beteiligt, die in verschiedenen Ländern Millionen von Menschenleben gerettet haben. Die Stiftung bietet Menschen unabhängig von ihrer Ethnie oder Religion Unterstützung an. Sie hat Niederlassungen in 18 Ländern, vor allem in Zentralasien, im Nahen Osten, in Ost- und Westafrika sowie in Südostasien.

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Aus dem Russischen von Aigerim Kozhakhmetova

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