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Tadschikistan beschließt Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels

Die Bekämpfung des Klimawandels und der wachsenden Bedrohung durch die globale Erwärmung ist seit langem eines der Hauptziele vieler Länder der Welt. Tadschikistan ergreift Maßnahmen auf Regierungsebene, um Fragen des Klimawandels anzugehen, darunter die 2019 verabschiedete "Nationale Strategie zur Anpassung an den Klimawandel der Republik Tadschikistan für den Zeitraum bis 2030". Um die Bevölkerung über die Wichtigkeit von Maßnahmen zum Klimaschutz zu informieren, wurde außerdem vom 24. Oktober bis zum 21. November der "Green Climate Action Month" in Tadschikistan durchgeführt.

Nurek Reservoir
Das hydroenergetische Potenzial Tadschikistans ist riesig. Hier der Nurek-Stausee 2015.

Die Bekämpfung des Klimawandels und der wachsenden Bedrohung durch die globale Erwärmung ist seit langem eines der Hauptziele vieler Länder der Welt. Tadschikistan ergreift Maßnahmen auf Regierungsebene, um Fragen des Klimawandels anzugehen, darunter die 2019 verabschiedete „Nationale Strategie zur Anpassung an den Klimawandel der Republik Tadschikistan für den Zeitraum bis 2030“. Um die Bevölkerung über die Wichtigkeit von Maßnahmen zum Klimaschutz zu informieren, wurde außerdem vom 24. Oktober bis zum 21. November der „Green Climate Action Month“ in Tadschikistan durchgeführt.

Dieser Artikel erschien im russischen Original auf AsiaPlus. Novastan übersetzt ihn mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.

Auf der Konferenz „Wasser für eine nachhaltige Entwicklung 2018-2028“ sprach der tadschikische Präsident Emomali Rahmon von den negativen Folgen des Klimawandels. Er hob dabei hervor, dass dass jahrelange Beobachtungen einen verstärkten Einfluss des Klimawandels auf die Natur und die sozioökonomische Lage in Tadschikistan und Zentralasien zeigen.

Nach diesen Beobachtungen hat sich in den letzten sechzig Jahren die durchschnittliche jährliche Lufttemperatur in Tadschikistan um 1 Grad Celsius erhöht, die Häufigkeit und Intensität der natürlichen hydrometeorologischen Phänomene haben zugenommen. Unter dem Einfluss dieser Faktoren verursachen Naturkatastrophen in Tadschikistan in Form von Überschwemmungen, Schlammlawinen, Lawinen und Erdrutschen jedes Jahr schwere Schäden für die Bevölkerung und die Wirtschaft des Landes. Darüber hinaus haben wir in den letzten Jahrzehnten fast 1.000 kleine und mittelgroße Gletscher verloren„.

Anpassungsmaßnahmen

2019 wurde die „Nationale Strategie zur Anpassung an den Klimawandel der Republik Tadschikistan in dem Zeitraum bis 2030“ beschlossen. Die Hauptinhalte der Strategie beabsichtigen, durch Klimawandel verursachte Probleme zu verringern und eine widerstandsfähige Wirtschaft aufzubauen.

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Die Verordnung weist darauf hin, dass Tadschikistan laut dem Index of Sensitivity to Climate Change unter den europäischen und zentralasiatischen Ländern den ersten Platz belege. Angesichts der Verschärfung der bestehenden Probleme und der Entstehung neuer Risiken wird der Klimawandel wahrscheinlich ein Hindernis für die Erreichung seiner Prioritäten für die Entwicklung Tadschikistans darstellen.

Laut der UN-Rahmenkonvention zum Klimawandel besteht die Gefahr, dass bis 2050 die Durchschnittstemperatur in Tadschikistan von 1,8 °C auf 2,9 °C steigt. „Dies wird alle Lebensbereiche in Tadschikistan betreffen. Infolge des Klimawandels (z. B. rasantes Abschmelzen der Gletscher) steigt das Risiko von Überschwemmungen, Schlammflüssen und Lawinen. Diese Probleme treten bereits in den Frühlingsmonaten auf. Dürre, Überschwemmungen oder extreme Wetterbedingungen verursachen den Anstieg der Armut (Anbau und Einkommensentzug) und dadurch starke Migration, weil die Bevölkerung zur Arbeitssuche in anderen Ländern gezwungen wird“, heißt es in der Strategie.

Aufgrund des Überschusses an Kohlendioxid steigt der Treibhauseffekt und die Erde wird immer mehr wärmer. Im Vergleich zu den anderen zentralasiatischen Ländern hat Tadschikistan einen geringeren Anteil an Kohlendioxidemissionen in die Atmosphäre und ist weltweit auf den 132. Platz (Kasachstan – 23, Usbekistan – 38, Kirgisistan – 116). Dennoch ist Tadschikistan das am stärksten vom Klimawandel betroffene Land der Region.

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Damit die Temperatur auf der Erde nicht über den Normalwert steigt, muss die Kohlendioxidemission in die Atmosphäre reduziert werden. Mit dieser Absicht wurde 2015 während der Klimakonferenz in Paris das UN-Klimaabkommen verabschiedet.  Dieses sieht vor, dass ab 2020 Maßnahmen zur Reduzierung des Kohlendioxids in der Atmosphäre ergriffen werden sollen sowie dass eine Reduzierung des globalen Temperaturanstiegs deutlich unter 2 Grad angestrebt wird.

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Zusammen mit weiteren 196 UN-Mitgliedstaaten hat Tadschikistan am 22. April 2016 das Abkommen unterschrieben. Am 13. Februar 2017 wurde es durch das tadschikische Parlament ratifiziert. So hat die tadschikische Regierung Verantwortung übernommen, Maßnahmen gegen Umweltverschmutzung und Klimawandel zu ergreifen, sich um das Wohlergehen der Bevölkerung zu kümmern und negative Auswirkungen des Klimawandels auf die Wirtschaft des Landes zu verhindern.

Die Maßnahmen gegen Umweltverschmutzung beabsichtigen ein neues, kohlenstoffarmes Wirtschaftsmodell zu entwickeln und schrittweise die alten Technologien zur Gewinnung, Verarbeitung und Nutzung fossiler Ressourcen durch „grüne“ Technologien zu ersetzen.

Dilowarscho Dustsoda ist Direktor der Meteorologischen Agentur, Ständiger Vertreter Tadschikistans bei der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) sowie Nationaler Koordinator der UN-Klimakonvention. Er merkt an, dass in der vierten Nationalen Mitteilung im Rahmen der UN-Rahmenkonvention zum Klimawandel alle Verpflichtungen, die Tadschikistan zur Erfüllung der Ziele des Pariser Abkommens übernehmen wird, detailliert beschrieben werden.

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„Natürlich beeinflusst COVID-19 nicht nur das Leben von Millionen Menschen, sondern auch die Umwelt. Die CO2-Emissionen sind durch geringere Mobilität der Menschen gesunken. In diesem Zusammenhang bestätigen Wissenschaftler, dass sich die Luftqualität in einigen Regionen verbessert hat. Durch die Abschaltung von Industrieanlagen und den Rückgang des Flug- und Straßenverkehrs nimmt die Luftverschmutzung ab. Aber wir müssen uns fragen, ob dieser positive Effekt langfristig nachhaltig sein wird“, stellt er fest.

Schmelzende Gletscher

Klimaexperten schlagen seit langem Alarm wegen des rasanten Abschmelzens der Gletscher in Tadschikistan. Seit 1930 sind etwa 30 Prozent der Gletscherbedeckung verloren gegangen, die aktuelle Schmelzrate liegt bei einem annualisierten Verlust von 0,5-0,8 Prozent. Der größte Gletscher Tadschikistans, der Fedchenko-Gletscher, mit einem Gesamtvolumen von 144 km³, hat sich seit Beginn des 20. Jahrhunderts um 1 km zurückgezogen und etwa 5 km³ Eis verloren. Nach Angaben von Experten gibt es in Tadschikistan mehr als 13 Tausend Gletscher. Ihr Gesamtvolumen beträgt 850 Kubikkilometer.

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Bis 2050 kann sich diese Zahl um die Hälfte reduzieren. Das heißt, wenn heute nichts unternommen wird, könnten einige der Gletscher in Tadschikistan ganz verschwinden. Das Abschmelzen der Gletscher wird das Risiko von Sturzfluten durch den Durchbruch von Gletscherseen erhöhen. Dies wird der Wirtschaft des Landes großen Schaden zufügen: Zahlreiche Schlammlawinen und die anschließende Dürre werden dem Agrarsektor des Landes, in dem mehr als 60 Prozent der Bevölkerung leben, erheblichen Schaden zufügen. Die Ernteerträge werden sinken, was zu einer Senkung des Lebensstandards führen wird. Daher sind die von der Regierung Tadschikistans ergriffenen Anpassungsmaßnahmen sehr wichtig und zeitgemäß.

Die Problematik der klimatischen Veränderungen in Tadschikistan und deren Folgen betreffen jedoch nicht nur das Land selbst, sondern alle Länder der zentralasiatischen Region unmittelbar. Schließlich erzeugt Tadschikistan bekanntlich einen bedeutenden Teil der Wasserressourcen Zentralasiens und das Schmelzen der Gletscher ist eine große Bedrohung für die gesamte Region. Hier geht es um den ungünstigen Einfluss des Klimawandels auf Wasserkraft, Wasserversorgung und Landbewässerung.

Grüne Klimapolitik

Im Oktober wurde in Tadschikistan die Initiative „Green Climate Action Month“ gestartet, die vom 24. Oktober bis 21. November vom Komitee für Umweltschutz der Regierung Tadschikistans zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) umgesetzt wurde. Im Rahmen dieses Aktionsmonats wurden Online-Veranstaltungen zu Umweltschutz und grünem Klima in Tadschikistan durchgeführt.

Die Organisatoren der Veranstaltung weisen darauf hin, dass der „Green Climate Action Month“ darauf abzielte, das Verständnis und die Aufmerksamkeit für die Probleme der Umwelt, den Anstieg der Treibhausgase in der Atmosphäre und den Klimawandel auf der ganzen Welt zu verbessern. Der Klimawandel verstärkt die Auswirkungen der Umweltzerstörung und betrifft viele Bereiche der tadschikischen Wirtschaft.

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All diese Aktivitäten zielen darauf ab, die Öffentlichkeit für das Thema Umwelt zu sensibilisieren. Die Aktivitäten fanden online statt, was die Reichweite des Publikums erhöhte. Somit konnten die Organisatoren Informationen an eine größere Anzahl von Menschen liefern.

„Schließlich zielt der Aktionsmonat auch darauf ab, das Bewusstsein für den sektorübergreifenden Charakter des Klimawandels zu schärfen, Verhaltensänderungen voranzutreiben und Menschen zu inspirieren, gegen den Klimawandel zu kämpfen. Die Online-Events beinhalteten Klimawandel-Herausforderungen, Kunstwettbewerbe, Quiz, Schülerdebatten, eine Podcast-Serie und Vorträge mit Experten“, so die Organisatoren.

Die Veranstaltungen endeten am 20. November mit einer Podiumsdiskussion, an der Regierungsstellen, die Zivilgesellschaft und die internationale Gemeinschaft teilnahmen. Sarafo Kiemsoda Sufidschon, stellvertretender Vorsitzender des Komitees für Umweltschutz der Regierung Tadschikistans, wies während der Podiumsdiskussion auf die Bedeutung von Veranstaltungen zur Aufklärung der Bevölkerung über die Umwelt hin.

Ihm zufolge wird in Tadschikistan im Jahr 2020 das Staatliche Integrierte Programm zur Entwicklung der Umwelterziehung der Bevölkerung Tadschikistans abgeschlossen sein. Im Moment entwickele das Komitee ein neues ähnliches Programm für 2021-2025.

Dr. Andreas Protmann, Außerordentlicher und Bevollmächtigter Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in der Republik Tadschikistan, wies in seiner Rede auf der Veranstaltung darauf hin, dass Tadschikistan ein wichtiger Partner ist, der zur Umsetzung internationaler Abkommen beiträgt.

„Tadschikistan hat zum Beispiel das Übereinkommen über die biologische Vielfalt, das wichtigste multilaterale Abkommen zum Schutz der biologischen Vielfalt, und das Pariser Abkommen, ein wegweisendes globales Abkommen zur Vermeidung von Risiken im Zusammenhang mit dem Klimawandel, unterzeichnet“, sagte Portmann.

Darüber hinaus betonte er, dass Tadschikistan im Rahmen der Nationalen Entwicklungsstrategie bis 2030 ein starkes Engagement für die Umsetzung der Ziele für nachhaltige Entwicklung und des Umfassenden Plans zur Armutsbekämpfung der Vereinten Nationen gezeigt habe und auf soziale Inklusion, Umweltschutz und nachhaltiges Wirtschaftswachstum hinarbeite.

Zur Gewährleistung eines menschenwürdigen Lebens für zukünftige Generationen ist es wichtig, eine Transformation der Wirtschaft Tadschikistans zu fördern. Denn so kann das Land sich selbstbewusst auf einem nachhaltigen Weg bewegen und seine größere Widerstandsfähigkeit gegenüber globalen Schocks wie der aktuellen Pandemie sowie den Herausforderungen des Klimawandels sicherstellen.

AsiaPlus
Aus dem Russischen übersetzt von Sobira Majidova

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