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Extremismus in Tadschikistan: Diese Regionen sind am meisten betroffen

In welchen Regionen Tadschikistans sind extremistische Ansichten am verbreitetsten?  Ein Experte des dem Präsidenten Tadschikistans unterstellten Zentrums für strategische Forschungen hat die am stärksten von Extremismus betroffenen Regionen des Landes benannt. Wir übersetzen und veröffentlichen den Artikel von Asia Plus mit freundlicher Genehmigung der Redaktion. Wie Centre1.com berichtete, veröffentliche Mullomuchtor Mullojew, Experte für Analysen und Prognosen zur Innenpolitik des Zentrums für strategische Forschungen einen Artikel auf der Website der Organisation. Der Anteil junger TadschikInnen, die sich bewaffneten, islamischen Gruppen angeschlossen haben, ist zurückgegangen, so Mullojews Daten. Die Aktivitäten der Untergrundbewegung „Salafiya“ nehmen hingegen zu. Lest auch auf Novastan: Islam und Politik - Bleibt Zentralasien säkular? Der Innenminister Tadschikistans Ramason Rachimsoda hatte im Sommer 2017 erklärt, dass circa 1500 tadschikische StaatsbürgerInnen in den Reihen terroristischer und extremistischer Gruppierungen im Ausland kämpfen. Norden, Süden, Osten, Westen Auf Basis seiner Daten versuchte Mullojew eine Karte der Regionen mit extremistischen Neigungen zu entwerfen. Als in der Nähe der Hauptstadt Duschanbe gelegene und potentiell gefährliche Bezirke werden Rudaki, Bachdat und Nurobod genannt. Letzterer galt während des Bürgerkriegs in Tadschikistan (1992-1997) als Hauptstadt der islamischen Opposition. Im Norden des Landes, in der Provinz Sughd, werden unter anderem die Städte Chudschand, Isfara, Pendschikent und einige Bezirke genannt. Auch in der südlichen Provinz Chatlon umfasst die Liste neben der Stadt Kulob einige Bezirke. Im Pamir wurde die Ortschaft Jasgulom als jene mit der extremistischsten Bevölkerung ausgemacht. Arbeitsmigration als Treibhaus für Extremismus Die Ursache dafür, dass sich extremistische Ansichten unter den BewohnerInnen von Regionen verbreiten, die früher nicht als gefährlich für die öffentliche Sicherheit galten, liegt nach Meinung des Autors in der Arbeitsmigration. Als Beispiel nennt Mullojew den Bezirk Ayni, in dem gerade die junge Bevölkerung in letzter Zeit immer mehr vom „Islamischen Staat“ und der Untergrundbewegung „Salafiya“ angezogen werde. Obwohl extremistische Stimmungen unter Jugendlichen in allen Regionen Tadschikistans präsent seien, seien jedoch insbesondere jene Regionen betroffen, in denen ethnische Minderheiten leben, merkt der Autor an. Als Argument führt er Daten des Meinungsforschungsinstituts Gallup aus dem Jahr 2011 an.  85 Prozent der tadschikischen Bevölkerung gaben an, dass der Islam der wichtigste Faktor in ihrem Leben darstelle. In Russland war die Vergleichsgröße 34 Prozent, in Kasachstan 43 Prozent und in Usbekistan 51 Prozent. Trotz der von staatlicher Seite ergriffenen Maßnahmen gegen die Verbreitung extremistischer Strömungen sei ein Mangel an SpezialistInnen – PädagogInnen und PsychologInnen – spürbar, so Mullojew. Mangel am Wesentlichen Die gravierendsten Probleme bei der Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus liegen nach Angaben des Autors vor allem an folgenden Faktoren: Lest auch auf Novastan: Französischer IS-Anwärter in Tadschikistan festgenommen „Erstens sind da die Nachahmung fremder Kulturen und die Trägheit der Bevölkerung, insbesondere unter den Geistlichen. Diese Probleme können nur durch gesamtgesellschaftliche Lösungsansätze angegangen werden. Zweitens ist es in Zeiten der globalen Kommunikation notwendig, sich der Situation anzupassen und Jugendliche entsprechend zu erziehen. Um schon die Anzeichen von Extremismus auszurotten, ist es drittens notwendig, über die Bekämpfung von Braindrain (Abwanderung von Fachkräften, Anm. d. Ü.) nachzudenken, denn schon die Entscheidung in ein anderes Land überzusiedeln ist ein Zeichen von  Protest. Abgesehen davon führt Braindrain in näherer Zukunft auch zu einem Fachkräftemangel in unserem Land.“  Im russischen Original erschienen auf Asia Plus

Tadschikistan Karte Regionen
Administrative Unterteilung Tadschikistans

In welchen Regionen Tadschikistans sind extremistische Ansichten am verbreitetsten?  Ein Experte des dem Präsidenten Tadschikistans unterstellten Zentrums für strategische Forschungen hat die am stärksten von Extremismus betroffenen Regionen des Landes benannt. Wir übersetzen und veröffentlichen den Artikel von Asia Plus mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.

Wie Centre1.com berichtete, veröffentliche Mullomuchtor Mullojew, Experte für Analysen und Prognosen zur Innenpolitik des Zentrums für strategische Forschungen einen Artikel auf der Website der Organisation. Der Anteil junger TadschikInnen, die sich bewaffneten, islamischen Gruppen angeschlossen haben, ist zurückgegangen, so Mullojews Daten. Die Aktivitäten der Untergrundbewegung „Salafiya“ nehmen hingegen zu.

Lest auch auf Novastan: Islam und Politik – Bleibt Zentralasien säkular?

Der Innenminister Tadschikistans Ramason Rachimsoda hatte im Sommer 2017 erklärt, dass circa 1500 tadschikische StaatsbürgerInnen in den Reihen terroristischer und extremistischer Gruppierungen im Ausland kämpfen.

Norden, Süden, Osten, Westen

Auf Basis seiner Daten versuchte Mullojew eine Karte der Regionen mit extremistischen Neigungen zu entwerfen. Als in der Nähe der Hauptstadt Duschanbe gelegene und potentiell gefährliche Bezirke werden Rudaki, Bachdat und Nurobod genannt. Letzterer galt während des Bürgerkriegs in Tadschikistan (1992-1997) als Hauptstadt der islamischen Opposition.

Im Norden des Landes, in der Provinz Sughd, werden unter anderem die Städte Chudschand, Isfara, Pendschikent und einige Bezirke genannt. Auch in der südlichen Provinz Chatlon umfasst die Liste neben der Stadt Kulob einige Bezirke. Im Pamir wurde die Ortschaft Jasgulom als jene mit der extremistischsten Bevölkerung ausgemacht.

Arbeitsmigration als Treibhaus für Extremismus

Die Ursache dafür, dass sich extremistische Ansichten unter den BewohnerInnen von Regionen verbreiten, die früher nicht als gefährlich für die öffentliche Sicherheit galten, liegt nach Meinung des Autors in der Arbeitsmigration. Als Beispiel nennt Mullojew den Bezirk Ayni, in dem gerade die junge Bevölkerung in letzter Zeit immer mehr vom „Islamischen Staat“ und der Untergrundbewegung „Salafiya“ angezogen werde.

Obwohl extremistische Stimmungen unter Jugendlichen in allen Regionen Tadschikistans präsent seien, seien jedoch insbesondere jene Regionen betroffen, in denen ethnische Minderheiten leben, merkt der Autor an.

Als Argument führt er Daten des Meinungsforschungsinstituts Gallup aus dem Jahr 2011 an.  85 Prozent der tadschikischen Bevölkerung gaben an, dass der Islam der wichtigste Faktor in ihrem Leben darstelle. In Russland war die Vergleichsgröße 34 Prozent, in Kasachstan 43 Prozent und in Usbekistan 51 Prozent.

Trotz der von staatlicher Seite ergriffenen Maßnahmen gegen die Verbreitung extremistischer Strömungen sei ein Mangel an SpezialistInnen – PädagogInnen und PsychologInnen – spürbar, so Mullojew.

Mangel am Wesentlichen

Die gravierendsten Probleme bei der Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus liegen nach Angaben des Autors vor allem an folgenden Faktoren:

Lest auch auf Novastan: Französischer IS-Anwärter in Tadschikistan festgenommen

„Erstens sind da die Nachahmung fremder Kulturen und die Trägheit der Bevölkerung, insbesondere unter den Geistlichen. Diese Probleme können nur durch gesamtgesellschaftliche Lösungsansätze angegangen werden.

Zweitens ist es in Zeiten der globalen Kommunikation notwendig, sich der Situation anzupassen und Jugendliche entsprechend zu erziehen.

Um schon die Anzeichen von Extremismus auszurotten, ist es drittens notwendig, über die Bekämpfung von Braindrain (Abwanderung von Fachkräften, Anm. d. Ü.) nachzudenken, denn schon die Entscheidung in ein anderes Land überzusiedeln ist ein Zeichen von  Protest. Abgesehen davon führt Braindrain in näherer Zukunft auch zu einem Fachkräftemangel in unserem Land.“ 

Im russischen Original erschienen auf Asia Plus

Aus dem Russischen von Robin Roth

Kommentieren (1)

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Hausibek, 2018-01-8

Die „Ortschaft“ Jasgulom im Pamir ist ein Tal. „местечке“ würde ich hier eher als administrativen Begriff einer „Gemeinde“ übersetzen. Im Bürgerkrieg der 90er Jahre war das Tal ein vermeintlicher Rückzugsort und wurde von den Russen mit Helikoptern angegriffen. Friedhöfe mit Opfern dieser Angriffe wie z.B. in Zhamag zeugen noch von dieser schrecklichen Periode neuerer tadschikischer Geschichte.

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