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Der Basar von Ischkaschim – Gute Nachbarschaft im Niemandsland

EIN ORT IN ZENTRALASIEN. Nachdem er für drei Jahre geschlossen war, hat der Basar von Ischkaschim Ende Juli wieder seine Tore geöffnet. Jeden Samstag findet am Grenzübergang Ischkaschim zwischen Tadschikistan und Afghanistan einer der größten Märkte der Region statt. Tadschikische und afghanische Händler*innen bieten an ihren bunten Ständen verschiedene Waren an.

ccohade 

Übersetzt von: Robin Roth

Zwei Männer begrüßen sich inmitten des Markttreibens
Wiedersehensfreude auf der Hauptachse des Basars von Ischkaschim

EIN ORT IN ZENTRALASIEN. Nachdem er für drei Jahre geschlossen war, hat der Basar von Ischkaschim Ende Juli wieder seine Tore geöffnet. Jeden Samstag findet am Grenzübergang Ischkaschim zwischen Tadschikistan und Afghanistan einer der größten Märkte der Region statt. Tadschikische und afghanische Händler*innen bieten an ihren bunten Ständen verschiedene Waren an.

Ischkaschim ist der Hauptort des Wachankorridors und einer von vier Grenzübergängen zwischen Tadschikistan und Afghanistan. Die Gemeinde, die sich 100 Kilometer südlich von Chorog, der Hauptstadt der Region Berg-Badachschan befindet, ist für ihren Markt bekannt, der sich drei Kilometer westlich des Orts im Niemandsland zwischen dem tadschikischen und dem afghanischen Staatsgebiet am Fluss Pjandsch befindet.

Der Markt, der seit 2016 geschlossen war, findet nun wieder samstags zwischen 8 und 14 Uhr statt.

Ein Zeichen für geringere Spannungen in der Region

Angesichts seiner strategischen Lage ist der Basar eine Art Barometer für geopolitische Spannungen in der Region. 2014 wurde der Markt geschlossen, nachdem die Taliban in die Hindukusch-Region in Nordafghanistan eingefallen waren. 2016 wurde er wieder geöffnet, aber kurz darauf abermals geschlossen.

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Seine Wiedereröffnung Ende Juli ist ein ermutigender Schritt zur Verringerung der Spannungen im Wachankorridor. Die Grenze, die hier lange ein Einfallstor für Schmuggler war, wurde in den letzten Jahren mit Hilfe der russischen Armee gesichert. Das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) und die Japanische Agentur für Internationale Zusammenarbeit (JICA) investierten 4 Millionen US-Dollar in die Modernisierung von Grenzübergängen und die Gestaltung des Marktes von Ischkaschim.

Ein SChild weist auf die Finanzierung von UNDP und JICA hin
UNDP und JICA haben den Bau des Marktes finanziell unterstützt

Die Taliban sind in der nun offeneren Region nicht mehr präsent – ein Glück für die tadschikischen, afghanischen und ausländischen Besucher*innen, die sich in den großen Hallen des Basars drängen.

Zeit für ein Wiedersehen

Auf dem Markt gibt es allerlei Produkte des täglichen Lebens: Seife, Kleidung und Haushaltswaren. Außerdem ist der Basar voller afghanischer und tadschikischer kulinarischer Spezialitäten. Früchte, Kompott und Kefir stehen neben Reissäcken des Welternährungsprogramms. Auch Handwerker bieten ihre Waren an:  Teppiche, Halstücher oder Pakols – die typischen, flachen afghanischen Wollmützen.

Ein afghanischer Händler in der Südhalle des Basars
Ein afghanischer Händler in der Südhalle des Basars

Auf tadschikischer Seite bewachen zwei Grenzpolizisten den Eingang zum Niemandsland. Für ausländische Staatsangehörige reicht es, den Pass vorzuzeigen. Tadschikische Staatsbürger*innen können frei passieren. Auf afghanischer Seite sind die Wartezeiten länger und die Kontrollen intensiver.

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Die Basaratmosphäre ist zurückgekehrt. Die Besucher*innen am 10. August waren im wesentlichen Afghan*innen, die sich sehr über die Wiedereröffnung freuten. Der Basar ist für sie eine gute Gelegenheit, Lebensmittel und andere Waren günstiger als in Afghanistan zu erstehen. Viele von ihnen sprachen auch über die wiederaufgenommenen Beziehungen zu ihren tadschikischen Nachbarn: „Die Wiedereröffnung ist eine gute Nachricht. Ich treffe heute gute Freunde aus Tadschikistan“, sagt Zulmay, ein junger Afghane, mit einem Lächeln auf den Lippen. Einem lokalen Reiseführer zufolge entwickelt sich der Tourismus in Wachankorridor auf beiden Seiten der Grenze. „Allein letzte Woche habe ich zehn französische Touristen nach Afghanistan begleitet“, sagt der Mann.

Afghanis und Somonis wandern unter Lachen und Umarmungen von Hand zu Hand. Kaum zu glauben, dass dieser Markt noch vor kurzem verboten war.

Clara Cohade und Etienne Marsot

Aus dem Französischen von Robin Roth

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