Auch wenn die internationalen Beziehungen in Zentralasien häufig auf Russland und China ausgerichtet zu sein scheinen, sind auch andere Länder an der Region interessiert. So zum Beispiel Singapur. Eine Annäherung an den Stadtstaat könnte für Usbekistan einige Vorteile bringen.
Singapurs Präsidentin Halimah Yacob hat vom 23. bis 25. Mai Usbekistan besucht. Es ist der erste Besuch eines singapurischen Staatsoberhaupts seit der Aufnahme bilateraler Beziehungen in den 1990er Jahren.
Zuvor hatte Yacob vom 21. bis 23. Mai erstmals Kasachstan besucht. Sie habe das Land vor ihrer Ankunft in Usbekistan als „regionalen Leader“ bezeichnet, berichtet das kasachstanische Nachrichtenportal Vlast. Wie beim jüngsten China-Zentralasien-Gipfel [fr/ru] endete der Besuch mit einer Baumpflanzung, um die Beziehungen zu besiegeln.
Verträge in verschiedenen Bereichen
Insgesamt wurden sieben Abkommen in den Bereichen Justiz, Sicherheit, Kultur, Tourismus, Wirtschaft sowie grüne Energie unterzeichnet. Wie die singapurische The Straits Times berichtet, werden die beiden Staaten im Kampf gegen den Terrorismus oder bei der Lösung von Konflikten zwischen religiösen Gruppen zusammenarbeiten. Darüber hinaus hat Singapur Investitionen in Usbekistan angekündigt.
Insbesondere das touristische Potenzial Usbekistans wird hervorgehoben. Laut dem usbekischen Medium Yuz könnte sich die Bevölkerung Singapurs für Wintersport in Zentralasien interessieren, insbesondere dank günstigerer Preise als in Ostasien. Die Annäherung an Singapur ermöglicht es daher, den Tourismus-Markt zu diversifizieren.
Ein attraktiver Partner
Usbekistans Präsident Shavkat Mirziyoyev hatte Singapur bereits im Januar 2023 besucht, wobei zehn Abkommen unterzeichnet wurden. Diese Häufung von Treffen, zumal in sehr kurzer Zeit, ist Ausdruck eines rasch wachsenden Austauschs. Damit einhergeht der Wunsch, eine engere Zusammenarbeit zu erreichen und Projekte schnell auf den Weg zu bringen.
Tatsächlich ermöglichen Projekte singapurischer Unternehmen, dass Usbekistan von den immensen Fortschritten des Kleinstaates in den Bereichen Technologie und grüne Energie profitiert, insbesondere im Hinblick auf das Konzept der Smart City, das darin besteht, die neuesten Technologien im Dienst der Stadt zu nutzen. Singapur werde sich damit am Entwicklungsprojekt der Taschkenter U-Bahn beteiligen, berichtet die usbekische Onlinezeitung Gazeta.uz.
Präsidentin Yacob ermutigte Usbekistan außerdem, Singapur als Tor nach Südostasien zu nutzen. Die Annäherung an den Stadtstaat ist für Taschkent auch eine Chance, aus seinem regionalen Umfeld herauszukommen und einen Raum zu betreten, der einen Teil des Projekts Neue Seidenstraße darstellt. Darüber hinaus bilden die Annäherungen im kulturellen Bereich und bei internationalen Organisationen sowie die Betonung von Samarkand einen Rahmen, der stark an chinesische Projekte erinnert.
Lucas Morvan, Redakteur für Novastan
Aus dem Französischen von Robin Roth
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