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Kasachstan: Fünf Jahre Einreiseverbot für amerikanischen Forscher

Evgeny Bunin, Gründer der Xinjiang Victims Database, hat am 4. September mitgeteilt, dass ihm der Aufenthalt in Kasachstan für fünf Jahre verboten worden sei. Die Gründe dafür gaben die kasachstanischen Behörden nicht bekannt.

Evgeny Bunin, Gründer der Xinjiang Victims Database, hat am 4. September mitgeteilt, dass ihm der Aufenthalt in Kasachstan für fünf Jahre verboten worden sei. Die Gründe dafür gaben die kasachstanischen Behörden nicht bekannt.

„Mir ist der Aufenthalt in Kasachstan für fünf Jahre verboten. Ich habe es gerade herausgefunden.“ Mit diesen Worten gab Evgeny Bunin am 4. September auf Facebook die gegen ihn verhängte Einreisesperre bekannt. Der Forscher befand sich bereits am Flughafen von Almaty, der größten Stadt im Land.

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Wie das auf Zentralasien spezialisierte Onlinemedium Fergana berichtet, ist der russisch-amerikanische Forscher insbesondere dafür bekannt, dass er im September 2018 die Xinjiang Victims Database gründete – eine Datenbank, in der fast 24.000 Opfer von Chinas Repression auflistet werden. In der im Westen Chinas gelegenen Region Xinjiang werden insbesondere Uigur:innen – ein mehrheitlich muslimisches, turksprachiges Volk – aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit verfolgt. Nach Angaben der NGO Human Rights Watch könnten fast eine Million Menschen in chinesischen „Umerziehungslagern“ inhaftiert sein.

Nicht das erste Aufenthaltsverbot

Es ist nicht das erste Mal, dass Bunin der Zugang zu einem Land verweigert wird. So durfte er im November 2019 nicht nach Usbekistan einreisen. Grenzschutzbeamte teilten ihm offiziell die Verweigerung der Einreiseerlaubnis mit und informierten ihn, dass es sich um ein „persönliches Verbot“ handle. „Der Auslöser war wohl, dass ich den Politologen Anvar Nazir und mit ihm befreundete Aktivisten und Journalisten getroffen habe“, sagte Bunin damals im Interview mit Fergana.

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Bunin behauptet auch, er sei 2018 aus politischen Gründen gezwungen worden, China zu verlassen. „Die chinesischen Behörden haben mich gezwungen, Kaschgar zu verlassen, wo ich damals lebte. Sie haben es nicht direkt gemacht, sondern indirekt: Sie haben einfach die Unterkunft geschlossen, in der ich wohnte. Sie haben alle rausgeschmissen, aber alle anderen haben eine neue Unterkunft gefunden, nur ich konnte es aus irgendeinem Grund nicht. Überall, wo ich hinkam, gab es „gute“ Gründe, warum ich mich nicht niederlassen konnte. Am Ende musste ich Xinjiang verlassen, es gab keinen anderen Ausweg“, erklärte er im bereits zitierten Interview mit Fergana.

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Gegenüber Novastan lehnte Bunin ab, Fragen zu beantworten. Stattdessen teilte er mit, er habe „im Mai die Öffentlichkeit verlassen und mache keine öffentlichen Dinge mehr, einschließlich Interviews“. Es bleibt abzuwarten, ob sich das Einreiseverbot auf die Datenbank auswirken wird, eines der wichtigsten Instrumente zur Dokumentation chinesischer Staatsrepression.

Joanna Blain, Redakteurin für Novastan

Aus dem Französischen von Robin Roth

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