Tadschikistan verfügt bisher über zwei Stätten, die als Welterbe der UNESCO anerkannt sind. Nun möchte das Land neun weitere anerkennen lassen.
Es ist ein weiterer Schritt zur internationalen Anerkennung der tadschikischen Kultur und Geschichte. Wie die tadschikische Presseagentur Khovar am 13. April berichtete, hat ein Fachausschuss der Tadschikischen Akademie der Wissenschaften, des Kulturministeriums, des Außenministeriums und der Nationalen Kommission für UNESCO-Angelegenheiten in Tadschikistan eine Liste mit neun historischen und kulturellen Denkmälern erarbeitet, die als Welterbe der UNESCO anerkannt werden sollen. Alle Stätten sind Teil des Projekts „Sarafschon-Karakum-Korridor“, das am 21. Januar bei der UNESCO eingereicht worden war.
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Alle vorgeschlagen Stätten liegen in der Provinz Sughd im Norden des Landes. Laut Projektbeschreibung handelt es sich dabei um die Städte Chisorak und Sandscharo, die Festung am Berg Mugh, die Dörfer Kum und Gardani Chisor, die Festung Tali Chamtuda, das Mausoleum von Chodscha Muchammad Baschoro, das Bewässerungssystem von Toksankores und Alt-Pandschakent. Die Beantragung der Aufnahme als Weltkulturerbe kann dem Land ermöglichen, finanzielle und materielle Unterstützung von internationalen Organisationen zu erhalten und TouristInnen anzulocken.
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Laut der Mitteilung von Khovar, wurden die neun Stätten bereits auf die vorläufige Welterbe-Liste aufgenommen. Dies ist ein erster Schritt, um in das UNESCO-Welterbe aufgenommen werden zu können. Dafür müssen die Stätten mindestens eines von zehn Auswahlkriterien erfüllen. Bisher wurden zwei Orte in Tadschikistan als Welterbe anerkannt: Die prähistorische Stadt Sarasm, die im September 2020 ihr 5.500-jähriges Bestehen feierte, wurde 2010 auf die Liste aufgenommen. Im Jahr 2015 folgte der Pamir-Nationalpark.
Ein Projekt mit Usbekistan und Turkmenistan
Im weiteren Sinne ist der Antrag bei der UNESCO als zentralasiatisch zu betrachten. Denn der sogenannte „Sarafschon-Karakum-Korridor“ erstreckt sich entlang des Flusses Sarafschon bis zur Wüste Karakum und verläuft dabei über das Staatsgebiet dreier zentralasiatischer Länder. Parralel zu Tadschikistan haben dementsprechend auch Usbekistan und Turkmenistan die Anerkennung von 15 beziehungsweise sieben weiteren Stätten als Welterbe beantragt.
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Der Korridor umfasst Stätten, die seit vielen Jahren von einheimischen und ausländischen ArchäologInnen ausgegraben und untersucht werden. Ihr historisches und kulturelles Interesse liegt vor allem darin begründet, dass der Korridor ein wesentlicher Bestandteil der Seidenstraße war – einem Netz von Handelsrouten, die bis zum 15. Jahrhundert Europa und Asien verbanden und sich dabei über mehr als 6.500 Kilometer erstreckten.
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Laut Mirsoscharif Abdusalomow, dem nationalen Koordinator für materielle Kultur bei der UNESCO, ist diese potenzielle Anerkennung des historischen und kulturellen Erbes des tadschikischen Volkes bei den Vereinten Nationen alles andere als trivial. Gegenüber dem tadschikischen Nachrichtenportal Asia-Plus erklärte er, dies bedeute „die Anerkennung der Republik Tadschikistan durch die internationale Gemeinschaft als ein Land mit einer eigenen Kultur und Zivilisation mit mehr als 5500 Jahren Geschichte“.
Corentin Goupil, Redakteur für Novastan
Aus dem Französischen von Robin Roth
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