Vor 62 Jahren, am 22. Juni 1958, wurde das Teehaus „Rohat“ eröffnet. Heute ist es eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten in der tadschikischen Hauptstadt Duschanbe. Der folgende Artikel erschien am 22. Juni 2020 auf Asia-Plus. Wir übersetzen ihn in gekürzter Fassung mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.
Am sonnigen Morgen des 22. Juni 1958 gehen zwei Männer den Lenin-Prospekt in Stalinabad (damaliger Name Duschanbes, Anm. d. Ü.) entlang. Sie überqueren den Putowskij-Platz und bleiben kurz vor dem Lahuti-Theater inmitten einer Menschenansammlung vor einem gerade fertiggestellten Gebäude mit alles andere als normalen Aussehen stehen.
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„Was für ein schönes Teehaus! Was für ein wunderschönes Ornament! Und die Säulen, sehen Sie, welch wunderbare Säulen“, rufen die Menschen um sie herum, die mit ungebrochener Neugier auf das Teehaus schauen.
„Sehen Sie, Daniil Dawidowitsch, und Sie waren beunruhigt. Das Volk freut sich“, sagt einer der beiden Männer zum anderen. „Richtig, Konstantin Nikolajewitsch“, erwiderte der andere, „Das heißt all unsere Arbeit und Mühen waren nicht umsonst.“ Mit Stolz schauen sie auf das neue Gebäude.
Um 12 Uhr mittags durchschneidet der Vorsitzende des Stadtkomitees von Stalinabad Babadschanow feierlich das rote Band und eröffnet das Teehaus „Rohat“.
Die Leningrader Architekten Daniil Gendlin und Konstantin Terletzkij konnten zurecht stolz auf das Teehaus sein, das nach ihrem Entwurf erbaut wurde. Es wurde zu einem der Wahrzeichen der tadschikischen Hauptstadt, welches heute im gesamten postsowjetischen Raum und in vielen anderen Ländern der Welt bekannt ist.
Der Sommerpavillion
Die Bauarbeiten am Hauptgebäude des Teehauses dauerten fast drei Jahre – von 1956 bis 1958. 1986 wurde an der nordöstlichen Seite des Teehauses, parallel zur Seitenfassade des Lachuti-Theaters mit dem Bau eines Sommerpavillions begonnen. Der Iwan diente als zusätzliche Fläche des Teehauses. Das gesamte nationale Dekor des Iwans wurde in den Jahren 1986-1988 von Abdulhamid Kuldoschew, einem bekannten Meister der Ornamentmalerei aus Isfara, sowie von seinen Söhnen Abdulhakim und Abdusabit erschaffen.
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Der Bau des Sommerpavillions wurde 1992 abgeschlossen. Um die Zahl der Sitzplätze zu erhöhen, wurde in den 2000er Jahren die wunderbare Wand, die sich hinter der Treppe im zentralen Teil des Hauptgebäudes befand, zerstört.
Eine Perle der Architektur
Zu Sowjetzeiten kehrten hier die Größen der sowjetischen Literatur ein – Mirso Tursunsoda, Nikolaj Tichonow, Tschingis Aitmatow, Fateh Nijasi, Jaroslaw Smeljakow, Rimma Kasakowa, Rasul Gamsatow, Kajsyn Kulijew und viele andere VertreterInnen aus Wissenschaft, Kunst und Kultur.
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Einer der ersten Ehrengäste des Teehauses war der Präsident der Demokratischen Republik Vietnam Ho Chi Minh, der das Teehaus „Rohat“ im Juli 1959 besuchte. Und der berühmte amerikanische Staatsmann und Diplomat William Averell Harriman, der 1961 das Teehaus besuchte, nannte „Rohat“ das originellste Teehaus unter allen, die er gesehen hatte.
Im Jahr 2017 nannte der Sender CNN das Teehaus „Rohat“ eine „architektonische Perle“ und eines der besten Teehäuser der Welt. Womit die absolute Mehrheit der EinwohnerInnen Duschanbes einverstanden sein dürften!
Früher oder später wird die architektonische Perle der tadschikischen Hauptstadt – das Teehaus „Rohat“, das für Jahrhunderte gebaut wurde – in die Liste der UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen werden.
Weitere Fotos befinden sich im Artikel von Asia-Plus
Gafur Schermatow für Asia-Plus
Aus dem Russischen von Robin Roth
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Simon, 2020-06-28
Danke für die Übersetzung – eines nur: Es wird auf deutsch Rohat geschrieben und gesprochen. Es heisst so viel wie „bequem“ – das X mit dem Haken ist ein H und kein kh.
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