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Alexander Wolkow – Begründer der modernen Kunst Usbekistans (Teil 1/2)

Alexander Nikolajewitsch Wolkow zählt zu den herausragenden Künstlern sowohl Russlands als auch Usbekistans. Als russischstämmiger Maler und Graphiker, der in Usbekistan aufwuchs und dieser Heimat einen zentralen Platz in seinem Werk einräumte, gilt er nicht nur als Begründer einer eigenen Kunstschule, sondern auch einer Künstlerdynastie. Das Nachrichtenportal „Novosti Usbekistana“ widmete Alexander Wolkow und seinen Söhnen eine Reihe von Artikeln, deren ersten Teil wir hier übersetzen.

Alexander Wolkow - Granatapfel-Teestube (1924)

Alexander Nikolajewitsch Wolkow zählt zu den herausragenden Künstlern sowohl Russlands als auch Usbekistans. Als russischstämmiger Maler und Graphiker, der in Usbekistan aufwuchs und dieser Heimat einen zentralen Platz in seinem Werk einräumte, gilt er nicht nur als Begründer einer eigenen Kunstschule, sondern auch einer Künstlerdynastie. Das Nachrichtenportal „Novosti Usbekistana“ widmete Alexander Wolkow und seinen Söhnen eine Reihe von Artikeln, deren ersten Teil wir hier übersetzen.

In den besten Museen und Privatsammlungen Russlands und Usbekistans ziehen die flammenden Farben der Bilder von Alexander Nikolajewitsch Wolkow sofort den Blick der Kunstkenner auf sich. In der Tretjakow-Galerie und im Staatlichen Kunstmuseum der Völker des Ostens, im Staatlichen Museum der bildenden Künsten Usbekistans und im Staatlichen Kunstmuseum Karakalpakstans in Nukus, im Russischen Museum in St. Petersburg und im Museum „Neues Jerusalem“ in der Stadt Istra und in anderen Museen der ehemaligen UdSSR befinden sich seine Meisterwerke der Avantgardekunst. Und auch als wertvolle Exponate internationaler Ausstellungsprojekte finden sie besondere Beachtung bei Kunstkennern und Sammlern.

Kindheit in Turkestan

Der russischstämmige Alexander Nikolajewitsch Wolkow wurde am 31. August 1886 in Fergana geboren, in die Familie von General Nikolaj Iwanowitsch Wolkow, Oberarzt des 14. Linienbataillons Turkestans. Die Mutter des künftigen Künstlers – Feodosija Filippowna, geborene Davidowa – trug zusammen mit ihrem Ehemann die Lasten des Militärlebens im weit von den russischen Metropolen entfernten Turkestan, und bot alle Kraft für die Erziehung der Kinder auf.

Der kleine Sascha war nur zwei Jahre alt, als der Vater in eine an Afghanistan grenzende Garnison geschickt wurde. Deswegen zog die Familie 1888 nach Kerki, einen der drückendheißesten Orte Zentralasiens, wo sie 10 Jahre verbrachte.

Der Vater träumte davon, dass der Sohn ebenfalls Karriere beim Militär machen sollte. So ging der künftige Künstler im Alter von 14 Jahren ins zweite Orenburger Kadettenkorps. Aber die Karriere beim Militär zog den Jungen nicht an. Nach der Entlassung 1905 begann Wolkow ein Studium an der Physikalisch-Mathematischen Fakultät der St. Petersburger Universität und besuchte gleichzeitig die Privatschule des Aquarellkünstlers Bortniker.

Lehrjahre in Petersburg und Kiew

Der Generalssohn aus Turkestan konnte nicht in St. Petersburg leben, ohne von der Kunst infiziert zu werden. Nach den asiatischen Steppen und uralten exotischen Ruinen machte das Venedig des Nordens einen magischen Eindruck auf ihn. Alexander entschied, Künstler zu werden. Er immatrikulierte sich an der Obersten Kunstschule und studierte bei anerkannten Meistern der bildenden Künste wie Nikolaj Roerich und Iwan Bilibin.

Doch auf diesem Ausbildungsniveau wollte der junge Maler nicht verharren. 1912 zog er nach Kiew, um weitere vier Jahre an der Kiewer Kunstschule bei Fjodor Kritschewskij und Wladimir Menk zu studieren. 1914 stellte er erstmals seine Werke in einer gemeinsamen Ausstellung von Schülern der Kunstschule aus. Zu diesem Zeitpunkt war Alexander Wolkow 28 Jahre alt und er musste sich Gedanken um seinen beruflichen Werdegang machen.

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Während der Kiewer Jahre kam Wolkow auch erstmals mit dem Geist von Byzanz in Kontakt. Die Mosaike in der Sophienkathedrale und die Fresken des genialen Michail Wrubel in der Kirche des heiligen Kirill beeindruckten ihn sehr und eröffneten ihm neue Möglichkeiten der bildenden Kunst. Auch die neusten Strömungen der zeitgenössischen französischen Kunst beeinflussten den Maler. Wolkow hatte diese beim privaten Treffen mit den Sammlern Morosow und Schtschukin in Moskau kennengelernt. Als besonders interessant erschienen ihm der Kubismus und Futurismus, deren Elemente auch in sein eigenes Werk einfließen sollten.

Alexander Wolkow war nicht nur Künstler, er hatte auch einen wundervollen Tenor. Er nahm Gesangsunterrichts, sang im Freundeskreis und während eines Besuchs bei seinen Eltern in Taschkent lernte er die talentierte Opernsängerin Maria Taratunina kennen. Die beiden verliebten sich und, obwohl es noch ein Jahr bis zur Beendigung von Wolkows Studium dauern sollte, heirateten bald. Im Jahr darauf erhielt Wolkow den Abschluss und kehrte nach Taschkent zurück, wo er bis zu Ende seines Lebens bleiben sollte.

Das Thema des Ostens und seiner Farben beherrschte das Werk des jungen Künstlers schon in Kiew. Im letzten Jahr vor dem Abschluss schuf er eine Serie von Aquarellen und Ölgemälden – die Zyklen „Wasser und Steine“ und „Frauen vor dem Masar (ein heiliger islamischer Ort, Anm. d. Ü.)“ – in denen sich die tiefe philosophische Geisteshaltung des Malers zeigt.

Alexander Wolkow – Karawane

Rückkehr nach Taschkent

Doch womit soll ein Künstler in Taschkent seinen Lebensunterhalt verdienen? Nach seiner Rückkehr 1916 gab Wolkow Graphikunterricht an verschiedenen Volksschulen der Stadt. Nach der Oktoberrevolution von 1917 unterrichtete er in Pädagogischen Kursen am Taschkenter Lehrerinstitut, danach Zeichnen an der Taschkenter Hochschule für Eisenbahner. Seine Aquarelle, Skizzen und Ölgemälde entstanden in seiner Freizeit.

Wolkow glaubte an die Idee von Gleichheit, Brüderlichkeit und Gerechtigkeit. Mit der ihm eigenen Hingabe widmete er sich der Organisation und künstlerischen Gestaltung des Revolutionsfeiertages in Taschkent. Er sah aber auch, wie in diesen von Petrograd weit entfernten Orten die jahrhundertealte Kultur von den Bajonetten unverständiger Revolutionssoldaten bedroht wurde.

Alexander Wolkow wurde zum ersten Direktor des neuen Kunstmuseums ernannt, welches auf Basis der Sammlung eines Großfürsten der Romanow-Dynastie eingerichtet wurde. In dieser Funktion arbeitete er aber nur wenige Monate – Verwaltung ist nicht für einen künstlerisch schaffenden Menschen. Zugleich entstand in seinem bescheidenen Atelier – einem Zimmer des Hauses, welches er mit seiner Frau bewohnte – sein Zyklus „Östliches Element“.

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Im Jahr 1919 wurde erstmals ein Artikel zum Werk Alexander Wolkows veröffentlicht. Er erschien in der Zeitung „Rotes Läuten“ und war mit dem Pseudonym Dschura unterschrieben, hinter dem sich ein Freund des Künstlers, der Kritiker und Dichter Jurij Poslawskij, verbarg. In dem Artikel zeigen sich die Atmosphäre und Geisteshaltung der Zeit. Indem er sich an den europäisierten Kenner Turkestans wendet, schreibt Poslawskij über das Werk des turkestanischen Künstlers:

„Vielleicht zum Glück oder vielleicht leider: Wolkow macht aus seiner Arbeit ein Geheimnis. Der Wunsch, sein Werk nicht zum Eigentum des „Publikums“ zu machen, insbesondere des örtlichen Taschkenter Publikums, macht das Werk Wolkows fester, einzigartig, unabhängig von aktuellem Geschmack und Launen. Aber ist es nicht an der Zeit, dass Wolkow aus der Periode des Geheimnisses heraustritt und den Turkestanern das Gefühl gibt, dass die Erde, auf der sie gehen, ihnen nicht so bekannt ist und dass der Boden, auf dem sie stehen, nicht so hart ist, wie er ihnen scheint?“

Im Jahr 1920 hatte dann auch Wolkow selbst das Gefühl, dass es an der Zeit war, sich von der „Periode des Geheimnisses“ loszusagen, und so entschied er seine Werke öffentlich zu zeigen. Im Gebäude der Turkestanischen Universität in Taschkent wurde die erste Einzelausstellung Alexander Wolkows organisiert, welche großes Interesse hervorrief. Der Künstler selbst setzte seine Suche fort, indem er immer neue Arbeiten schuf, wie das Bild „Totenklage über dem Grab“ oder „Fensterglaskompositionen“ in Aquarelltechnik. Schließlich folgte 1921 seine zweite Ausstellung.

Fortsetzung folgt.

 

Tamara Sanajewa

Novosti Usbekistana

Aus dem Russischen von Esmira Saudkasowa mit Ergänzungen der Redaktion

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