Tschorschanbe Tschorschanbijew, Mixed-Martial-Art-Kämpfer, populärer Blogger und seit 2022 seiner Freiheit beraubt, ist in einem Prozess hinter verschlossenen Türen zu vier weiteren Jahren Gefängnis verurteilt worden.
Der berühmte MMA-Kämpfer Tschorschanbe Tschorschanbijew, der bereits seit zwei Jahren in einem Untersuchungsgefängnis in Duschanbe sitzt, ist erneut verurteil worden. Der 29-jährige erhielt vier weitere Jahre Haft unter strengem Regime, seine Gesamtstrafe erhöht sich somit auf 12,5 Jahre Gefängnis. Diese Information wurde von der Journalistin Anora Sarkorova auf Telegram verbreitet und später von Radio Ozodi, dem tadschikischen Dienst von Radio Free Europe, bestätigt.
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Als vereinsgetragene, unabhängige Plattform lebt Novastan vom Enthusiasmus seiner ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen – und von eurer Unterstützung!Das Gericht befand Tschorschanbijew für schuldig, „die Arbeit in Einrichtungen des Freiheitsentzugs desorganisiert zu haben“. Anora Sarkorova berichtet, dass der Sportler nach seiner Verurteilung im Jahr 2022 in die Hochsicherheitskolonie von Chudschand und dann ins Untersuchungsgefängnis Duschanbe in Isolationshaft überstellt wurde, wo er seine Strafe nach strengsten Vorschriften verbüße.
Eine Quelle bestätigte gegenüber Radio Ozodi, dass er „im Gefängnis gekämpft“ habe. Der Prozess in diesem neuen Fall fand in der Untersuchungshaftanstalt Duschanbe statt, hinter verschlossenen Türen, ohne Beteiligung von Tschorschanbijews Anwalt und ohne Benachrichtigung seiner Angehörigen.
Gerichtsverfahren seit 2022
Tschorschanbijew wurde am 13. Mai 2022 wegen „öffentlicher Aufrufe zu gewaltsamen Änderungen des Verfassungssystems über das Internet“ verurteilt. Er und seine Angehörigen bestreiten diesen Vorwurf. Im Dezember 2021 war er wegen gefährlicher Fahrweise in Moskau festgenommen und anschließend nach Tadschikistan abgeschoben worden. Dort wurde er wegen des Verdachts festgenommen, im Internet interethnischen und religiösen Hass zu schüren und zum Sturz der Regierung aufzurufen. Später wurde die erste Anklage fallen gelassen.
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Der Hauptbeweis gegen ihn ist ein Video, in dem Tschorschanbijew die Behörden auffordert, das Gesetz zu respektieren, und die Bevölkerung dazu ermutigt, „sich der Ungerechtigkeit zu widersetzen“ und die Rechte der Pamiri-Minderheit zu verteidigen. Er sprach dabei über die Ereignisse im November 2021 in Berg-Badachschan, als bei Protesten drei Menschen getötet und Dutzende verletzt wurden. Die Behörden kamen zu dem Schluss, dass es sich bei Tschorschanbijews Äußerungen um einen Aufruf handele, sich gegen die Regierung zu erheben.
In einer von Radio Ozodi veröffentlichten Analyse stellt Jelisaweta Koltunowa, Dozentin am Institut für Philologie und Journalismus der Universität Nischni Nowgorod, jedoch fest, dass „in der kontroversen Aussage von Tschorschanbe Tschorschanbijew keine psycholinguistischen Anzeichen für einen Aufruf zur Gewalt, einschließlich Veränderungen in der Republik Tadschikistan, zu finden sind.“
Mindestens zehn weitere Jahre Gefängnis
Tschorschanbijews Verurteilung führte im Mai 2022 zu neuen Demonstrationen, die weitere Opfer in der Bevölkerung forderten und zu Repressionen führten, die sich im Laufe der Zeit verfestigten. Mit dieser neuen Strafe wird er nun noch weitere zehn Jahre im Gefängnis verbringen. Dazu kommen außergerichtlichen Strafen, berichtet Anora Sarkorova: Der Sportler sei wiederholt in Einzelhaft gesteckt und zudem schwer misshandelt worden, insbesondere weil er bei Besuchen mit seiner Familie seine Muttersprache Pamiri gesprochen habe.
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Eine Quelle aus der Abteilung für innere Angelegenheiten des Justizministeriums, die anonym bleiben möchte, berichtet, dass die Leiter der Strafvollzugsanstalten den „stillschweigenden und klaren Befehl erhalten hatten, Tschorschanbijew nicht freizulassen“ und ihn mit Gewalt und Demütigungen zu provozieren, um ihn zu einer Reaktion zu bewegen. Dadurch ist es möglich, seine Strafe zu erhöhen und ihm Amnestie und Besuche seiner Familie zu verweigern.
Samad Alizade für Novastan
Aus dem Französischen von Robin Roth
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