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Die touristischen Perlen Karakalpakstans

Anfang Juni trafen sich Enthusiasten elektronischer Musik in Karakalpakstan zum Musikfestival „Stihia“. Aber Moʻynoq, Nukus und Umgebung sind nicht nur für das dreitägigen Techno-Open-Air bekannt. Hook stellt vor, was die im Westen Usbekistans gelegene autonome Republik noch zu bieten hat.

Ein Denkmal in Moynoq erinnert an die einstige Uferlinie des Aralsees, Photo: Wikimedia Commons

Anfang Juni trafen sich Enthusiasten elektronischer Musik in Karakalpakstan zum Musikfestival „Stihia“. Aber Moʻynoq, Nukus und Umgebung sind nicht nur für das dreitägigen Techno-Open-Air bekannt. Hook stellt vor, was die im Westen Usbekistans gelegene autonome Republik noch zu bieten hat.

Der „Louvre in der Wüste“ – das Sawitzki-Museum in Nukus

Das 1966 von Igor Sawitzki gegründete Museum beherbergt eine der bedeutendsten Sammlungen russischer Avantgarde und zentralasiatischer Kunst. Die Sammlung des Museums umfasst mehr als 90.000 Exponate, darunter archäologische Funde aus dem antiken Choresm, dekorative und angewandte Kunst aus Karakalpakstan und einzigartige Werke lokaler Künstler:innen. Neben berühmten Gemälden finden im Museum regelmäßig Ausstellungen lokaler Künstler:innen statt, in denen man die zeitgenössische Kunst der Region kennenlernen kann.

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„Bis 1983 war die Atmosphäre im Museum unerträglich geworden. Sawitzki war ständig irritiert, er war so angewidert vom Leiten [des Museums], dass er in seiner Haltung gegenüber den Mitarbeitern immer wilder wurde. Er erstickte sowohl an einer Lungenerkrankung als auch an der unerträglichen Belastung durch das enorme Arbeitsaufkommen des Museums. […] Er sagte oft, dass er es müde sei, Direktor zu sein, dass er nie einer werden wollte und klagte: „Warum habe ich mich auf das Museum eingelassen! […]“ Aber wie ein Besessener arbeitete er Tag und Nacht und führte das fort, was er einst liebte“, erinnert sich Erkin Joldasov an den Gründer der wichtigsten Sehenswürdigkeit von Karakalpakstans Hauptstadt Nukus.

Antike Siedlungen in Karakalpakstan

Karakalpakstan ist reich an antiken Siedlungen, von denen jede ihre eigene, einzigartige Geschichte erzählt. Einen der beeindruckendsten Orte, eine Autostunde von Nukus entfernt, bilden die Nekropole Mizdahkan und die Festung Gyaur-Kala.

Die Nekropole erhebt sich inmitten der Weiten Karakalpakstans unter der heißen Sonne und umgeben von Wüstenlandschaften. Legenden und Mythen über Mizdahkan werden von Generation zu Generation weitergegeben. Eine der Legenden ist mit Nazlymhan-sulu verbunden, der Tochter eines mächtigen Khans, die mit ihrer Schönheit die Herzen vieler junger Männer eroberte. Ihr Vater versprach, sie mit jemandem zu verheiraten, der etwas Ungewöhnliches und Erstaunliches bauen könne. Ein verliebter Jüngling errichtete ein majestätisches Mausoleum, um seine Liebe zu beweisen.

Mizdahkan, Photo: Wikimedia Commons

Der Khan beschloss jedoch, die Liebe des jungen Baumeisters auf die Probe zu stellen. Er befahl ihm, von der Kuppel des Mausoleums zu springen, um seine Hingabe zu beweisen. Ohne zu zögern führte der junge Mann den Befehl aus und stürzte in den Tod. Als Nazlymhan-sulu davon erfuhr, konnte sie die Trauer nicht ertragen. Sie folgte dem Geliebten und sprang ebenfalls von der Kuppel.

Zoroastrisches Erbe

Ein weiterer Ort, der in Mizdahkan unbedingt einen Besuch wert ist, ist die „Uhr der Apokalypse“. Einer alten zoroastrischen Legende zufolge wurde die Mauer auf den Überresten des Grabes des ersten Menschen, Gayamard (Adam), errichtet. Jedes Jahr fällt ein Stein aus der Wand. Wenn der letzte ausfällt, wird die Apokalypse kommen.

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Pilger:innen und Anwohner:innen glauben fest daran, dass das Ende der Welt hinausgezögert werden kann. Dazu müsse man aus sieben herausgefallenen Ziegeln einen Turm bauen und um Erlösung beten. Dieser alte Brauch ist zu einem Symbol der Hoffnung und des spirituellen Kampfes gegen das Unvermeidliche geworden. Er bewahrt den Glauben der Menschen an ihre Stärke und an die Fähigkeit, ihr Schicksal zu verändern.

Gyaur-Kala, die geheimnisvolle Zitadelle neben Mizdahkan, wurde von den Arabern aufgrund ihrer zoroastrischen Vergangenheit als „Festung der Ungläubigen“ bezeichnet. Es wird angenommen, dass hier der Zoroastrismus geboren und das Avesta geschrieben wurde.

Der Turm der Stille „Shylpyk“, Photo: Wikimedia Commons

Nicht weit von Nukus erhebt sich der geheimnisvolle zoroastrische Turm der Stille „Shylpyk“. Auf seiner Anhöhe hinterließen die Anhänger des Zoroastrismus die Körper der Verstorbenen, damit sich ihr Fleisch unter dem Einfluss von Sonne, Wind und Greifvögeln auflöste. Laut heiligen Legenden reinigt dieses Ritual die Seelen der Tote, vermeidet eine Schändung der Erde und bewahrt ihre Reinheit.

Und was gibt es in Moʻynoq?

Moʻynoq ist ein ehemaliger wohlhabender Hafen am Ufer des Aralsees. Eine der Hauptattraktionen ist das Museum für Regionalstudien, das Exponate über die Geschichte und Kultur der Region enthält. Besucher können Fotos und Artefakte sehen, die sich auf das Leben der Anwohner und ihren Überlebenskampf nach einer Umweltkatastrophe beziehen.

Einen Besuch wert ist auch die Konservenfabrik, eines der größten Unternehmen der Region während der Sowjetzeit. Heute lockt dieser Ort Tourist:innen mit dem Angebot, mehr über das Leben der Stadt in der Vergangenheit zu erfahren.

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Und natürlich… „Stihia“ kehrt [nach einjähriger Unterbrechung, Anm. d. Red.] nach Moʻynoq zurück: Das Festival, das Tausende Musik- und Kulturliebhabende aus aller Welt anzieht. In diesem Jahr bot Stihia ein einzigartiges Programm mit musikalischen Darbietungen. Darüber hinaus kann man vom Festivalgelände aus zum Ufer des Aralsees fahren und sich den einst größten See der Region ansehen.

Im Originalartikel findet ihr weitere Bilder.

Hook

Aus dem Russischen von Robin Roth

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