In welchen Regionen von Kirgistan, Tadschikistan und Usbekistan leben heute die meisten ethnischen Russen? Dieser Frage ging die Webseite quora.com nach. Wir übersetzen den Artikel mit freundlicher Genehmigung.
In Kirgisistan, Tadschikistan und Usbekistan lebt die Mehrheit der russischen Minderheit in den Städten. Mit Ausnahme von Nordkasachstan blieben die Russen während der Sowjetunion in Zentralasien, entweder aus wirtschaftlichen Gründen oder weil sie während der Zeit der Vertreibung der Massenbevölkerung in die Städte Zentralasiens deportiert wurden.
Die Website quora.com hat herausgefunden, wo die meisten ethnischen Russen derzeit in den drei oben genannten Ländern leben.
Tadschikistan
Tadschikistan hat die geringste Anzahl von Russen in Zentralasien. Diese leben hauptsächlich in der Hauptstadt. Mehrere tausend haben sich in Kleinstädten niedergelassen, aber fast niemand lebt in ländlichen Gebieten. Bei der Volkszählung 2010 wurden 34.838 Russen in Tadschikistan registriert, was 0,5 Prozent der Bevölkerung des Landes entspricht.
Im Gegensatz zu den meisten zentralasiatischen Ländern hatte Tadschikistan noch nie eine hohe russische Bevölkerungsanzahl. Insgesamt lebten nie mehr als 400.000 Tadschiken im Land, weshalb sie nie mehr als 12,5% der Bevölkerung der tadschikischen SSR repräsentierten. Während des Bürgerkriegs haben die meisten Russen das Land auf Grund der Unruhen verlassen.
Kirgisistan
Von den drei oben genannten Ländern besaß Kirgisistan immer den höchsten Anteil an Russen. Vor der Unabhängigkeit lebten eine Million Russen in dem Land. Sie machten 25% der Bevölkerung der kirgisischen SSR aus. Die Russen in Kirgisistan konzentrieren sich hauptsächlich auf das Gebiet Bischkek und das Gebiet Tschüi im Norden. Es gibt auch viele Russen im östlichen Teil des Gebiets Issyk-Kul, wo sie in Touristenstädten am Issyk-Kul-See leben. Während der Volkszählung aus dem Jahr 2018 wurden in Kirgisistan 352.960 Russen registriert, was 5,6 Prozent der Bevölkerung des Landes entspricht.
Nach der Unabhängigkeit haben die meisten Russen aufgrund des drastischen Rückgangs des Lebensstandards und der weit verbreiteten Korruption das Land verlassen – aber dieser Trend ist zurückgegangen, da sich Kirgisistan inzwischen wieder stabilisiert und demokratisch entwickelt hat.
Die russische Diaspora ist sehr gut in die kirgisische Gesellschaft integriert, aber meist nicht am politischen Leben beteiligt. Es gibt kein starkes Nationalgefühl, dass die Gesellschaft in Russen und Kirgisen spaltet. Die meisten kombinieren die russische und kirgisische Identität. Die Russen in Kirgisistan neigen dazu, offener zu sein, als die Russen in Russland und es ist nicht verwunderlich, dass sie vor allem Freunde anderer Nationalitäten und Religionen haben.
Usbekistan
Usbekistan hat die größte Bevölkerungsanzahl unter allen zentralasiatischen Ländern und somit auch die größte russische Diaspora, allerdings nicht prozentual. Russen in Usbekistan leben fast ausschließlich in der Hauptstadt Taschkent. Laut der Statistik von 2018 leben etwa 750.000 Russen in Usbekistan, das entspricht 2,3% des gesamten Landes.
Während der Sowjetunion gab es 1,6 Millionen Russen in Usbekistan, damals machten sie 14% der usbekischen SSR aus. Nach der Unabhängigkeit hat etwa die Hälfte von ihnen Usbekistan verlassen, um bessere wirtschaftliche Chancen in anderen Ländern zu finden. Dieser Trend ist inzwischen aber zurückgegangen, ähnlich wie in Kirgisistan. Die russischen Bewohner von Taschkent gehen meistens anderen Tätigkeiten nach, als die Russen in Bischkek, jedoch arbeiten sie ebenfalls zumeist im Servicesektor.
In Taschkent ist eine russische Gemeinde aktiv. 20% der Stadt besteht aus Russen, das entspricht fast 600.000 Menschen. Die russische Community ähnelt der, in Kirgisistan. Die in Taschkent lebenden Russen haben eine gemischte Identität, bestehend aus russischer und usbekischer Identität. Sie sind offen für andere Kulturen und Überzeugungen.
Aus dem Russischen von Svenja Petersen
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