Der Architekturführer, der jüngst im Verlag DOM publishers erschienen ist, erklärt die Entwicklung der sozialistischen Stadt Bischkek.
Wer heute durch das Stadtzentrum der kirgisischen Hauptstadt Bischkek spaziert, der kann in die Architekturgeschichte der zentralasiatischen Stadt eintauchen, die als Paradebeispiel für die Entwicklung des eurasischen Stadttypus gilt. Noch heute dominiert im Stadtbild die sozialistische Architektur aus der Ära Stalins, Chruschtschows und ihrer Nachfolger.
Mit der Bau- und Kulturgeschichte der ehemaligen russischen Garnisonsstadt, deren Entwicklung als Außenposten des russischen Zarenreiches begann, hatten sich der ausgebildete Schriftsetzer Henning Hraban Ramm sowie Benedikt Viertelhaus, Herausgeber der „Edition Kritische Ausgabe“, intensiv beschäftigt. Ramm hatte drei Jahre in Bischkek gelebt und Viertelhaus zwei Jahre. Gemeinsam haben sie den Architekturführer Bischkek herausgegeben, der im Verlag „Dom Publishers“ erschienen ist.
Von „Pischpek“ bis „Bischkek“
Der Architekturführer enthält Essays zu den wichtigsten architektonischen Bauprojekten aus der Zeit des Russischen Reiches beginnend von 1864 bis heute. Darunter sind unter anderem Beschreibungen zum Haus des Schriftstellers, das Ende des 19. Jahrhunderts erbaut wurde und ein Zeugnis der russischen russischen Garnisonsstadt „Pischpek“ ist.
Das Haus mit drei straßenseitigen Giebeln stand bautechnisch im Gegensatz zu den Lehmhütten, die das damalige Straßenbild prägten. Es war das Haus des ersten Bürgermeisters und war damals eines der wenigen verputzten, mit Stuckaturen versehenes und mit Backsteinen erbautes Gebäude, heißt es im Architekturführer.
Während des Stalinismus wurde „sozialistisch im Inhalt und national in der Form“ gebaut. In den monumentalen Baustil, der auch als „Zuckerbäckerstil“ bekannt ist, flossen regionale Elemente ein. Einer der großen Architekten war damals Andrej Pawlowitsch Senkow. Er baute das Gebäude der ehemaligen Staatsbank, in dem heute eine Filiale der Aktien- und Kommerzbank Kygrystan untergebracht ist.
Senkow ist einer der ersten Architekten, der Bischkek mit Lokalkolorit ausstattete. Er ist auch der Baumeister der Himmelfahrts-Kathedrale in Almaty, die mit 54 Metern das zweithöchste Holzgebäude der Welt ist.
Die Stadtentwicklung im Sozialismus
Bei der Entwicklung der Stadt Bischkek spielte der sogenannte Mikrorayon-Gedanke eine zentrale Rolle. Der Mikrorayon stellte eine städtebauliche Grundeinheit dar. Der Wohnungsbau war ebenso wie die Schaffung von öffentlichen Einrichtungen und Grünanlagen zentral gesteuert, wie aus dem Architekturführer zu entnehmen ist.
Seit der Ära Chruschtschows veränderte sich das Bauprinzip von Wohnanalagen und öffentlichen Gebäuden. Es kamen immer mehr industriell vorgefertigte Bauteile zum Einsatz, schreibt Sergei Melcher in seinem aufschlussreichen Aufsatz über die Architektur und Stadtentwicklung im Sozialismus.
Dies und viele weitere Informationen erfährt der Leser des Architekturführers anhand von Portraits der wichtigsten Architekten, Essays über die Baugeschichte sowie über die Denkmäler der Stadt. Diese Texte bieten neben den Beschreibungen der Bauprojekte ein umfassendes Bild der Architekturgeschichte der krigisischen Hauptstadt.
Dominik Vorhölter
Novastan.org
Henning Hraban Ramm / Benedikt Viertelhaus (Hg.): Bischkek, Architekturführer; DOM Publishers, Berlin 2016; 208 Seiten, 28,- €
Akos, 2017-02-8
Finde Eure Seite einfach super um auf den laufenden zu bleiben in Sachen Zentralasien. So hätten wir sicher nie was erfahren über das Registrierungs – Trouble in Kirgistan uvm. Wir werden im Februar weiter ziehen nach Indien, aber innerlich vermissen wir jetzt schon Zentralasien, insbesondere Kirgistan. Sicherlich werden wir eines Tages wieder zurück kommen, Unsere Reise könnt Ihr hier verfolgen : grenzenlostour.de
Grüsse Sonja und Akos
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