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Wilde Müllkippen in Kasachstan: Warum gibt es sie und wie kann man sie bekämpfen?

Die geschlossenen Grenzen haben diesen Sommer die kasachstanischen UrlauberInnen veranlasst, sich mit den Weiten des eigenen Landes bekannt zu machen. Die Zahl der wilden Müllkippen hat dadurch allerdings stark zugenommen. Im Rahmen des Projekts Ecofriendly berichtete Informburo am 8. Oktober 2020 über das Phänomen dieser Müllkippen. Wir übersetzen den Artikel in gekürzter Form mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.

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Die geschlossenen Grenzen haben diesen Sommer die kasachstanischen UrlauberInnen veranlasst, sich mit den Weiten des eigenen Landes bekannt zu machen. Die Zahl der wilden Müllkippen hat dadurch allerdings stark zugenommen. Im Rahmen des Projekts Ecofriendly berichtete Informburo am 8. Oktober 2020 über das Phänomen dieser Müllkippen. Wir übersetzen den Artikel in gekürzter Form mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.

Ein Beispiel für den negativen Einfluss, den die BürgerInnen auf die Umwelt genommen haben, ist der einzigartige See Kóbeıtuz, der aufgrund des Zustroms von TouristInnen, der Verschmutzung seiner Ufer und des illegalen Verkaufs seines Heilsalzes für BesucherInnen gesperrt wurde.

„Leider sind wir in den letzten Wochen Zeugen […] der barbarischen Behandlung der Natur geworden. Zu den bekannten Fakten zählen das Schlagen von Robben in Aqtaý, die Berge an Müll in Býrabaı, oder das Ausreißen der auf der Roten Liste stehende Lotusblumen auf den Erste-Mai-Teichen in der Nähe von Almaty. Es handelt sich um Müll, Lagerfeuer und die Ausfuhr und den Verkauf von Salz aus dem einzigartigen See Kóbeıtuz. Und das ist nur ein kleiner Teil der groben und brutalen Haltung gegenüber unserer Natur“, sagte der Minister für Umwelt, Geologie und Natürliche Ressourcen Maģzum Myrzaģaliev im Sommer dieses Jahres.

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Zur gleichen Zeit hat das Umweltministerium eine groß angelegte Analyse durchgeführt und mehr als 7500 wilde Müllkippen im ganzen Land identifiziert. Positiv hervorheben kann man, dass die eklatante Haltung der Landsleute zur Natur auf höchster Ebene Beachtung findet. 11 der 13 im Land bestehenden Nationalparks werden laut einem Beschluss des Umweltministeriums von Orten des sogenannten „Schaschlik-Tourismus“ mit Hotels und Restaurants zu echten nachhaltigen Highlights mit einem Schwerpunkt auf Ökotourismus gewandelt.

In Bezug auf die wilden Müllkippen schlägt das Ministerium mehrere Lösungen vor. Einfache BürgerInnen – sowohl Erwachsene als auch Kinder – sollen ökologisch gebildet werden. Auch soll es Strafen für die Organisation dieser Deponien geben. Für Unternehmer sind die obligatorische Installation von GPS-Sensoren im Mülltransport, die Lizenzierung von Müll verarbeitenden und entsorgenden Unternehmen und erhöhte Bußgelder für Verstöße gegen den Umgang mit Abfällen vorgesehen.

Wie ‚Waste to Energy‘ bei der Beseitigung von Deponien hilft

Wie bereits angemerkt, wurden in Kasachstan mehr als 7500 wilde Müllkippen gezählt. Dies zeigte das Satellitenmonitoring, das im Auftrag des Umweltministeriums durchgeführt wurde. Unmittelbar nach der Bekanntgabe der Daten begann das Ministerium zusammen mit den Akimaten (den Regionalverwaltungen, Anm. d. Ü.) mit der Beseitigung von 1635 Müllkippen innerhalb von zehn Tagen. Außerdem patrouillieren VertreterInnen des Ministeriums zusammen mit gesellschaftlichen Akteuren und Freiwilligen durch Städte, finden neue illegale Müllkippen und beseitigen sie. Diese Öko-Einsätze haben ergeben, dass ein erheblicher Teil der Abfälle Bauschutt ist. Einige Baufirmen schließen zwar Verträge mit Müllentsorgungsunternehmen ab, die jedoch ihrerseits keine Verträge mit Deponien haben. Es ist für sie einfacher, eine kleine Strafe zu zahlen und den Müll weiter an einen illegalen Ort zu bringen, als hohe Entsorgungskosten an Deponien zu zahlen.

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„Wir haben im Land einen sehr niedrigen Anteil der Abfallverarbeitung von nur 15 Prozent. In den europäischen Ländern ist dieser Anteil doppelt so hoch – im Durchschnitt 30 Prozent. Nach dem Konzept der ‚grünen‘ Wirtschaft müssen wir diesen Anteil bis zum Jahr 2030 auf 40 Prozent erhöhen“, erklärte Umweltminister Myrzaģaliev.

Mit dem Konzept der ‚grünen‘ Wirtschaft meint der Minister die Vorbereitung eines gesetzlichen Rahmens für die Einführung der modernen Entsorgungstechnologie ‚Waste to Energy‘. Die Technologie ermöglicht es, die Müllverwertung für Müllverbrennungsunternehmen und Deponien profitabel zu machen.

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„Wir planen, mit Investoren Auktionen für den Bau von Müllverbrennungsanlagen (mit ‚Waste to Energy‘-Technologie, Anm. Informburo) in sechs Städten der Republik durchzuführen: in Aqtóbe, Almaty, Atyraý, Nur-Sultan, Taraz und Shymkent. Das Ministerium arbeitet zusammen mit den Akimaten aktiv an den Fragen der Bereitstellung von Land und Infrastruktur sowie der garantierten Auslastung mit Abfällen. Die Unternehmen werden in Übereinstimmung mit den Anforderungen der ‚Europäischen Richtlinie über industrielle Emissionen‘ arbeiten“, erklärte der Minister.

Eine Hotline gegen illegale Müllkippen

Einen weiteren positiven Faktor im Kampf gegen die wilden Deponien stellt die vom Umweltministerium eingeführte Hotline dar, an die sich die KasachstanerInnen wenden können, wenn sie eine illegale Müllkippe gefunden haben. Die Hotline ist seit Sommer in Betrieb und bereits in den ersten fünf Tagen gingen 250 Meldungen bei ihr ein.

Im Kampf gegen die wilden Müllkippen sind nicht nur die Gesetze auf Seiten der Behörden, sondern auch die KasachstanerInnen selbst. Tausende BürgerInnen nahmen an der großen Umweltaktion ‚Birge – taza Qazaqstan‘ im Rahmen des World Cleanup Days teil. Eine solche Aktion findet jährlich in mehr als 150 Ländern der Welt statt. In Kasachstan wurden trotz der Pandemie ein republikweiter Subbotnik (freiwilliger Arbeitseinsatz am Samstag, Anm. d. Ü.) durchgeführt. Es wurden illegale Müllkippen entfernt, Straßen und Höfe aufgeräumt und Setzlinge gepflanzt.

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Staatspräsident Qasym-Jomart Toqaev wies in seiner Botschaft darauf hin, dass die Landschaftsgestaltung eine der wichtigsten Aufgaben sei. Es sei geplant, in den kommenden fünf Jahren 2 Milliarden Bäume in den Wäldern und 15 Millionen in den Städten zu pflanzen.

Leisten Sie Ihren Beitrag – werden Sie ÖkotouristIn

Paradoxerweise kann Ökotourismus im Kampf gegen wilde Deponien helfen. Ökotourismus ist heute nicht nur ein Urlaub, ohne die Natur zu schädigen, sondern auch eine machbare Hilfe. Wenn Sie zum Beispiel wandern gehen, nehmen Sie nicht nur Ihren Müll mit, sondern auch die Abfälle jener unverantwortlichen KasachstanerInnen, die hier vor Ihnen Urlaub gemacht haben.

Diese Art der Freizeitgestaltung ist für die Mitglieder des ‚Pavlodarer Hauses der Geographie‘ zur Tradition geworden. Auf eine Wanderung oder Bootstour nehmen sie Müllsäcke „für sich und für die anderen Leute“ mit. Vor kurzem machten die Jugendlichen eine Bootstour auf dem Irtysch vom Dorf Michurino zum Dorf Naberezhnoe. Unterwegs ruhten sie sich am Ufer aus und beseitigten wilde Müllkippen, die von TouristInnen und UrlauberInnen hinterlassen wurden.

Mitglieder des „Pavlodarer Hauses der Geugraphie“ beim Müllsammeln

Laut dem Leiter der Tour Vladimir Ragulin haben die ÖkotouristInnen während der zweitägigen Reise fünf Säcke Müll gesammelt. „Die Teilnehmer der Tour waren sechs Personen in zwei Gummibooten. Die Gesamtlänge der Route Betrug 39 Kilometer mit mehreren Zwischenstopps auf dem Weg“, erklärt Ragulin.

„Das Team des ‚Pavlodarer Hauses der Geographie‘ hat eine dritte und letzte ökologische Tour gemacht. Von Zivilisation und Technik getrennt, haben wir mit den Kindern nicht nur eine öffentliche Mission erfüllt, sondern unsere Freizeit interessant gestaltet“, fügt die Aktivistin Anastasia Sasko hinzu.

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Es bleibt anzumerken, dass für die illegale Müllentsorgungen an nicht dafür bestimmten Orten in Kasachstan Strafen vorgesehen sind. Für natürliche Personen belaufen diese sich auf 55.560 Tenge (108 Euro), für kleine Unternehmen auf 83.340 Tenge (163 Euro), für mittlere Unternehmen auf 111.120 Tenge (217 Euro) und für große Unternehmen auf 138.900 Tenge (271 Euro). Doch nach der Menge der Abfälle von TouristInnen zu urteilen, erschreckt dies die KasachstanerInnen bisher nicht…

Informburo

Aus dem Russischen von Robin Roth

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