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Wer war der Oppositionelle Altynbek Sársenbaev?

Am 13. Februar 2006 wurde der Oppositionsaktivist und ehemalige Informationsminister Altynbek Sársenbaev zusammen mit seinem Leibwächter und Fahrer tot aufgefunden. Obwohl die Mörder verurteilt wurden, glauben die Anhänger:innen des Oppositionellen den offiziellen Berichten nicht. Aus Anlass seines Todestages erzählt Masa Media, wer Altynbek Sársenbaev war und warum ein Beamter, der 12 Jahre lang im Staatsdienst gearbeitet hat, zum Oppositionsführer wurde. Wir übersetzen den Artikel mit freundlicher Genehmigung der Redaktion. Bevor er in die Regierung kam, arbeitete Altynbek Sársenbaev als Journalist. Zunächst war er Redakteur von KazTAG, dann arbeitete er in der Redaktion der Zeitungen Orken und Araı. Von 1992 bis 2004 war er in verschiedenen Regierungsämtern tätig: in der Präsidialverwaltung und in der Regierung, viermal als Minister für Presse und Masseninformation (der Name dieses Ministeriums wurde mehrmals geändert) und als Botschafter Kasachstans in Russland. Während seiner Amtszeit als Minister im Jahr 2004 genehmigte er die Registrierung von mehr als 100 oppositionellen Zeitungen.

Am 13. Februar 2006 wurde der Oppositionsaktivist und ehemalige Informationsminister Altynbek Sársenbaev zusammen mit seinem Leibwächter und Fahrer tot aufgefunden. Obwohl die Mörder verurteilt wurden, glauben die Anhänger:innen des Oppositionellen den offiziellen Berichten nicht. Aus Anlass seines Todestages erzählt Masa Media, wer Altynbek Sársenbaev war und warum ein Beamter, der 12 Jahre lang im Staatsdienst gearbeitet hat, zum Oppositionsführer wurde. Wir übersetzen den Artikel mit freundlicher Genehmigung der Redaktion. Bevor er in die Regierung kam, arbeitete Altynbek Sársenbaev als Journalist. Zunächst war er Redakteur von KazTAG, dann arbeitete er in der Redaktion der Zeitungen Orken und Araı. Von 1992 bis 2004 war er in verschiedenen Regierungsämtern tätig: in der Präsidialverwaltung und in der Regierung, viermal als Minister für Presse und Masseninformation (der Name dieses Ministeriums wurde mehrmals geändert) und als Botschafter Kasachstans in Russland. Während seiner Amtszeit als Minister im Jahr 2004 genehmigte er die Registrierung von mehr als 100 oppositionellen Zeitungen.

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Im Jahr 2004 wurde der Politiker Mitvorsitzender der Partei Aq Jol (Erleuchtender Pfad). Im selben Jahr erhielt die Partei bei den Parlamentswahlen 12 Prozent der Stimmen, aber nur einen Sitz in der Legislative. Sársenbaev trat von seinen staatlichen Ämtern zurück und behauptete, die Wahlergebnisse seien gefälscht worden.

In der Opposition

Da eine Einigung mit den Anhänger:innen von Aq Jol nicht möglich war, gründete der ehemalige Minister 2005 seine eigene Partei „Der wahre Aq Jol“ und bildete zusammen mit mehreren Oppositionsorganisationen die Bewegung „Für ein gerechtes Kasachstan“. Im Jahr 2005 kandidierte Jarmahan Tuıaqbaı im Namen dieser Koalition für das Präsidentenamt und erhielt 6,6 Prozent der Stimmen. Die Opposition erkannte das Wahlergebnis nicht anerkannt. Das Wahlgesetz wurde 2007 sogar geändert, um politischen Blöcken die Teilnahme an den Wahlen in Kasachstan zu verbieten. Lest auch auf Novastan: Aufstieg und Fall von „Neues Kasachstan“ – vom Scheitern einer Oppositionsbewegung Im Jahr 2005 erklärte Sársenbaev Journalist:innen, dass die Nachrichtenagentur Khabar [der Tochter des damaligen Präsidenten Nursultan Nazarbaev, Anm. d. Red.] Dariģa Nazarbaeva gehöre und der private Sender „Erster Kanal Eurasia“ über sie finanziert werde. Dies stelle eine Veruntreuung von Staatsgeldern dar. Die Agentur verklagte den Oppositionsführer und forderte 50 Millionen Tenge [etwa 101.000 Euro] wegen angeblicher Verletzung der Redefreiheit und Schädigung des Images der Holdinggesellschaft. Sársenbaev wurde vom Gericht zur Zahlung von einer Million Tenge [etwa 2000 Euro] verurteilt. Im November desselben Jahres wurde Zamanbek Nurqadilov, ein Partner Sársenbaevs, der gegen das Nazarbaev-Regime opponiert hatte, mit drei Schusswunden aufgefunden – zwei in die Brust und eine in den Kopf. Nach der offiziellen Version beging er Selbstmord. Drei Monate später wurde Altynbek Sársenbaev selbst ermordet.

Tod

Am 11. Februar 2006 verschwanden Sársenbaev, sein Leibwächter Bauyrjan Baibolsyn und der Fahrer Vasily Juravlev. Zwei Tage später wurden die Leichen der drei Männer in der Nähe von Almaty gefunden. Sie wurden mit Handschellen gefesselt und erhielten einen Schuss in den Hinterkopf. Anhänger:innen der Opposition und unabhängige Journalist:innen glaubten, dass die Regierung und das Nationale Sicherheitskomitee in den Mord involviert waren. Der damalige Leiter des Nationalen Sicherheitskomitees [der Geheimdienst, Anm. d. Red.], Nartaı Dútbaev, trat bald darauf zurück. Lest auch auf Novastan: Kasachstanischer Oppositioneller Muhtar Áblıazov in Frankreich verhaftet und wegen Betrugs angeklagt Am 25. Februar wurde der Leiter der Senatsverwaltung, Erjan Utembaev, als Hauptverdächtiger in diesem Fall festgenommen. Am 2. März schrieb er einen Brief an Nursultan Nazarbaev, in dem er zugab, den Mord an Sársenbaev und zwei seiner Berater beauftragt zu haben. Utembaev schrieb, er habe sich an dem Oppositionsführer rächen wollen, weil dieser ihn kritisiert hatte. Der Auftrag wurde von einem ehemaligen Offizier des Innenministeriums und Soldaten der Spezialeinheit Arystan ausgeführt. Im Sommer desselben Jahres wurde Utembaev zu 20 Jahren Gefängnis und der Täter des Auftragsmordes, Rustem Ibragimov, zum Tode verurteilt. Aufgrund eines Moratoriums für die Todesstrafe erhielt er aber stattdessen eine lebenslange Freiheitsstrafe. Insgesamt wurden zehn Personen in dem Fall verurteilt.

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2014 sagte Ibragimov erneut aus und bestritt Utembaevs Beteiligung an dem Mord. Er beschuldigte stattdessen Nazarbaevs ehemaligen Schwiegersohn Rahat Áliev und den ehemaligen Geheimdienstchef Álnur Musaev. Utembaev wurde daraufhin nach acht Jahren aus dem Gefängnis entlassen. Áliev schrieb später in seinem Buch „Der Schwiegervater“, dass er an der Ermordung Sársenbaevs nicht beteiligt war und dass die wahren Schuldigen unter hochrangigen Beamten gesucht werden sollten.

Masa Media

Aus dem Russischen von Aigerim Kozhakhmetova

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