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Kasachstans Abhängigkeit von importiertem Benzin nimmt zu

Treibstoff ist einer der wichtigsten Importartikel Kasachstans. Dennoch berichtet das Energieministerium, dass der Markt für Brenn- und Schmierstoffe unabhängig sei. Der Artikel über dieses Paradoxon erschien auf  365info.kz. Wir übersetzen den Artikel mit der freundlichen Genehmigung der Redaktion.

Öl Plattform Bohren Ressourcen Kaspisches Meer
Eine Ölbohrplattform im Kaspischen Meer

Treibstoff ist einer der wichtigsten Importartikel Kasachstans. Dennoch berichtet das Energieministerium, dass der Markt für Brenn- und Schmierstoffe unabhängig sei. Der Artikel über dieses Paradoxon erschien auf  365info.kz. Wir übersetzen den Artikel mit der freundlichen Genehmigung der Redaktion.

Die offizielle Version lautet: Es ist alles gut.

Am 18. April erstattete Energieminister Kanat Bosumbajew Bericht über den Ölmarkt. Er teilte mit, dass es zur Zeit der Aussaat kein Treibstoffdefizit im Land geben werde.

Für die Feldarbeit im Frühling 2017 werden den Agrarunternehmen 375.000 Tonnen zur Verfügung gestellt. […] Entsprechend dem Antrag des Landwirtschaftsministeriums wird der Bedarf an Diesel vollständig gedeckt.

Außerdem werde laut Bosumbajew „der Binnenmarkt vollständig mit heimischen Brenn- und Schmierstoffen versorgt“. Auf dem Papier sieht alles ausgesprochen gut aus: im ersten Quartal 2017 wurden in Kasachstan 810.300 Tonnen Benzin hergestellt, was 18,2 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum entspricht. Die Dieselproduktion stieg noch stärker an: um 28,8 Prozent auf 1,1 Millionen Tonnen.

Die Statistiken sagen: Es ist alles schlecht

Entsprechend der Daten des Statistik-Komitees sieht die Situation anders aus. In den ersten beiden Monaten des Jahres wurden 237.000 Tonnen Benzin und 59.900 Tonnen Diesel nach Kasachstan eingeführt. Das sind 60,3 und 77,1 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Der Anteil ausländischen (also russischen) Benzins auf dem kasachstanischen Markt betrug im Januar und Februar 29,6 Prozent, jener von Diesel 7,6 Prozent.

Das Land importiert nicht nur mehr Treibstoff, sondern zahlt dafür auch noch einen höheren Preis: Der durchschnittliche Benzinpreis stieg um 59,4 Prozent an, der Dieselpreis um 47,1 Prozent. In Geldwert umgerechnet wuchs der Import also um das 2,6-fache: 104 beziehungsweise 28,6 Millionen Dollar.

Lest auch bei Novastan: Wer fördert Öl in Kirgistan?

In den ersten zwei Monaten 2017 befand sich Treibstoff unter den Top 4 der kasachstanischen Importgüter (direkt hinter Öl, Medikamenten und Dünger).

Heute macht Benzin 3,3 Prozent des nationalen Imports aus, wobei der Anteil sich innerhalb eines Jahres verdoppelt hat. Zum Vergleich: Kleidung und sonstige Textilprodukte wurden halb so viel eingeführt wie Diesel und Benzin.

Es gibt nicht mehr eigenes Benzin

Damit der Markt für Brenn- und Schmierstoffe unabhängig wird, muss Kasachstan die Ölverarbeitung auf 17,5 Millionen Tonnen pro Jahr erhöhen.

Der Parlamentsabgeordnete Jerlan Barlybajew teilte mit, dass die drei größten Raffinerien des Landes (in Pawlodar, Atyrau und Schymkent) nach einer sich hinziehenden Modernisierung 14,5 Millionen Tonnen verarbeiten können. Aber es gibt im Land noch 32 weitere Fabriken, die zusammen über eine Kapazität von 6,5 Millionen Tonnen verfügen. Und diese Kapazität liegt derzeit brach.

Im April 2016 wurde das „Gesetz zur Regulierung des Umschlags von Erdölprodukten“ verabschiedet, das es Fabriken mit einer geringeren Kapazität als 800.000 Tonnen pro Jahr verbietet, sogenannte „Verarbeitungsprodukte“ zu verkaufen. Dies führte zur Stilllegung der Fabriken. Auf dieses Problem wiesen die Abgeordneten der Partei „AK Zhol“ hin.

Die zukünftige Ölversorgung: abhängig von Russland

Allerdings kann es sein, dass es nicht ausreichend Rohstoff für diese Fabriken gibt. Saken Schakirow, stellvertretender Direktor des Ressorts für fossile Brennstoffe im Energieministerium teilte mit, dass bis zum Jahr 2020 die Förderung aus kleinen und mittleren Lagerstätten, die im Wesentlichen den Binnenmarkt versorgen, aus verschiedenen Gründen um 3 Millionen Tonnen zurückgehen wird. Einen Ausbau der Förderung wird es hingegen in exportorientierten Projekten geben: Kaschagan, Tengiz und Karatschaganak (große Ölfelder in Westkasachstan, Anm. d. Red.). Scharikow ließ schon verlautbaren, dass dies möglicherweise zu einem Rückgang der Brenn- und Schmierstoffproduktion führen könnte.

Solange Kasachstan den exportorientierten Projekten die Priorität einräumt, ist es unwichtig, wie viel Öl Kasachstan fördert, über welche Kapazitäten die Raffinerien verfügen, inwieweit sich der Bedarf an Treibstoff ändert und welche Gesetzte in der Republik gelten. Kasachstan kauft Benzin und Diesel in Russland und wird diese Praxis auch auf absehbare Zeit beibehalten.

Alexej Nikonorov

365info.kz

Aus dem Russischen von Robin Roth

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