Schon 2002 nahm die Internationale Union zum Schutz der Natur (IUCN) die Saiga-Antilope in die Kategorie jener Arten auf, die sich in einem kritischen Zustand befinden. Die größte Population dieser gefährdeten Art lebt in Kasachstan, aber in den letzten Jahren hat sich die Zahl der Saigas aufgrund von infektiösen Krankheiten und illegaler Jagd weiter dezimiert. Wir übersetzen folgenden Artikel von Living Asia mit der freundlichen Genehmigung der Redaktion.
Aufgrund der starken Nachfrage nach dem Horn der Tiere, ist die Jagd auf diese gefährdete Art ein lukratives Geschäft. Dem Pulver aus zermahlenem Saiga-Horn wird eine besondere Heilkraft zugeschrieben. Das Präparat – so wird es in der nichttraditionellen Medizin angenommen – soll bei Herzinfarkt, Leber- und Magenkrankheiten helfen und sogar dazu beitragen Menschen aus dem Koma zurückzuholen.
Einige Wilderer*innen erschießen Saigas des Fleisches wegen, aber in den meisten Fällen ist das Horn das hauptsächliche Ziel. Auch kommt es vor, dass man bei Büger*innen zu Hause Gegenstände aus Saiga-Horn – etwa Souvenirs – finden kann; war doch bis in die 2000er Jahre hinein die Saiga-Antilope eine zur gewerblichen Jagd freigegebene Art.
Ein riskantes Geschäft
Der Hauptabnehmer für Saiga-Horn ist China, wo Heilpräparate mit besagtem Pulver verkauft werden.
In Kasachstan läuft das Geschäft mit dem Horn gut. Anzeigen zum Verkauf von Saiga-Horn werden offen in Lokalzeitungen und auf Internetseiten publiziert. Dabei sind die Strafen für den Verkauf von Saiga-Horn empfindlich. Hohe Bußgelder oder bis zu drei Jahre Freiheitsentzug und Konfiszierung des Vermögens können veranschlagt werden.
Die Geldstrafen belaufen sich auf umgerechnet circa 1500 US-Dollar für ein Männchen, 1100 für ein Weibchen und 550 pro ungeborenes Kalb, wenn das Weibchen schwanger war.
Kaufe und verkaufe Saiga-Horn
Die Kasachstanische Assoziation zum Schutz der Biologischen Vielfalt (ASBK) hat über die Dauer von drei Monaten eine Untersuchung durchgeführt, die mit Hilfe verschiedener Quellen die Fakten über den illegalen Handel mit dem Horn ans Licht brachte.
In Kasachstan – so scheint es – existiert ein Schwarzmarkt für den Verkauf von Saiga-Horn. Dabei findet der Handel damit in der Öffentlichkeit statt.
Straßenaushänge mit dem Angebot Saiga-Horn zu kaufen wurden in sieben Gebieten des Landes gesichtet: in den Gebieten Almaty, Akmolinsk, Aktöbe, Westkasachstan, Karaganda, Pawlodar und Mangistau.
Insgesamt wurden 214 Aushänge gesammelt. Die Auswertung ergab die Zahl von 21 Ankäufer*innen.
Auf dem Bild: Verteilung der Verkaufsanzeigen von Saiga Hörnern nach Städten: Aktau, 48%, Karagandy, 20%, Almaty, 12%, Aktjube, 11%, Pawlodar, 4%, Astana, 2%, Jeskasgan, 1%, Balchach, 1% und Uralsk, 1%
Im Internet wurden 24 Anzeigen auf 11 Seiten aufgespürt. Sieben dieser Anzeigen boten Horn zum Verkauf, die anderen 17 stammten von potentiellen Käufer*innen. Die Eigentümer*innen der Webseiten wurden informiert, dass derartige Tätigkeiten illegal sind. Die Administrator*innen aller Seiten reagierten sofort und löschten die Anzeigen.
(Auf dem Bild: Anzahl der Hehler*innen von Saigahörnern in Kasachstan nach Städten: Karagandy, 6, Almaty, 4, Aktjube, 3, Astana, 2, Pawlodar, 2, Aktau, 1, Jeskasgan, 1, Balchach, 1 und Uralsk, 1. Insgesamt wurden 21 Hehler*innen ermittelt).
Alle gesammelten Daten über den illegalen Handel mit Saiga-Horn wurden der zuständigen Dienstelle der Polizei übergeben. Bis zum heutigen Tag führt das Innenministerium Ermittlungen gegen die Urheber*innen jener Anzeigen durch, die im Rahmen der Kampagne gefunden wurden.
Kein Geschäft mit den Toten
Die ASBK schließt aus, dass auf dem Schwarzmarkt das Horn von Saigas auftauchte, die 2015 (aufgrund einer infektiösen Krankheit, Anm. d. Red.) gestorben sind. Laut den Daten der Organisation starben im Wesentlichen (90 Prozent) Weibchen und Junge, die keine Hörner haben. Außerdem arbeiteten vor Ort staatliche Behörden und die toten Saigas wurden vergraben. Die Polizei vermerkt einen Fall, in dem es gelang Leute festzunehmen, die versuchten toten Saigas das Horn anzusägen. Aber dies ist der einzige bekannte Fall.
Lest auch bei Novastan: Kasachstan – Mysteriöse Tierseuche bedroht Saiga-Antilopen
Das Massensterben 2015 kostete 134.000 Saigas auf dem Territorium dreier Regionen des Landes (Kostanaier, Aktöbinsker und Akmolinsker Gebiet) das Leben.
Aidana Toktarkysy
LivingAsia
Aus dem Russischen von Robin Roth
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