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Zentralasien als neuer Knotenpunkt für Drohnen?

Drohnen sind in modernen Konflikten zu unverzichtbaren Waffen geworden. Nun versuchen auch zentralasiatische Länder, ihre eigene Produktion aufzubauen. Lokale Montage, ausländische Partnerschaften und die Diversifizierung importierter Modelle zeichnen eine beispiellose regionale Dynamik, die jedoch auch dazu führen könnte, dass sich die Region zu einer sensiblen Transitzone entwickelt.

Das chinesische Unternehmen "Yesil Technology Company" will die Produktion industrieller Drohnen in Kasachstan ankurbeln. Foto: KazInvest

Drohnen sind in modernen Konflikten zu unverzichtbaren Waffen geworden. Nun versuchen auch zentralasiatische Länder, ihre eigene Produktion aufzubauen. Lokale Montage, ausländische Partnerschaften und die Diversifizierung importierter Modelle zeichnen eine beispiellose regionale Dynamik, die jedoch auch dazu führen könnte, dass sich die Region zu einer sensiblen Transitzone entwickelt.

In den letzten Jahren haben die Armeen der zentralasiatischen Länder ihre Bestellungen von Drohnen aus der Türkei, China, Israel, Russland und den Vereinigten Staaten vervielfacht. Obwohl diese Geräte oft als zivile oder landwirtschaftliche Drohnen präsentiert werden, ist ihr militärisches Potenzial offensichtlich.

Laut Radio Azattyq verfügt Kasachstan über das vielfältigste Arsenal, das von türkischen Bayraktar TB2 bis zu israelischen und amerikanischen Drohnen reicht, die teilweise vor Ort in Joint Ventures zusammengebaut werden.

In den anderen Republiken führt Usbekistan in Zusammenarbeit mit russischen Partnern Montageprojekte durch, während Kirgistan und Tadschikistan sich mit importierten Modellen begnügen. Das eher zurückhaltende Turkmenistan bleibt ebenfalls von ausländischen Lieferanten abhängig. Diese Diversifizierung spiegelt den gemeinsamen Wunsch wider, nicht mehr von einem einzigen Lieferanten abhängig zu sein und von einem boomenden Weltmarkt zu profitieren.

Erste Schritte hin zu einer lokalen Industrie

Über den Kauf hinaus versuchen die Länder der Region nun, eine nationale Industrie aufzubauen. Kasachstan hat ein Abkommen mit dem chinesischen Unternehmen Shaanxi Kaizhuo unterzeichnet, das 12 Millionen US-Dollar investieren will, um bis 2025 eine Produktionslinie für landwirtschaftliche Drohnen mit einem Ziel von 300 Geräten pro Monat aufzubauen. Diese Drohnen, die als zivile Drohnen präsentiert werden, könnten leicht für militärische Zwecke angepasst werden.

Usbekistan seinerseits prüft Partnerschaften mit russischen Unternehmen, insbesondere um importierte Modelle vor Ort zu montieren. Das russische Unternehmen „Transport der Zukunft“ soll laut Spot.uz bis Ende des Jahres mit der Produktion von Drohnen in Usbekistan beginnen. Diese Projekte verfolgen zwei Ziele: Senkung der Anschaffungskosten und Erhöhung der technologischen Unabhängigkeit, während gleichzeitig die Möglichkeit für regionale Exporte eröffnet wird.

Risiken: Zweckentfremdung und Sanktionen

Diese Dynamik stärkt zwar die Souveränität der zentralasiatischen Staaten, doch bietet sie auch Anlass zu großer Sorge. Mehrere dokumentierte Fälle zeigen, dass landwirtschaftliche Drohnen mitten im Krieg in der Ukraine nach Russland reexportiert wurden, unter Umgehung der westlichen Sanktionen. Im Jahr 2023 lieferte ein kasachstanisches Unternehmen mehr als 500 Drohnen der chinesischen Marke DJI nach Russland und gab sie als Sprühgeräte aus, wie aus einer Untersuchung eines Konsortiums russischer, kasachstanischer und internationaler Medien hervorgeht.

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Diese Umleitungen verdeutlichen die zweideutige Rolle der zentralasiatischen Länder, die sowohl Produktionsstandort als auch Logistikkorridor sind. Russland und China fördern diese Kooperationen, da sie darin eine Möglichkeit sehen, die Region stärker in ihren Einflussbereich zu integrieren. Experten betonen, dass trotz des Aufschwungs lokaler Initiativen der Weltmarkt gesättigt bleibt und es für Zentralasien schwierig sein wird, sich als führender Akteur zu etablieren.

Der Aufschwung der Produktion und Montage von Drohnen in Zentralasien spiegelt ein klares Ziel wider: mehr Autonomie in einem strategischen Sektor zu erlangen. Dieses Ziel geht jedoch mit einer Grauzone einher, in der sich erklärte zivile Nutzung und potenzielle Militarisierung vermischen.

Evan Chaisson für Novastan

Aus dem Französischen von Michèle Häfliger

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