Tadschikistan sieht sich in verschiedenen Landesteilen einem neuen Ausbruch von Covid-19-Infektionen gegenüber. Nachdem sich das Land Anfang des Jahres als „vom Coronavirus frei“ erklärt hatte, machen die Behörden nun die Bevölkerung für das Wiederaufleben der Epidemie verantwortlich.
Offiziell hatte Tadschikistan seit dem 26. Januar Covid-19 besiegt. Doch dieser Sieg war nur von kurzer Dauer, denn am 21. Juni gab das Büro des Premierministers über die staatliche Nachrichtenagentur Khovar eine Erklärung heraus, in der sie darauf hingeweist, dass in Gesundheitseinrichtungen im ganzen Land Fälle von Covid-19 festgestellt wurden.
Novastan ist das einzige deutschsprachige Nachrichtenmagazin über Zentralasien. Wir arbeiten auf Vereinsgrundlage und Dank eurer Teilnahme. Wir sind unabhängig und wollen es bleiben, dafür brauchen wir euch! Durch jede noch so kleine Spende helft ihr uns, weiter ein realitätsnahes Bild von Zentralasien zu vermitteln.
Als Hauptgrund für den erneuten Anstieg sehen ExpertInnen die Vernachlässigung der Maskenpflicht, die Unachtsamkeit der BürgerInnen und die Nichteinhaltung bestimmter Fristen bei der Rückkehr aus dem Ausland. Die Regierung fordert in ihrer Erklärung die EinwohnerInnen des Landes auf, sich strikt an die Empfehlungen der SpezialistInnen zu halten. Die offizielle Website, die die Zahl der Fälle und Todesfälle aufgrund der Epidemie in Tadschikistan zählt, bleibt jedoch vorerst bei den Zahlen vom 26. Januar hängen.
Mehrwöchiger Zweifel
Diese offizielle Anerkennung neuer Covid-19-Fälle folgt auf mehrere Wochen des Zweifels. So berichtete das tadschikische Nachrichtenportal Asia-Plus, dass es mit ÄrztInnen und Laborpersonal in verschiedenen Krankenhäusern des Landes gesprochen habe und dass laut diesen Quellen neue Infektionen mit dem Coronavirus festgestellt wurden.
Laut den Recherchen von Asia-Plus, das als eines der wenigen unabhängigen Medien in Tadschikistan gilt, wurden am 8. Juni in der Hauptstadt Duschanbe rund 100 Menschen positiv auf das Coronavirus getestet. MitarbeiterInnen einer Privatklinik in Duschanbe teilten mit, dass sie täglich Dutzende positiver Testergebnisse zurückgebe.
Lust auf Zentralasien in eurer Mailbox? Abonniert unseren kostenlosen wöchentlichen Newsletter mit einem Klick.
Dennoch leugnete das Gesundheitsministerium diese Neuinfektionen kategorisch. Dessen Sprecher Emomali Mirsojew sagte am 14. Juni gegenüber Radio Ozodi, dem tadschikischen Dienst von Radio Free Europe, dass neue PatientInnen mit Covid-19-Symptomen tatsächlich an Tuberkulose erkrankt seien. Außerdem behauptete er, der Anstieg von Covid-19-Symptomen sei mit dem hohen Temperaturunterschied zwischen dem sehr kalten Wasser, das die Bevölkerung trinkt und in dem sie badet, und den hohen Lufttemperaturen im Juni verbunden.
Verstärkte Maßnahmen
Angesichts überwältigender Beweise waren die Behörden jedoch gezwungen, ihren Kurs zu ändern und verstärkte Maßnahmen zu ergreifen. Die Regierung will – ihrer Erklärung zufolge – die Koordination der Aktivitäten der zuständigen Ministerien und Ressorts verstärken, um die Einhaltung der Regeln zur persönlichen und öffentlichen Hygiene zu wahren. Das Gesundheitsministerium will die Kontrolle von Kulturzentren verstärken sowie strenge präventive und gegen die Epidemie gerichtete Maßnahmen ergreifen, insbesondere bei internationalen Flügen und privaten Feiern.
Laut Asia-Plus ordnete Rustam Emomali, Bürgermeister von Duschanbe und Sohn des tadschikischen Präsidenten Emomali Rahmon, am 24. Juni das Ergreifen wirksamer Maßnahmen an, um Krankenhäuser mit den notwendigen Medikamenten und Geräten zu versorgen. Von Unternehmen forderte er, die Produktion von Desinfektionsmitteln und Hygieneprodukten zu erhöhen.
Lest auch auf Novastan: Tadschikistan: Der Sohn des Präsidenten wird Nummer 2 im Staat
Emomali, der seit April letzten Jahres auch Senatspräsident ist, ordnete außerdem an, in Haus-zu-Haus-Runden die Bevölkerung für Impfungen zu sensibilisieren. Ein Schwerpunkt der Kampagne soll dabei auf Schulen, Kultur- und Freizeitparks und Einkaufszentren liegen. Darüber hinaus hob er hervor, dass eine strikte Überwachung der Einhaltung von Hygienestandards notwendig sei.
Emma Vanzo, Redakteurin für Novastan
Aus dem Französischen von Robin Roth
Noch mehr Zentralasien findet ihr auf unseren Social Media Kanälen, schaut mal vorbei bei Twitter, Facebook, Telegram, Linkedin oder Instagram. Für Zentralasien direkt in eurer Mailbox könnt ihr euch auch zu unserem wöchentlichen Newsletter anmelden.