Dorob-YAN’s ist womöglich der einzige politische Rapper aus der tadschikischen autonomen Region Berg-Badachshan. Aufgrund seiner Musik darf er schon fünf Jahre lang nicht in seine Heimat einreisen. Mit dem Nachrichtenportal Ferghana-News spricht er über seine Heimat, seine Musik und die Rap-Szene im Pamir. Wir übersetzen das Interview aus dem russischen Original.
Der Rapper Dorob-YAN’s (Dorob Dorobow) erzählt die konfliktuelle Geschichte der Pamirs in der Sprache der sozialen Medien und der Populärkultur. Er nimmt Musik auf, macht Videos, produziert modische Kleidung und besingt den Traum von einem freien und unabhängigen Berg-Badachschan (eine autonome Region in Ost-Tadschikistan, kurz GBAO). Er kritisiert dabei die tadschikischen Behörden wegen ihrer Unfähigkeit, den Einwohnern des Pamir zu helfen.
Sie wurden im Pamir geboren, haben aber den Großteil Ihres Lebens an anderen Orten verbracht: in Kirgistan, Kasachstan und Russland. Dabei schreiben Sie in einer pamirischen Sprache, warum?
Mein Hauptpublikum sind die Pamiris. Ich habe Lieder auf Russisch aufgenommen, aber seit 2012 lege ich einen Schwerpunkt auf die Pamir-Sprache (eine der von den Einwohnern des Pamirs gesprochenen Sprachen der ostiranischen Sprachgruppe). Nach den Ereignissen in Chorugh beschloss ich aus politischen Gründen, in meiner Muttersprache zu rappen. So will ich der pamirischen Jugend ein wahres Bild dessen vermitteln, was in der Region passiert. Aber ich plane auch ein russischsprachiges Album über die Probleme in Berg-Badachschan.
Meinen Sie mit den „Chorugh-Ereignissen“ den Mord an General Abdullo Nasarow im Jahr 2012?
Ja, Nasarow war der Leiter des GKNB (des lokalen Geheimdienstes, Anm. d. Ü.) in Chorugh. Nach seiner Ermordung brach Chaos aus und es wurde eine Sonderoperation eingeleitet, bei der mir sehr nahe stehende Menschen ums Leben kamen. Das hat mich sehr getroffen, so dass ich beschloss in meiner Musik über die Probleme des Pamirs und der Pamiris zu berichten.
Waren diese Leute Zivilisten?
Ja, sie waren friedliche Einwohner, sie haben sich nur verteidigt, nicht gekämpft. Unschuldige Menschen wurden erschossen. Seitdem schreibe ich über diese Situation, obwohl ich zuvor polische Themen eher vermied und über das schrieb, was angesagt war: Liebe, Freunde, das Leben in den Innenhöfen…. Aber nach den Ereignissen von 2012 hat sich alles verändert.
Eines Ihrer jüngsten Werke ist der Song „Renegade“. Man kann den Text wohl unterschiedlich interpretieren, aber er scheint sich um die Konfrontation zwischen dem Badachschan und den Zentralbehörden Tadschikistans zu drehen. Darin steht: „Ich glaube, die Zeit wird kommen, wenn der Badachschan unabhängig wird“. Wofür steht der Text?
Bevor ich anfange zu schreiben, spreche ich immer mit Hörern. Viele schrieben mir: „Mach was über die Unabhängigkeit, weil unsere Rechte eingeschränkt werden. Schreibe, wie du uns siehst. Schreibe, dass es auch andere hören, denn nicht alle Pamiris sind bei sich, einige schlafen noch und müssen auch geweckt werden.“ Das Stück „Renegade“ spiegelt also vor allem diese Aufforderungen wider.
Wollen Ihre Zuhörer mehr Autonomie für Badachschan oder sind sie Befürworter einer vollständigen Unabhängigkeit?
Die meisten träumen von der Unabhängigkeit, mit eigenem Pass, eigener Flagge und eigener Hymne. Der andere Teil, wozu auch ich gehöre, will einfach nur in Ruhe gelassen werden, denn wir berühren auch niemanden. Das ist mein einziger Wunsch. Am Ende von „Renegade“ steht: „Sie können nicht wegnehmen, was sie nicht gegeben haben“. Sie tun nichts für die Pamiris, das ist eine Tatsache.
Wer im Pamir lebt, der weiß, dass alle Schulen und Sportanlagen von unserem spirituellen Führer, dem Aga Khan (der geistliche Führer der Ismailiten, also auch der Mehrzahl der Pamiris) finanziert werden. Die Pamiris, die nicht in ihrer Heimat leben, wissen das nicht. Eben sie möchten wir darüber informieren, dass unsere Rechte dort verletzt werden, dass wir wie Banditen dargestellt werden. Fragen Sie jeden Touristen, der den Pamir besucht hat, alle werden zufrieden sein, niemand wird dort berührt, Gäste werden sehr herzlich begrüßt. Im Pamir steht der Gast immer an erster Stelle. Pamiris würden Gästen ihren letzten Tuschak (mit Baumwolle gefüllte Matratzen) abgeben und selbst auf dem Boden schlafen, Hauptsache der Gast friert nicht.
Im September war die Lage im GBAO erneut angespannt, nachdem der tadschikische Präsident die lokalen Behörden wegen ihrer ineffektiven Bekämpfung der Kriminalität kritisierte. Die Region wurde von staatlichen Sicherheitskräften besetzt, was zu Unzufriedenheit bei den Einwohnern führte. Wie ist dort momentan die Atmosphäre?
Ich stehe drei- bis viermal pro Woche in Kontakt mit meiner dortigen Familie. Wir alle machen uns Sorgen um unsere Verwandten im Pamir, denn in den Nachrichten wird nichts berichtet, lokale Fernsehsender sind still. Wir müssen selbst anrufen und fragen. Momentan ist es ruhig, es gibt kleine Provokationen bei Nacht, irgendwo Schüsse und Lärm, aber im Ganzen ist es ganz ruhig. Laut meinen Verwandten gab es vor zwei Monaten noch Zusammenstöße mit den Behörden.
Ich weiß nicht, was die Behörden von den Pamiris wollen. Nach 2012 hatte ich das Gefühl, dass ähnliche Gewaltausbrüche sich alle 5-6 Jahre wiederholen würden. Vor einem Jahr habe ich einen Track auf Russisch namens „Feld der Wunder“, in dem ich über das Berichte, was im Pamir passiert. Es ist ein hartes Bild und ich sage ohne Umschweife, dass es sich nicht lohnt, sich für diese Macht einzusetzen, für sie zu stimmen und sie zu unterstützen.
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Seit dem Ende der Sowjetunion sind fast 30 Jahre vergangen und nichts hat sich geändert. Duschanbe gedeiht, und der Pamir ist immer noch das, was er war. Dank dem Aga-Khan gibt es zumindest einige Veränderungen, es wurde eine Schule und ein Jugendzentrum gebaut, aber es gibt keine nennenswerten Fortschritte. Die Leute haben kein Geld, die Jugend hat nichts zu tun und aus der Langeweile entsteht Kriminalität.
Sind Sie auf Druck oder Kritik für Ihre Aussagen gestoßen?
Ich hatte 2013 viele Probleme, nachdem meine erste politische Komposition, „Karor Mak“ (Schweige nicht“) herauskam. Das Stück war eine Antwort auf die Ereignisse von 2012. Danach wurde ich verfolgt. Zuerst erhielt ich telefonisch Drohungen, dann wurde ich in Moskau festgenommen und in U-Haft gesteckt. Der vermeintliche Grund dafür war die Beleidigung des Präsidenten von Tadschikistan, obwohl es gar keine Beleidigung gab. Ich habe weder ihn, noch sein Gefolge beleidigt. Wie im Stück „Renegade“, habe ich einfach die Situation im Jahr 2012 beschrieben.
In der Zeit war die tadschikische Oppositionsgruppe G-24 sehr aktiv. Die Behörden waren der Ansicht, ich sei einer von ihnen, weil ich in meiner Musik sehr kritisch war. Mein Track kam im März 2013 raus, und im September sollte es Präsidentschaftswahlen in Tadschikistan geben. Daher wollten die Behörden die Opposition vor den Wahlen beseitigen. Insgesamt gab es damals in Moskau drei oder vier Gruppen tadschikischer Oppositioneller, die alle verfolgt wurden.
Als sie mich einsperrten war die erste Frage, die sie mir stellten: „Aus welcher Oppositionsgruppe kommst du, wer sponsert dich?“ Als ich sagte, dass ich allein bin, glaubten sie mir nicht, sie sagten, ich sei jung, würde nichts von Politik verstehen und mich da nur einmischen. Ich versuchte zu erklären, dass von den Ereignissen in Chorugh getroffen war und meinen Track als Reaktion darauf aufnahm. Sie befragten mich mehr als zwei Wochen lang, am Ende waren aber alle überzeugt, dass ich keine oppositionellen Gruppe angehöre. Als sie mich gehen ließen, sagten sie noch: „Wir reden noch mit dir“. Ich sagte, ich bin jederzeit dazu bereit, nahm mir ein Flugticket und flog weg.
Wer hat Sie dort befragt?
Sie stellten sich als Leute aus der tadschikischen Diaspora vor. Es war auch ein Mann dabei, der sich als Moskauer Kriminalbeamter auswies. Ich weiß nicht mehr genau, aus welchem Stadtviertel er war, aber festgenommen wurde ich bei an der Twerskaja (eine Straße im Zentrum Moskaus, Anm. d. Red.).
Also arbeiteten Vertreter der Diaspora und ein Moskauer Strafermittler zusammen?
Ja, sie haben alles zusammen gemacht, es war ihre gemeinsame Operation. Wissen sie, wie sie an mich rankamen? Ich bekam einen Anruf von einem Mann, der sagte, er wolle mich als Musiker zu einer geschlossenen Firmenveranstaltung einladen. Er bot mir ein Treffen an, um zu besprechen, welche Lieder ich singen sollte. Ich hegte keinen Verdacht und wir trafen uns, aber sobald das Auto mit Vertretern der Diaspora ankam, verschwand dieser Mann und ich wurde weggebracht. Seitdem gehe ich nicht mehr ans Telefon, wenn jemand von einer unbekannten Nummer aus anruft und nehme erst nach einer SMS ab.
Sie wurden also in der Moskauer Untersuchungshaftanstalt von Vertretern der tadschikischen Diaspora verhört?
Ja, und es kamen auch Leute, die sich als tadschikische Strafverfolgungsbeamte vorstellten. Sie sagten, sie arbeiten mit Russland zusammen und jagen hier ihre Kriminellen. Ich wurde 15 Tage lang verhört und dann freigelassen, weil ich ein Bürger Kirgistans bin, also außerhalb des Handlungsbereichs tadschikischer Beamten.
Gab es einen Prozess?
Ja, aber ich war nicht da. Mein Anwalt und mein Vater waren dort. Alles geschah in Moskau.
Und was hat das Gericht angeordnet?
Sie haben die Anklage gegen mich fallen gelassen, aber Tadschikistan hat mir ein fünfjähriges Einreiseverbot verhängt. Dies wurde mir von meinem Anwalt mitgeteilt, der wiederum von einem Vertreter der tadschikischen Diaspora darüber informiert wurde.
Also hast du keinen Beleg dafür?
Nein, es ist nicht offiziell bestätigt, zudem ich nicht da war und alles nur per Telefon erfuhr. Nachdem ich aus der Haft entlassen wurde, sagten mir meine Verwandten: „Verlass mal Russland für eine Weile, wir kümmern uns hier um alles“. Das war im Mai 2013. Fünf Jahre sind im Frühjahr dieses Jahres vergangen, aber als ich im Juli mit dem Auto aus Osch in dem Pamir fuhr, ließen sie mich nicht rein. Sie nahmen meinen Pass, sahen, dass da Dorob Dorobow steht und sagten: „Entschuldigen Sie, wir können Sie nicht durchlassen, Sie stehen auf der schwarzen Liste.“ Dann rief ich einen Bekannten an, der für im Pamir für die Regierung arbeitet. Er bestätigte mir, dass ich auf der schwarzen Liste stehe, und das für weitere fünf Jahre.
Wie gesagt, ich habe meine Nächsten verloren. Sie wurden einfach so getötet, sie waren vollkommen unbeteiligte, gesetzestreue Bürger, keine Banditen und keine Drogendealer. Gewöhnliche Menschen, die ihr Leben verloren, nur weil man zu ihnen kam, begann auf ihre Kinder zu schießen, und sie mussten die Waffen ergreifen, um ihre Häuser und Familien zu schützen, und wurden erschossen. Danach bekam ich eben diesen Groll, und ich fing an, auf Pamiri zu rappen. Ich will die tadschikische Regierung nicht ärgern. Ich rappe eben auf Pamiri, weil ich den Menschen dort klar machen will, dass sich alles in fünf oder zehn Jahren wiederholen wird, wenn sich nichts ändert, dass sie uns mehr und mehr unter Druck setzen werden.
Was müsste passieren, damit sich etwas ändert?
Wenn der Präsident wechselt, wird sich vielleicht alles ändern, genau wie in Usbekistan. Wie redete man früher? Wer soll nur Karimow ersetzen? Glaubt ihr, der neue Präsident wird besser? Aber schließlich wurde Mirsijojew Präsident in Usbekistan, und alles änderte sich. Wie schön es jetzt dort ist, die Jugend kann das Land verlassen, es gibt freien Zugang nach Amerika und nach Europa, die Wirtschaft entwickelt sich.
Oder wie in Kirgisistan: da ändert sich der Präsident überhaupt alle fünf Jahre und es gibt Veränderungen. Ich beobachte das selbst. Ich war vor kurzem in Taschkent, ich war zum ersten Mal seit drei Jahren in Kirgistan. Und überall gibt es Veränderungen, die jungen Leute haben etwas zu tun, es ist etwas los. Tadschikistan braucht das Gleiche.
Ist pamirischer Rap nur ein Rap auf Pamiri, oder ist es eine Subkultur mit ihren Eigenheiten?
Genau wie in Russland gibt es Battle, es werden „Versus“ Events organisiert (Versus ist eine bedeutenden Rap-Battle Liga in Russland, Anm. d. Ü.). Wobei es im Pamir immer noch nicht so beliebt ist, weil unsere Leute den Rap noch nicht gewohnt sind, sie nehmen das Genre nicht ernst. Als ich vor zehn Jahren gerade erst anfing zu schreiben, wurde dieses Genre überhaupt nicht begrüßt, die Regierung nahm eine strenge Position ein: keine Rap-Konzerte, wir brauchen diesen Schamanismus und diese Clownerie nicht. Heute hören nicht nur junge Menschen, sondern auch Menschen über dreißig und vierzig Rap. Die Interpreten haben die Leute überzeugt, dass es keine schlechte Musik ist. In diesem Sinne gibt es im Pamir einen großen Fortschritt.
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Ich bin natürlich nicht der einzige pamirische Rapper, es gibt dort viele talentierte Jungs. Aber ich schätze, ich bin die Einzige, die über Politik rappt. Die anderen schreiben über Liebe, über Geld, über Mode, über Freunde, über eure Nachbarschaft und Stadt. Sie scheinen genauso unzufrieden zu sein wie ich, auch sie wollen über die aktuellen Probleme rappen, darüber, dass im Pamir nichts für die Jugend getan wird, überhaupt nichts. Sie wollen darüber reden, aber vielleicht werden sie von der Angst aufgehalten.
Ist es schwierig, in Pamir-Sprachen Rap-Musik zu schreiben?
Ich rappe auf Shughni, das ist die wichtigste Pamir-Sprache und kann auch von anderen Volksgruppen verstanden werden. Es ist einfach, in der Sprache zu schreiben. Manchmal klingt es schon nach Rap, wenn ich mit meinen Freunden einfach so reden, es fehlt nur noch der Beat und ein paar Reime. Der Wortschatz in der Sprache ist gut. Persönlich ist es für mich noch einfacher, auf Shughni zu schreiben, als auf Russisch.
Was gefällt dir an deiner Muttersprache am besten?
Die Pamir-Sprachen haben ihre eigenen Kniffe. Es gibt so etwas wie das Wort „Mazga“. So ein lustiges Straßenwort, das alles bedeuten könnte. Zum Beispiel sagt dein Freund etwas Falsches, und Du antwortest: „Mazga“. Hier heißt das: „Was hast du gesagt? Pass auf, was du sagst!“ Tatsächlich kann dieses Wort von jedem auf eigene Weise verwendet werden. Im Pamir gibt es auch den schönen Begriff „Rad“, so etwas wie Seelenverwandter, als Bezeichnung für enge Freunde.
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Wie oft trittst du auf?
Ich kann noch keine Konzerte geben, weil meiner Kunst das Format fehlt. Ich werde oft um Konzerte gebeten, aber ich verstehe auch, dass man mich nach dem dritten Stück zum Schweigen bringen würde. Bei solchen Konzerten muss man Sicherheit gewährleisten können. Ich werde doch nicht nur da stehen und Liebeslieder singen. Es geht um ernsthafte Themen. Außerdem will ich nicht einfach auftreten, sondern eine theatralische Show organisieren, damit auch die, die meine Sprache nicht beherrschen, verstehen können, worum es geht. Ich interessiere mich für so ein Format, aber bisher sind es nur Pläne. Vielleicht werde ich ein Konzert und eine Theateraufführung im Pamir geben, aber ich weiß nicht, ob es funktionieren wird oder nicht, also werden wir sehen.
Machst du nur Musik oder noch etwas anderes?
Neben der Musik habe ich 2015 eine eigene Kleidermarke gegründet: Sweatshirts, Hüte, Mützen, Kappen. Wir haben es in den letzten drei Jahren weiterentwickelt, es gibt einige Fortschritte. Das ist jetzt mein Haupteinkommen.
Verdienst du damit mehr Geld als mit der Musik?
Das versteht sich von selbst. Mit der Musik kann ich nicht so viel Geld verdienen. Aber dank der Musik wird meine Kleidung gekauft. Die Zuhörer sehen eine Mütze im Clip und kaufen sich auch eine. Ohne meine Kunst würde kaum einer meine Kleidung kaufen, es wäre viel schwieriger, die Firma zu entwickeln.
Aber gleichzeitig scheint es, dass Kleidung mit Inschriften über die Pamir auch für Leute aus der Region interessant sein kann, nicht nur für Ihre Fans oder Landsleute.
Das stimmt. Das Interessanteste ist, dass der Großteil meiner Käufer aus Moskau kommt: Russen, Tadschiken, Kaukasier, weniger Pamiris. Früher hatte ich eine Verkauftsstelle Punkt bei Dmitrovka (im moskauer Stadtteil Sawelowsky), auf der Chutorskaja-Straße, die jedoch wegen Problemen mit dem Vermieter geschlossen werden musste. Dorthin kam vor allem die Moskauer Jugend. Wir verkaufen im Grunde genommen das Gleiche wie Zara oder Pull&Bear. Unsere Kleidung keine geringere Qualität, ist aber halb so teuer.
Wie läuft der Arbeitsprozess? Wer erfindet das Design, wo näht ihr?
Wir sind fünf im Team. Einer macht die Internet-Promotion, mit einer weiteren Mitarbeiteren zusammen zeichne ich die Skizzen. Sie macht den Schnitt und ich das Design. Dann schicken wir die Skizzen in die Türkei, wo sie zwei Wochen lang genäht werden und weitere zwei Woche per Post zu uns gesandt werden. Wir schicken sie dann schon weiter an Kunden in Russland, Tadschikistan, Kirgistan und Europa. Viel geht nach Deutschland. Pamiris gibt es jetzt überall.
Und wieviel Umsatz machen sie ungefähr?
Im vergangenen Jahr haben wir etwa für mehr als 200.000 Rubel verkauft. Manchmal auch weniger, so 80.000. Es reicht bislang zum Leben, aber am Anfang war es schwer. Wir machen erst seit einem Jahr gewinn, erst gab es überhaupt kein Einkommen. Wir alle haben in dieses Projekt aus eigener Tasche investiert, jemand hat gearbeitet und die Hälfte seines Gehalt gezahlt, noch wer hat einen Kredit aufgenommen.
Dank der Verkauftsstelle konnten wir uns entwickeln, man begann uns zu kennen. Gegenüber Internet-Geschäften gibt es weniger Vertrauen, besonders wenn die Marke nicht bekannt ist fürchtet man Betrug. Aber da wir einen Ort hatten, an dem wir die Ware zeigen konnten, hatten die Käufer Vertrauen. Jetzt möchte ich natürlich einen normalen Laden in Moskau in einem Einkaufszentrum eröffnen. Aber das ist noch Zukunftsmusik. Wir suchen über Facebook nach Investoren. Es macht mir viel Spaß, das alles zu entwickeln. Ich male gerne, seit ich ein Kind war und ich möchte etwas Eigenes machen. Gott sei Dank läuft es bis jetzt gut.
Mit Dorob-YAN’s sprach Egor Petrow
Fergana News
Aus dem Russischen von Florian Coppenrath
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