Usbekistan öffnet sich für die Produktion und Vermarktung von Hanf. Dieser Schritt könnte eine wirtschaftliche Chance für verschiedene Industriezweige darstellen. Die Regierung wird den Rohstoff, der auch als Betäubungsmittel verwendet werden kann, jedoch weiterhin streng kontrollieren.
In Usbekistan war der Anbau von Hanf bisher nur für wissenschaftliche Zwecke und unter staatlichem Monopol gestattet. Dieses Monopol brach am 28. Februar zusammen. Wie Fergana News am 18. März berichtete, wurden Änderungen am Betäubungsmittelgesetz vorgenommen, um das industrielle Potenzial der Pflanze zu nutzen.
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Hanf, oder auch Cannabis genannt, ist eine Pflanze aus der Familie der Cannabaceae. Es ist eine der ersten Pflanzen, die schon in der Jungsteinzeit vom Menschen domestiziert wurden, wahrscheinlich in Asien. Die Pflanze enthält verschiedene Cannabinoide, einschließlich der psychoaktiven Substanz Tetrahydrocannabinol (THC). Die narkotische Wirkung der Pflanze hängt von der in ihr enthaltenen THC-Konzentration ab. Der Hanf, der von nun an in Usbekistan kultiviert werden darf, darf allerdings maximal 0,2 Prozent TBC enthalten und ist demnach nur für industrielle Zwecke geeignet.
Usbekistan, einer der Unterzeichnerstaaten des Übereinkommens der Vereinten Nationen gegen den unerlaubten Handel mit Betäubungsmitteln und psychotropen Stoffen, geht ansonsten sehr repressiv gegen den Konsum von Cannabis vor: Nach einem im Jahr 2000 verabschiedeten Gesetz wird dieser mit drei Jahren gemeinnütziger Arbeit oder drei Jahren Gefängnis bestraft. Bei WiederholungstäterInnen kann die Strafe um ein zusätzliches Strafmaß von sechs Monaten bis zu fünf Jahren Gefängnis erhöht werden. Der Verkauf von Cannabis wird mit 10 bis 20 Jahren Gefängnis bestraft. Eine Ursache für Usbekistans repressive Drogenpolitik liegt in seiner fast 140 Kilometer langen Grenze zu Afghanistan, aus dem häufig versucht wird, Drogen in das Nachbarland zu schmuggeln.
Das Ende des staatlichen Monopols soll es ermöglichen, die vielen verschiedenen Möglichkeiten des Hanfs zu nutzen. Nach Angaben der Website Agroinvestor könnten aus diesem Material mehr als 30.000 Produkte verschiedener Art auf industriellem Niveau hergestellt werden.
Industrieller Hanf hat in der Tat eine Reihe von Vorteilen und ist bei der Herstellung von Gewebe und Zellulosenitrate eine Alternative zu den Rohstoffen Baumwolle und Leinen. Hanföl dient als Rohstoff für die Herstellung von biologisch abbaubarem Kunststoff. Industrieller Hanf könnte Holz und Altpapier bei der Herstellung von Baustoffen und Zellulose ersetzen, da er adstringierend und leicht ist. Auch für die Papierindustrie ist industrieller Hanf relevant: Ein Hektar dieser Pflanze liefert etwa viermal so viel Papier wie ein Hektar Bäume. Im Lebensmittelsektor schließlich könnten Hanfprodukte (wie Mehl, Öl, Kekse oder verschiedene Arten von Getränken) zu einer vielversprechenden Grundlage für viele weitere Nahrungsmittel werden.
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Laut einer Studie von CB Insights könnte industrieller Hanf auch für Biokraftstoffe verwendet werden, da Hanf fast viermal so viel Öl pro Hektar produziert wie Sojabohnen, die heute hauptsächlich zur Herstellung dieser Kraftstoffe verwendet werden.
Wie die europäische Praxis zeigt, ist Hanfproduktion bei entsprechender Verarbeitungstechnologie ab einer Anbaufläche von 5.000 Hektar profitabel. im Vergleich: Bei Zellstoff liegt diese Grenze bei 20.000 Hektar. Im Durchschnitt läuft ein Unternehmen erst dann gut, wenn ihm eine Anbaufläche zwischen 20.000 und 100.000 Hektar zur Verfügung steht.
Viele Details noch offen
Das neue Gesetz erlaubt es privaten Unternehmen nicht nur Hanf zu produzieren, sondern auch zu verarbeiten, zu lagern, zu transportieren und national wie international damit zu handeln. Die einzige Bedingung ist, dass der THC-Gehalt 0,2 Prozent nicht überschreiten darf. Diese Begrenzung gilt beispielsweise auch in Frankreich, dem führenden Hersteller von industriellem Hanf mit mehr als der Hälfte der weltweiten Produktion.
Usbekistans Präsident Shavkat Mirziyoyev beauftragte die Regierung zu bestimmen, welche Hanfsorten angebaut werden dürfen und welche Bedingungen für den Anbau sowie für das Verfahren zur Erteilung der Lizenzen gelten werden. Auch der Verkaufspreis soll festgelegt werden.
Eine seit Langem bekannte Verwendung in China
Nach Angaben der russischen Wirtschaftszeitung Kommersant hatte China Hanf angesichts seiner niedrigen Kosten in den 1970er Jahren in großem Umfang zur Herstellung von Militäruniformen verwendet. Später ging das Land jedoch zu Baumwolle, Leinen und synthetischen Stoffen über.
Seit 2010 hat die Armee wieder begonnen, in der im Südwesten Chinas gelegenen Provinz Yunnan Hanf für ihre Zwecke zu verwenden. Die chinesischen Medien erklären diese Entscheidung der Regierung damit, dass Uniformen aus Hanf für in warmen Regionen stationierte Soldaten unverzichtbar wären, da dieses Material eine viel bessere thermische Kontrolle bietet als Baumwolle oder synthetische Stoffe. Bisher wurden allerdings nur Socken, T-Shirts und Unterwäsche auf Hanfbasis hergestellt.
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2017 hat der Anbau spezieller, frostbeständiger Hanfsorten in der Provinz Heilongjiang im Nordosten Chinas begonnen. Nach Angaben der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) ist China das Land mit der größten Hanfproduktion Asiens und lag 2017 weltweit auf Platz 2.
Eléonore de Vulpillières, Redakteurin für Novastan
Aus dem Französischen von Robin Roth
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