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In Kirgistan ist eine Storchenpopulation herangewachsen

Im Frühjahr und Herbst 2024 wurde in Kirgistan erstmals die Zahl der Störche im Land erfasst. Sie kommen hauptsächlich in den südlichen Regionen vor und ihre Zahl beträgt den Ergebnissen der Studie zufolge 267 Exemplare.

Im Süden Kirgistans sind Störche heimich geworden (Illustration), Photo: Wikimedia Commons

Im Frühjahr und Herbst 2024 wurde in Kirgistan erstmals die Zahl der Störche im Land erfasst. Sie kommen hauptsächlich in den südlichen Regionen vor und ihre Zahl beträgt den Ergebnissen der Studie zufolge 267 Exemplare.

Kirgistans Störche nisten hauptsächlich in den Reisfeldern des Dorfes Kyzyl-Tuu im Gebiet Dschalabad und des Dorfes Ak-Turpaka im Gebiet Batken. Auch im Bezirk Arawan im Gebiet Osch gibt es eine Population. Sie kommen im Frühjahr an und ziehen im August und September wieder in ihr Winterquartier. Im Jahr 2024 führte der Naturschutzbund Deutschland (NABU) zwei Zählungen der Storchenpopulation durch – eine im Frühjahr und eine im Herbst.

„Wir haben bei der Zählung die Nester berücksichtigt. Jedes Nest enthält zwei Junge. Dann zählten wir 267 Individuen, einschließlich aller Küken und Erwachsenen. […] Die Anwohner berichteten, dass die Vögel in den letzten Jahren mehr geworden sind. Dies kann auf verbesserte Nahrungsbedingungen zurückzuführen sein. Uns ist die positive Einstellung der Anwohner gegenüber den Vögeln aufgefallen. Sie empfinden Störche als Symbol des Friedens und der Ruhe“, so NABU-Vertreter Dschyrgal Sagyndykow.

Die Hauptnahrungsquelle für Störche sind Kleintiere wie Frösche, Schlangen und Insekten. Sie kommen in Teichen und Feuchtgebieten von landwirtschaftlich genutzten Gebieten vor und nisten meist auf Stromleitungen. Die Vögel bauen ihre Nester am liebsten in der Höhe. Dies gibt ihnen die Möglichkeit, zu jagen und sich vor Raubtieren zu schützen. Im selben Nest können mehrere Storchengenerationen leben, und je höher es ist, desto länger hält es.

Ein Problem für die Energieinfrastruktur?

Allerdings stellt das Nisten auf Strommasten ein Problem für die Energieinfrastruktur dar. Nester auf den Masten von Hochspannungsleitungen können deren Funktion beeinträchtigen – es besteht die Möglichkeit von Leitungsbrüchen und technischen Ausfällen. Darüber hinaus stellen Nester und Vögel auch die Reparatur und Wartung von Strommasten vor Herausforderungen.

Laut Elsada Sargaschkajewa, Pressesprecherin des Nationalen Stromnetzbetreibers Kirgistans, installieren Energieingenieur:innen spezielle vogelsichere Vorrichtungen und Geräte an den Stromleitungen an, um Stromausfälle zu verhindern. „Wir haben auch mit dem Ministerium für Katastrophenschutz zusammengearbeitet, um künstliche Stromleitungsstützen zu installieren. Doch obwohl wir sie neben unseren Masten aufstellten, weigerten sie sich, darauf Nester zu bauen. In diesem Jahr planen wir die Installation von 467 Spezialvorrichtungen und 3.070 Schutzhüllen“, so Sargaschkajewa.

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Die Mitarbeiter des NABU stellten bei der Storchenzählung fest, dass Vögel durch Stromschläge getötet wurden. „Die Zahl der Störche nimmt weltweit aufgrund anthropogener Faktoren ab. Auch das übermäßige Versprühen von Chemikalien auf Nutzpflanzen führt zu einer Verringerung ihrer Zahl. Denn ihre Nahrungsgrundlage sind Frösche und Schlangen in Sümpfen und Reisfeldern. Die Entwässerung von Sümpfen und die Zerstörung ihrer Nistplätze werden zu ihrer Ausrottung führen. Um ihre Zahl weiter zu erhöhen, ist es notwendig, künstliche Neststangen zu installieren und spezielle künstliche Reservoirs für ihre Nahrungsversorgung zu schaffen“, fügt Dschyrgal Sagyndykow hinzu.

Lebensraum schützen

Expert:innen weisen darauf hin, dass Störche eine wichtige Rolle für die Stabilität des Ökosystems und den Erhalt der biologischen Vielfalt spielen. Feuchtgebiete in ihren Lebensräumen gelten als unberührte Ökosysteme.

„Diese Vögel ernähren sich hauptsächlich von Insekten und vernichten Schädlinge. Sie halten das Gleichgewicht aufrecht. In der Biologie sind diese Prozesse wie ein Kreislauf eng miteinander verbunden. Wenn etwas schief geht, beginnt das Ökosystem zusammenzubrechen. Auch Insekten werden benötigt, aber nicht zu viele. Alles hat seinen Platz in der Natur. Daher müssen die Bedingungen für die Rückkehr der Vögel im Frühjahr berücksichtigt werden. Wenn an den Orten, zu denen sie fliegen, im ersten Jahr Reisfelder vorhanden sind und im nächsten Jahr dort andere Feldfrüchte angebaut werden, fliegen die Störche weg. […] Wir müssen ihre Rückkehr in größerer Zahl fördern“, so Adinaj Achmatowa, Leiterin der Kirgisischen Ornithologischen Vereinigung zur Erhaltung der biologischen Vielfalt.

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Störche wurden 1975 unter Schutz gestellt und zehn Jahre später ins Rote Buch aufgenommen. In Kirgistan werden die Jagd auf sie, die Zerstörung ihres Lebensraums und die Nichteinhaltung von Schutzmaßnahmen mit einer Geldstrafe von bis zu 30.000 Som (ca. 343 US-Dollar) geahndet. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, die Population der Vögel zu erhalten und ihre Zukunftsfähigkeit sicherzustellen.

Ajdaj Bedelbekowa für CABAR

Aus dem Russischen von Robin Roth

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