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Turkmenistan: Impfpflicht trotz angeblicher Abwesenheit von Covid-19

Turkmenistans Gesundheitsministerium hat am 7. Juli angeordnet, dass Bürger:innen über 18 gegen Covid-19 geimpft werden müssen. Seit Beginn der Epidemie bestreitet das zentralasiatische Land, dass das Coronavirus in sein Hoheitsgebiet vorgedrungen ist.

Turkmenistans Gesundheitsministerium hat am 7. Juli angeordnet, dass Bürger:innen über 18 gegen Covid-19 geimpft werden müssen. Seit Beginn der Epidemie bestreitet das zentralasiatische Land, dass das Coronavirus in sein Hoheitsgebiet vorgedrungen ist.

Turkmenistan ist eines der ersten Länder der Welt, das eine Impfpflicht gegen Covid-19 einführt. Am 7. Juli verfügte das turkmenische Gesundheitsministerium in einem in der Staatszeitung Neutrales Turkmenistan veröffentlichten Artikel, dass die Impfung gegen das Coronavirus für alle Bürger:innen über 18 Jahren obligatorisch wird. Das Ministerium fordert, dass die Bürger:innen innerhalb von 21 Tagen beide Impfungen erhalten, berichtet Radio Azatlyk, der turkmenische Dienst von Radio Free Europe.

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Das Ministerium teilte mit, dass die Impfpflicht alle Einwohner:innen betrifft. Ausnahmen gelten für Schwangere, stillende Mütter und Bürger:innen, die auf einen Bestandteil des Impfstoffs allergisch reagieren, chronisch krank sind oder hohes Fieber haben. Die Erklärung des Gesundheitsministeriums folgt auf ein Dekret des turkmenischen Präsidenten Gurbanguly Berdimuhamedow, mit dem er den Kauf von 1,5 Millionen Dosen des Coronavirus-Impfstoffs vom chinesischen Unternehmen Sinopharm verfügt hatte. In seiner Erklärung vom 7. Juli kündigt das Gesundheitsministerium die Bereitstellung von Impfstoff im gesamten Staatsgebiet an.

Impfpflicht ohne Corona-Fall

Wie die staatliche Nachrichtenagentur TDH feststellt, erfolgt diese Verpflichtung, obwohl Turkmenistan offiziell immer noch keinen einzigen Fall von Covid-19 auf seinem Territorium registriert hat. Im Sommer 2020 hatte eine Sondermission der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Turkmenistan besucht, ohne jedoch das Vorhandensein des Virus offiziell feststellen zu können.

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Am 27. Juni hielt der Präsident ein Arbeitstreffen mit der Leitung der Kommission für Notsituationen ab, heißt es in der Mitteilung der Presseagentur. Berdimuhamedow erklärte, es sei notwendig, die Gesundheitsinfrastruktur zu stärken, um eine Ansteckungswelle im Land zu vermeiden. Bei einer früheren Sitzung dieses Ausschusses am 18. Juni sagte der Präsident laut TDH, dass die Schulung von Gesundheitspersonal zur Prävention einer Covid-19-Infektion „eine der wichtigen vor uns liegenden Aufgaben“ sei.

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Während seines Besuchs im letzten Sommer hatte Hans Kluge, Regionaldirektor des Europabüros der WHO, den Präsidenten Turkmenistans um Erlaubnis gebeten, Tests an internationale Labors zur unabhängigen Untersuchung zu schicken. Das WHO-Regionalbüro für Europa erklärte jedoch am 7. Januar, dass Turkmenistan dieses Versprechen nicht eingehalten habe. Während einer Pressekonferenz am 7. Juli sagte der WHO-Direktor, Turkmenistan habe noch nicht auf die Aufforderung reagiert, ein Screening zum Coronavirus durchzuführen.

Verschiedene Impfstoffe

Trotz der angeblichen Abwesenheit des Coronavirus, reagierte Turkmenistan mit der Zulassung mehrerer Impfstoffe. Wie die der Nachrichtenseite Turkmenportal berichtete, registrierte das Land bereits im Januar mit „Sputnik V“ und „EpiVacCorona“ zwei russische Impfstoffe. Laut einem Bericht  der WHO vom 7. Mai hat Aşgabat für den Notfall auch den von China National Biotec Group Company Limited (Sinopharm) hergestellten Impfstoff akzeptiert.

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In Zentralasien hatte zuvor nur Tadschikistan am 3. Juli eine Impfpflicht für die Bürger:innen eingeführt. Bereits am 22. Juni hatte Kasachstan allen Mitarbeiter:innen öffentlicher und privater Organisationen Impfungen auferlegt, wie das kasachstanische Nachrichtenportal Forbes.kz berichtete.

Emma Vanzo, Redakteurin für Novastan

Aus dem Französischen von Robin Roth

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