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„Kin-dsa-dsa!“: Regisseur des Kult-Films aus der Wüste Karakum wird 90

Im Sommer dieses Jahres wäre der berühmte Regisseur Georgi Danelija 90 Jahre alt geworden. Seine fantastische Tragikomödie „Kin-dsa-dsa!“ entstand 1986 in der zentralasiatischen Wüste Karakum in Usbekistan und Turkmenistan. Orient.tm erinnerte am 6. Juli mit einem Artikel von Selbi Tscharyewa an den Filmkünstler und sein berühmtestes Werk. Novastan übersetzt den Artikel mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.

Filmdreh mit Regisseur Georgij Danelija zu
Filmdreh mit Regisseur Georgij Danelija zu "Kin-dsa-dsa!" (1986) in der Wüste Karakum

Im Sommer dieses Jahres wäre der berühmte Regisseur Georgi Danelija 90 Jahre alt geworden. Seine fantastische Tragikomödie „Kin-dsa-dsa!“ entstand 1986 in der zentralasiatischen Wüste Karakum in Usbekistan und Turkmenistan. Orient.tm erinnerte am 6. Juli mit einem Artikel von Selbi Tscharyewa an den Filmkünstler und sein berühmtestes Werk. Novastan übersetzt den Artikel mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.

Viele ältere Bewohner*Innen Turkmenistans erinnern sich noch heute an die Dreharbeiten zu dem anti-utopischen Spielfilm „Kin-dsa-dsa!“ im heißen Sommer 1986 in der Wüste Karakum, in dem kleinen Ort Barsagelmes in der Nähe von Balkanabat (damals Nebitdag). Einwohner freundeten sich mit dem Film-Team an und luden Schauspieler und Regisseur Georgij Danelija zu sich nach Hause ein, wo sie ihnen Schüsselchen mit durstlöschendem grünen Tee anboten.

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Unzählige Erinnerungsbilder an die Drehzeit liegen heute noch in den Familienalben jener Glückspilze. Besonders gefragt unter den „Kin-dsa-dsa!“-Fans war der Schauspieler Jewgenij Leonow, der im Film den Tschatlanin Uefa verkörperte.

Das Lied vom Filmtitel

Der Film „Kin-dsa-dsa!“ strotzt nur so vor unbekannten Wörter, aber genau darin liegt seine Besonderheit. Er sollte künftig die russische Sprachkultur stark beeinflussen, indem jene Fantasie-Wörter und -Wendungen Einzug hielten in die zeitgenössische Umgangssprache. Bis heute werden sie nicht nur unter Cineasten benutzt. Allein schon der Titel des Films birgt Zauberhaftes in sich, das Publikum fragt sich unwillkürlich: Was ist nur dieses „Kin-dsa-dsa“?

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Ursprünglich sollte der Streifen „Kosmischer Staub“ heißen. Bis Regisseur Danelija eines Tages seinen Schauspieler Leonow in einer Drehpause singen hörte: „Ich habe eine Tasche-sche-sche, in der Tasche ist kindsa-dsa-dsa-dsa…“ Regisseur Danelija merkte sich die Worte des sonderbaren Liedchens und nutzte sie für den Titel.

Pannen am Set

Bei den Dreharbeiten ergaben sich immer wieder kuriose Momente. Ein Making-of wäre womöglich ebenso unterhaltsam geworden, wie der entstandene Spielfilm selbst. Es gab beispielsweise Probleme mit den Kostümen, als die Schauspielerin Irina Schmelewa in Balkanabat ankam, allerdings ohne jede Filmkleider. Erst kreative Garderobiers konnten das lösen.

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Und Schauspieler Stanislaw Ljubschin (Hauptrolle des Vorarbeiters Onkel Wowa) erinnerte sich später: „Unsere Gruppe kam in Krasnowodsk (Turkmenbaschi) an, die Requisiten aber waren nach Krasnojarsk (Sibirien) geflogen. Unser Filmteam lief dann zwei Wochen lang durch die Wüste und wartete auf die Rückkehr der Dekoration. Erst als sie ankamen, konnten wir beginnen zu drehen, dann arbeiteten wir aber fleißig.“

Lohn für harte und hitzige Arbeit

Der Dreh in der Wüste war für das Team nicht leicht. Die Hitze von bis zu 60 Grad Celsius schlug auf das Wohlbefinden. Da half nur jener grüne Tee der Einwohner. Eine einmalige Karakum-Expedition reichte jedoch nicht, um alle nötigen Szenen in der Wüste aufzunehmen. Darum mussten alle mehrmals in die Dürre. Requisiten wurden perfektioniert, Spezialeffekte ausprobiert und sogar ein Riesenrad wurde für den Film aufgebaut.

„Kin-dsa-dsa!“ aus den Mosfilm-Archiven (auf Russisch) – Teil 1:

https://www.youtube.com/watch?v=I47CNxwlt9U

Der Film wurde zum Evergreen und brachte dem Team nicht nur Publikumssympathien ein, sondern auch Auszeichnungen wie den Jury-Sonderpreis des Internationalen Kinofestivals 1987 in Rio de Janeiro für die „Originelle Konzeption“. 15 Jahre später erhielt Regisseur Georgij Danelija für den Film „Kin-dsa-dsa!“ sogar den russischen Literaturpreis „Strannik“ als „Legende des Science-Fiction-Kinos“. Im Sommer 2020 wäre Georgij Danelija (geboren 25. August 1930 in Tbilisi, Georgische Sowjetrepublik, gestorben 4. April 2019 in Moskau) 90 Jahre alt geworden. Neben „Kin-dsa-dsa!“ wurden seine Filme „Afonia“, „Mimino“ und „Herbst-Marathon“ zu Klassikern des sowjetischen Kinos. Im Jahr 2013 kam außerdem der komplett animierte Fantasy-Trickfilm „Ku! Kin-dsa-dsa“ nach einem Drehbuch von Danelija und Rezo Gabriadse in die Kinos. Es sollte Danelijas letzte Kino-Arbeit sein.

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Der Film von 1986 ist jedoch so tief im kulturellen Gedächtnis vieler Menschen verankert, dass es auch heute in populären sozialen Netzwerken aktive Communitys gibt, in der sich die Fans aus verschiedenen Ländern noch immer über diesen Film austauschen. Und auch die turkmenische Region der Wüste Karakum spielte eine wesentliche Rolle bei der Entstehung dieses legendären Kinofilms.

„Kin-dsa-dsa!“ aus den Mosfilm-Archiven (auf Russisch) – Teil 2:

https://www.youtube.com/watch?v=eti9Qn4bZDg

Selbi Tscharyewa für Orient.tm

Aus dem Russischen von Peggy Lohse

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