Daria Kaschtschejewa studiert in Prag und kommt aus Tadschikistan. Ihr Kurzfilm „Daughter“ oder „Dcera“ wurde für einen Oscar in der Kategorie Bester animierter Kurzfilm nominiert.
Am 9. Februar wird in Los Angeles auch eine junge russische Frau aus Tadschikistan über den roten Teppich schreiten, neben einigen der größten Namen der weltweiten Filmindustrie. Daria Kaschtschejewa studiert an der Filmakademie Prag (FAMU). Im Rahmen ihres Studiums führte sie bei einem animierten Kurzfilm namens „Daughter“ oder „Dcera“ Regie, der für einen Oscar in der Kategorie Bester animierter Kurzfilm nominiert wurde.
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Bereits im vergangenen September machte „Dcera“ mit dem Gewinn der Student Academy Awards Schlagzeilen. Der in der Tschechischen Republik entstandene Animationsfilm erzählt die Geschichte der komplizierten Beziehung zwischen einem 12-jährigen Mädchen und ihrem Vater. Wie die Regisseurin erklärt, habe sie das Thema aufgrund ihres persönlichen Interesses für Kinderpsychologie und die Auswirkungen von Familienbeziehungen auf die Entwicklung von Kindern gewählt.
Spezifische Produktionstechniken
Der 15-minütige Kurzfilm wird von Marionetten gespielt. Kaschtschejewa arbeitete mit dem tschechischen Handwerker Milan Vinš zusammen, um ihren Puppen aus Leichtmetall, Holz und Pappmaché Leben einzuhauchen. Wie die Regisseurin sagt, habe sie sich schon immer für die Verwendung von Puppen im Film interessiert. Dabei kann sie sich aber auch auf die besondere Marionettenkultur der Tschechischen Republik stützen.
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Die Studentin entschied sich auch für eine Handkamera, die der Heldin während des gesamten Films folgt. Die Aufnahmen ähneln so einem Dokumentarfilm und erlauben es dem Zuschauer, die Perspektive des kleinen Mädchens einzunehmen.
Eine tschechische Erfolgsgeschichte
Kaschtschejewas Werdegang wird von den Medien als tschechische Erfolgsgeschichte beschrieben. Die junge Frau floh im Alter von vier Jahren aus Tadschikistan, kurz nach dem Ende der Sowjetunion. Sie wuchs in der russischen Stadt Waldai auf und studierte Toningenieurwesen, was sie dazu führte in der Moskauer Theaterbranche zu arbeiten. Anschließend beschlossen sie und ihr Mann in die Tschechische Republik umzuziehen. Sie lernten Tschechisch und schrieben sich in dem gebührenfreien tschechischsprachigen Programm der FAMU ein. Nach ihrem Erfolg erklärte der tschechische Kulturminister am 15. Januar, die Regierung würde erwägen, ihr die tschechische Staatsbürgerschaft zu verleihen.
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Tatsächlich plant Kaschtschejewa auch ihre weitere Karriere in Europa zu verfolgen. Auf Fragen zu ihrem nächsten Film antwortet die tadschikistanische Regisseurin nur vage. Sie will den Einsatz von Marionetten mit der Verpixelung von Bildern realer Schauspieler verbinden. Das Thema hätte erneut eine psychologische Dimension und würde sich mit der Beziehung von Frauen zu ihrem Körper auseinandersetzen.
Agathe Guy
Novastan France
Aus dem Französischen von Florian Coppenrath
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