Anfang November hat der iranische Präsident Ebrahim Raisi Duschanbe besucht, um die Beziehungen zwischen Teheran und Duschanbe zu stärken. Während seines Besuchs unterzeichneten Raisi und sein tadschikischer Amtskollege Emomali Rahmon eine gemeinsame Erklärung und 18 Kooperationsdokumente zur Vertiefung der bilateralen Beziehungen.
Nach dem offiziellen Besuch des iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi in Tadschikistans Hauptstadt Duschanbe am 8. und 9. November haben sich die zuletzt angespannten Beziehungen zwischen den beiden Ländern wieder verbessert. Nach einem Tag voller Gespräche und Verhandlungen unterzeichneten Raisi und der tadschikische Präsident Emomali Rahmon ein Abkommen, das einen Fahrplan für die wirtschaftliche und sicherheitspolitische Zusammenarbeit von 2023 bis 2030 vorsieht.
Die Absichtserklärung umfasst unter anderem die Visafreiheit für die Bürger beider Länder, die Bekämpfung des Drogenhandels, die Schaffung einer gemeinsamen Freihandelszone, die Stärkung der Beziehungen in den Bereichen Forschung, Technologie und Innovation sowie die Zusammenarbeit in Kunst und Kultur. Der iranische Botschafter in Tadschikistan bezeichnete das Treffen als „Wendepunkt in den Beziehungen zwischen dem Iran und Tadschikistan“, so die Tehran Times.
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Als vereinsgetragene, unabhängige Plattform lebt Novastan vom Enthusiasmus seiner ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen – und von eurer Unterstützung!Raisis Besuch in Tadschikistan ist bereits seine zweite Reise in das zentralasiatische Land, nachdem er dort 2021 am Gipfeltreffen der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit teilgenommen hatte. Hochrangige Besuche zwischen den beiden Ländern haben insbesondere im vergangenen Jahr zugenommen. Im Juni führte der damalige iranische Generalstaatsanwalt Mohammad Jaafar Montazeri eine Justizdelegation nach Duschanbe, im Oktober besuchte der Verteidigungsminister Reza Gharaei Ashtiani Tadschikistan.
Angespanntes Verhältnis
Doch die Beziehungen zwischen den beiden persischsprachigen Ländern, die viele kulturelle und historische Gemeinsamkeiten haben und in Russland einen wichtigen Verbündeten sehen, waren nicht immer rosig. Spannungen prägten das letzte Jahrzehnt und führten zum Abbruch der Wirtschaftsbeziehungen, zur Aussetzung von Direktflügen und zur Schließung iranischer Kulturzentren in Tadschikistan.
Im Jahr 2015 erreichten die Beziehungen einen Tiefpunkt, als der Iran den Vorsitzenden der Islamischen Partei der Wiedergeburt Tadschikistans zu einer Konferenz einlud, nur wenige Monate nachdem die Partei in Tadschikistan als terroristische Vereinigung gebrandmarkt und verboten worden war. Duschanbe reagierte erzürnt, als Fotos des Parteiführers Muhiddin Kabirow in der Presse auftauchten, auf denen er bei einer Veranstaltung mit Ayatollah Ali Khamenei herzliche Grüße austauschte.
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Zwei Jahre später beschuldigte das tadschikische Staatsfernsehen den Iran, während und nach dem Bürgerkrieg in den 1990er Jahren in eine Reihe von Morden an hochrangigen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens auf tadschikischem Boden verwickelt gewesen zu sein. Der Iran erwiderte, Tadschikistan verbreite unbegründete und eklatante Lügen. Alle Beziehungen wurden abgebrochen, die tadschikische Regierung ging energisch gegen alle iranischen Einflüsse vor und die Werke von Ayatollah Khomeini und anderen berühmten iranischen Geistlichen wurden verboten.
Langsame Annäherung
Während Rahmon 2017 nicht an der Vereidigung von Hassan Rohani für seine zweite Amtszeit als Präsident teilnahm, kam im Jahr 2019 Bewegung in die bilateralen Beziehungen. Der Besuch Rohanis in Duschanbe im Juni 2019 war ein erstes Zeichen für den Wunsch beider Länder, ihre Beziehungen zu verbessern.
Doch erst 2022 kam Schwung in diese Entwicklung. In diesem Jahr kündigten Teheran und Duschanbe Pläne an, den bilateralen Handel von nur 121 Millionen Dollar im Vorjahr auf künftig 500 Millionen Dollar zu steigern. Im Mai desselben Jahres reiste Rahmon zum ersten Mal seit neun Jahren nach Teheran, um über die Wiederaufnahme von Direktflügen zu verhandeln. Im Gegenzug besuchten der iranische Außen- und Verteidigungsminister Duschanbe.
Wirtschaftliche und sicherheitspolitische Beziehungen
Mit dem Abkommen vom November 2023 scheinen alle Missverständnisse der vergangenen Jahre endgültig ausgeräumt zu sein. Vor allem wirtschaftliche Interessen und Möglichkeiten waren ausschlaggebend für die Verbesserung der bilateralen Beziehungen zwischen den beiden Ländern. Während Tadschikistan einen lukrativen Markt für Unternehmer bietet, muss der Ausbau der Beziehungen jedoch in einem breiteren Kontext strategischer Ziele verstanden werden. Der Iran betrachtet Tadschikistan als Teil seines kulturellen Einflussgebietes und als wichtigen Bestandteil seiner geopolitischen Interessen.
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Darüber hinaus wollen Iran und Tadschikistan ihre militärische und sicherheitspolitische Zusammenarbeit ausbauen und künftig gemeinsam gegen Drogenhandel, Terrorismus und Extremismus vorgehen. Zur Umsetzung dieser Ziele haben die beiden Länder mehrere Abkommen in den Bereichen Verteidigung und Sicherheit unterzeichnet. Ein Beispiel für die militärische Zusammenarbeit ist die Errichtung einer gemeinsamen Fabrik für die Produktion der Aufklärungsdrohne Abadil-2, die bereits im Mai 2022 im Beisein des Generalstabschefs der iranischen Streitkräfte eingeweiht wurde.
Ausbau von Verkehrsinfrastruktur
Einigkeit herrschte auch in Fragen neuer Verkehrs- und Kommunikationsprojekte. Mit der Unterzeichnung der gemeinsamen Erklärung sollen die beiden Länder besser miteinander verbunden und die Anbindung an internationale Netze erleichtert werden. Die Nutzung und der Ausbau der gegenseitigen Transitkapazitäten wurden als vorteilhaft und im Interesse beider Parteien angesehen. Insbesondere der vorgeschlagene Ausbau der Infrastrukturnetze entlang der Route Tadschikistan-Afghanistan-Iran sowie der Route Tadschikistan-Usbekistan-Turkmenistan-Iran birgt ein enormes Potential, Tadschikistan zu einer internationalen Drehscheibe zwischen West und Ost zu machen.
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Darüber hinaus ist Tadschikistan ist eine der wichtigsten Stationen des geplanten Fünf-Nationen-Eisbahnkorridors (FNRC), der Iran, Afghanistan, Tadschikistan, Kirgistan und China auf einer Gesamtlänge von 2100 Kilometern verbinden soll. Mit der baldigen Fertigstellung des Abschnitts von Khaf (Iran) nach Herat (Afghanistan) soll Tadschikistan langfristig Zugang zum Hafen von Tschahbahar am Persischen Golf erhalten. Aufgrund der instabilen Situation in Afghanistan sieht die Absichtserklärung jedoch vor, dass Tadschikistan zunächst über Usbekistan und Turkmenistan mit dem Hafen verbunden wird. Der Hochseehafen hat das Potenzial den Handel in Süd- und Zentralasien zu verändern und bietet Binnenländern Zugang zu wichtigen maritimen Handelsrouten.
Gemeinsame Interessen
Neben der Unterzeichnung der 18 Kooperationsdokumente tauschten sich Raisi und Rahmon auch über eine Reihe internationaler und regionaler Fragen von beidseitigem Interesse aus, darunter die Lage in Afghanistan und Palästina. Am Ende des Treffens wurde das gute Niveau der Zusammenarbeit bekräftigt und betont, dass die historischen, religiösen und kulturellen Gemeinsamkeiten der beiden Länder eine besonders günstige Grundlage für den Ausbau der bilateralen Beziehungen in jeder Hinsicht bieten.
Jan Ritter
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