Die Verwaltung der Anfang 2021 verstaatlichten Kumtör-Mine in Kirgistan hat viel Kritik hervorgerufen. Eine Sonderkommission wurde eingesetzt, um die Goldexporte der Mine zu untersuchen.
Es ist eine Reaktion auf eine Reihe von Skandalen, die die Kumtör-Mine erschüttert haben. Wie Radio Azattyk, der kirgisische Dienst von Radio Free Europe berichtet, hat der Dschorgorku Kengesch, das nationale Parlament Kirgistans, Ende September die Einsetzung einer Kommission zur Untersuchung von Goldexporten angekündigt.
Die Untersuchung zielt darauf ab, Ungenauigkeiten in Bezug auf die exportierten Goldmengen zu beleuchten. Auf Nachfrage begründete die für Goldexporte zuständige Nationalbank diese Unschärfe mit dem Bedürfnis nach Vertraulichkeit. Sie leugnete jedoch nicht, Gold exportiert zu haben, da der Bedarf an Dollar-Liquidität im Jahr 2021 erheblich war.
Widersprüchliche Erklärungen
Diese Antworten stehen im Widerspruch zu früheren Regierungserklärungen in Zusammenhang mit diesem Thema. Ende September 2021 hatte der Leiter des Komitees für Nationale Sicherheit, Kamtschybek Taschijew, nach Angaben des kirgisischen Nachrichtenportals Kaktus erklärt, dass keine Unze Gold Kirgistan verlassen habe.
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Ihm zufolge wurde das gesamte Gold aus der Kumtör-Mine der nationalen Wirtschaft zugeführt. Laut Eurasianet zeigen die vom Nationalen Statistikkomitee veröffentlichten Daten jedoch, dass Kirgistan Rekordmengen an Gold exportiert hat, nämlich 24,8 Tonnen. Auch beim Bestimmungsort des exportierten Goldes herrscht Unklarheit. Das Komitee spricht von einem „unbestimmtes Land“. Die Schweizer Goldimportdaten für 2021 zeigen jedoch, dass ein Teil des kirgisischen Goldes von der Schweiz erworben wurde.
Ehemaliger Manager wegen finanzieller Misswirtschaft verhaftet
Wenige Tage vor der Gründung der Sonderkommission, am 13. September, wurde der ehemalige Übergangsmanager der Kumtör-Mine, Tengis Bolturuk, in Bischkek festgenommen. Laut Radio Free Europe wird ihm finanzielles Missmanagement in seiner früheren Position vorgeworfen. Der ehemalige Manager, der dem kirgisischen Staat einen finanziellen Schaden in Höhe von fast einer Milliarde Som (rund 12.310.000 Euro) zugefügt haben soll, weist alle Vorwürfe zurück und legte Berufung gegen seine Inhaftierung ein. Diese wurde aber am 3. Oktober von der Staatsanwaltschaft Bischkek abgelehnt.
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Bolturuk war ebenso wie zwei seiner Mitarbeiter im August nach einer Untersuchung des Komitees für Nationale Sicherheit zum Rücktritt gezwungen worden. Alle drei sollen dem schlechten Management der Mine mutmaßlich ein Gesicht geben, wobei das wahre Problem tiefer greift.
Ein irreparabel beschädigtes Bild
Trotz der wirtschaftlichen Bedeutung der Mine haben wiederholte Skandale ihr Image getrübt und Staatspräsident Sadyr Dschaparow mit der schlechten Verwaltung der Mine in Verbindung gebracht. So berichtete Kaktus, dass ein Anfang September verbreitetes Foto den älteren Bruder des Präsidenten, Sabyr Dschaparow, mit einem Paar Goldbarren zeigt.
Die Reaktionen der Regierung konnten die Kontroverse nicht beruhigen. Tatsächlich hat Sabyr Dschaparow keine offizielle Position inne, die ihm legalen Zugang zu solchen Goldmengen verschaffen würde. Der Kontext, in dem das Foto aufgenommen wurde, bleibt unklar.
Nach der Wahl von Sadyr Dschaparow im Januar 2021 war die zuvor vom kanadischen Bergbauunternehmen Centerra Gold verwaltete Kumtör-Mine verstaatlicht worden. Eine nationale Investmentgesellschaft, Great Nomads Heritage, übernahm dann im Dezember 2021 die Verwaltung der Mine.
Vorsitzender von Great Nomads Heritage und Manager der Mine wurde Tengis Bolturuk, der schon Vertreter des kirgisischen Staates im Vorstand von Kumtör war, als der Standort noch von Centerra Gold verwaltet wurde. Bolturuk, lange Zeit ein enger Vertrauter Dschaparows, war somit der wichtigste Mittelsmann, über den der Präsident die Mine verwaltete.
Noé Lhomme, Redakteur für Novastan
Aus dem Französischen von Robin Roth
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