Die kirgisische Exklave Barak, die inmitten von usbekischem Territorium im Fergana-Tal lag, steht nun unter der Souveränität Usbekistans. Damit sind die jahrelangen Verhandlungen um das Gebiet beendet. Die Einwohner:innen der Exklave mussten ihre Heimat in Richtung kirgisisches Kernland verlassen.
Die Abtretung der kirgisischen Exklave Barak an Usbekistan beendet einen Teil der langjährigen Territorialstreitigkeiten zwischen den beiden Ländern. Administrativ gehörte Barak zum Bezirk Kara-Suu im Gebiet Osch in Kirgistan, obwohl es inmitten der usbekischen Provinz Andijon lag.
Mit einer Fläche von 208 Hektar beherbergte Barak beim Zerfall der UdSSR etwa 1.000 Menschen und war damit die größte Enklave auf usbekischem Gebiet. Allerdings haben Streitigkeiten zwischen den beiden Ländern den Bewohner:innen das Leben schwer gemacht, sodass immer mehr Menschen Barak verließen: Im Jahr 2022 gab es nur noch 15 Familien, berichtet das kirgisische Nachrichtenportal Kaktus Media.
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Als vereinsgetragene, unabhängige Plattform lebt Novastan vom Enthusiasmus seiner ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen – und von eurer Unterstützung!Wie das usbekische Nachrichtenportal Daryo berichtet, hat die usbekische Regierung im Austausch für Barak die gleiche Landmenge an Kirgistan abgetreten. Die Entscheidung ist das Ergebnis langer und komplexer Verhandlungen zwischen beiden Ländern, die 2018 zu dieser Vereinbarung führten.
Umsiedlung der Einwohner:innen
Die Umsiedlung der Einwohner:innen von Barak nach Kirgistan wurde im April abgeschlossen, berichtet das usbekische Nachrichtenportal Kun. Die Einwohner:innen mussten ihr Land und ihre Häuser, in denen sie über Generationen gelebt hatten, verlassen, um sich in einem neuen Areal ein paar Kilometer entfernt niederzulassen.
Die kirgisischen Behörden boten den Familien logistische Unterstützung an. Für die Einwohner:innen von Barak bedeutet diese Vertreibung das Ende einer Ära und den Beginn eines neuen Kapitels. Wie Radio Ozodlik, der usbekische Dienst von Radio Free Europe, hervorhebt, stehen die Menschen vor vielen Herausforderungen, insbesondere im Hinblick auf Beschäftigung, Wohnraum und Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen.
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Die Abtretung der Exklave an Usbekistan hat erhebliche politische Auswirkungen in der Region. Laut Radio Ozodlik könnte diese Entscheidung dazu beitragen, die Spannungen zwischen den beiden Nachbarländern abzubauen und ihre künftige Zusammenarbeit zu stärken. Diese historische Entscheidung wirft jedoch auch Fragen zur Identität und den Rechten vertriebener Bevölkerungsgruppen sowie zur Bewirtschaftung von Ressourcen und Grenzgebieten auf.
Camilla Tonon für Novastan
Aus dem Französischen von Robin Roth
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