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Der Terroranschlag bei Moskau stellt Tadschikistan vor schwierige Entscheidungen

Marat Mamadjschoew, Redakteur beim Institute for War and Peace Reporting (IWPR), diskutiert die Hintergründe der jüngsten Ereignisse rund um den Terroranschlag in Moskau vom 22. März 2024. Er weist auf die Gefahr zunehmender nationalistischer Tendenzen in der russischen Gesellschaft sowie kollektiver Schuldzuweisungen hin und erklärt die Dringlichkeit für die tadschikische Regierung, Zivilgesellschaft und Arbeitsmigrant:innen, nach Alternativen zum russischen Arbeitsmarkt zu suchen. Auch in Tadschikistan selbst müsse im Bildungsbereich und in der psychologischen Arbeit angesetzt werden, um junge Menschen für den Umgang mit radikalen Ideologien zu sensibilisieren.

Nach dem Terroranschlag bei Moskau. Foto: Pressedienst des Gebiets Moskau
Nach dem Terroranschlag bei Moskau. Foto: Pressedienst des Gebiets Moskau

Marat Mamadjschoew, Redakteur beim Institute for War and Peace Reporting (IWPR), diskutiert die Hintergründe der jüngsten Ereignisse rund um den Terroranschlag in Moskau vom 22. März 2024. Er weist auf die Gefahr zunehmender nationalistischer Tendenzen in der russischen Gesellschaft sowie kollektiver Schuldzuweisungen hin und erklärt die Dringlichkeit für die tadschikische Regierung, Zivilgesellschaft und Arbeitsmigrant:innen, nach Alternativen zum russischen Arbeitsmarkt zu suchen. Auch in Tadschikistan selbst müsse im Bildungsbereich und in der psychologischen Arbeit angesetzt werden, um junge Menschen für den Umgang mit radikalen Ideologien zu sensibilisieren.

Tadschik:innen verlieren mit Russland einen Ort, der für viele von ihnen jahrelang ein Arbeitsplatz war. Schon in den vergangenen Jahren hat sich die Lage für die Migrant:innen zunehmend verschlechtert, der Terroranschlag bei Moskau hat diese Situation jedoch erheblich zugespitzt.

Im Moskauer Vorort [Krasnogorsk, Anm. d. Red.] ereignete sich am 22. März der größte Terroranschlag auf russischem Boden der letzten Jahre. Vor einem Konzert der Rockband „Picnic“, drangen am Abend mehrere bewaffnete Männer in das Unterhaltungszentrum „Crocus City Hall“ ein und schossen auf die Besucher:innen. Im Anschluss legten die Täter ein Feuer. Medienberichten zufolge riefen sie während des Angriffs Drohungen in tadschikischer Sprache. Anschließend flüchteten die vier Angreifer ungehindert in einem weißen Renault vom Tatort.

Daraufhin verhafteten russische Sicherheitskräfte im Gebiet Brjansk vier tadschikische Staatsangehörige in einem identischen Fahrzeug, unter dem Vorwurf, einen Terroranschlag verübt zu haben. Es ist unklar, wie die vier Männer fast 400 Kilometer durch zahlreiche Verkehrskontrollpunkte durch das ganze Gebiet Kaluga fliehen konnten. Quellen des [Wirtschaftsmediums] RBC behaupten, dass sie die ganze Zeit von Sondereinheiten verfolgt wurden – es sei wichtig gewesen, die Route der Terroristen zu verfolgen und die Initiant:innen des Anschlags zu identifizieren. Der Bericht lässt jedoch die Frage offen, warum die Verhaftung so schwerfällig verlief, wo doch zwei Passagiere aus dem Auto in den Wald fliehen konnten.

Das Gericht verurteilte die Festgenommenen zu zwei Monaten Haft. Bis zum 30. März stieg die Zahl der Todesopfer auf 144. Die meisten der Opfer verstarben durch das von den Tätern gelegte Feuer.

Bis zum 28. März wurden elf Personen im Zusammenhang mit dem Terroranschlag verhaftet. Im Laufe der Woche wurden in Tadschikistan neun Einwohner:innen von Wahdat unter dem Verdacht festgenommen, Verbindungen zu den Personen zu haben, die des Terroranschlags in Moskau beschuldigt werden.

Unmittelbar nach der Festnahme verbreiteten russische Sicherheitskräfte ein Video, das eine beispiellos brutale Folter zeigt. Einem der Verdächtigen wird ein Ohr abgeschnitten und er wird gezwungen, es zu essen. Auf einem anderen Video ist zu sehen, wie einem Verdächtigen ein Elektroschock verpasst wird, vermutlich indem ein Gerät an seine Genitalien angeschlossen wird.

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Seitdem sind zwei Wochen vergangen, ohne dass Maßnahmen gegen die Folterpraktiken der Ordnungskräfte ergriffen wurden. Dies, obwohl die Menschenrechtskommissarin Tatjana Moskalkowa von der Unzulässigkeit der Anwendung von Folter gesprochen hat.

In der Nacht des 24. März verbreiteten Telegram-Kanäle, die mit der in Tadschikistan und anderen Ländern der Region verbotenen Terrororganisation IS in Verbindung stehen, ein Video, das „aus der ersten Person“ gefilmt wurde. Es zeigt Terroristen mit unkenntlich gemachten Gesichtern, die im Foyer des Gebäudes auf Menschen schießen. Sie tragen die gleiche Kleidung wie die Schützen in der Konzerthalle. Anzumerken ist, dass der Bruder eines der Festgenommenen von Tadschikistan wegen des Verdachts der Zugehörigkeit zu IS zur Fahndung ausgeschrieben war.

In wessen Auftrag wurde der Terroranschlag verübt?

Unmittelbar nach dem Terroranschlag in Russland wurde die Version verbreitet, die Ukraine habe den Terroranschlag organisiert. Diese Behauptung kann nicht ernst genommen werden, da die russische Seite bis heute keine glaubwürdigen Fakten vorgelegt hat. Zudem ist zu bezweifeln, dass die Ukraine, die auf internationale Hilfe angewiesen ist, einen derart brutalen Terrorakt begehen und damit ihre internationalen Beziehungen belasten würde.

Russische Propagandist:innen suchen nach einer „ukrainischen Spur“ und fragen sich dabei, „wer profitiert“ von diesem Anschlag. Ihre Spekulationen gehen oft zu weit. Legt man solche Hintergründe zugrunde, wäre nicht die Ukraine, sondern der russische Präsident Wladimir Putin der Hauptprofiteur der tragischen Ereignisse.

Zum einen sind Putins Popularitätswerte sprunghaft angestiegen. Auch wenn man die Ergebnisse von Meinungsumfragen in einer autoritären Diktatur mit einer gewissen Skepsis betrachten muss, so ist doch ein gewisser Anstieg der Umfragewerte nicht zu verkennen. Es wäre nicht das erste Mal, dass willkürliche Terroranschläge dazu beitragen, Putins Popularität zu steigern.

Zum anderen hat der Terroranschlag dazu geführt, dass für die Behörden unangenehme Themen auf der Nachrichtenagenda in den Hintergrund gerückt sind. Die jüngsten Präsidentschaftswahlen und Fragen der Legitimität Putins werden online nicht mehr diskutiert. Auch die vierzig Tage seit des Todes des Oppositionellen Alexej Nawalnys haben nicht mehr die gleiche Resonanz hervorgerufen wie zuvor.

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Wohl zum ersten Mal seit Beginn der russischen Aggression in der Ukraine rufen die Neuigkeiten [des Terrorangriffs – Anm. d. Red.] aus der Russischen Föderation weltweit Anteilnahme und Mitgefühl statt Wut und Fassungslosigkeit hervor.

Deshalb müssen die Fakten betrachtet werden, nicht die verschiedenen Vermutungen. Diese Fakten, die heute vorliegen, besagen, dass der Terroranschlag höchstwahrscheinlich von Anhängern des IS unter Duldung des russischen Innengeheimdienstes und anderer russischer Sicherheitsbehörden verübt wurde, die es den Schützen ermöglichten, sich irgendwo Waffen zu besorgen, diese an den Ort der Versammlung zu bringen und dann vom Tatort zu fliehen. Für die Version des IS spricht vor allem die bereits erwähnte Videoaufnahme der Schützen am Tatort.

Leider haben die russischen Ermittlungsbehörden vorrangigen Zugang zu den Fakten. Dadurch wird das ohnehin geringe Vertrauen in das russische Strafverfolgungssystem noch weiter untergraben. Das Verfahren findet aus unbekannten Gründen unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, und die Ermittlungsbehörden äußern sich nicht zu den zahlreichen Widersprüchen und Merkwürdigkeiten in der offiziellen Version des Terroranschlags.

Auch die Geständnisse der Inhaftierten, die offensichtlich unter schwerer Folter zustande gekommen sind, können kaum ernst genommen werden.

Die russischen Behörden werden nun versuchen, aus dieser Situation den größtmöglichen Nutzen zu ziehen, um ihre Position weiter zu stärken. Kurzfristig dürften sie die Hauptprofiteure bleiben. Die Situation kann sich aber auch drastisch ändern.

Diaspora nach Terroranschlag unter Druck

Die Lebensbedingungen der tadschikischen Migrant:innen in Russland haben sich in den letzten Jahren stetig verschlechtert, insbesondere nach dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine. Infolge des Terroranschlags hat sich der Druck auf die Migrant:innenen nochmals erhöht.

Wladimir Putin hat am 26. März die Generalstaatsanwaltschaft angewiesen, an der Entwicklung präventiver Maßnahmen im Migrationsbereich zu arbeiten, berichtete die russische Nachrichtenagentur TASS. Laut Putin beunruhige die Situation in diesem Bereich Millionen russischer Bürger:innen und müsse unter Kontrolle gebracht werden.

Am selben Tag beauftragte der Sprecher der Staatsduma, Wyatscheslaw Wolodin, eine interfraktionelle Arbeitsgruppe einzurichten, die die Gesetzgebung analysieren und sich vorrangig mit der Migrationspolitik befassen soll.

In der vergangenen Wochen hat die Polizei in mehreren russischen Städten massenweise Wohnungsdurchsuchungen bei Migrant:innen durchgeführt. Allein in St. Petersburg ordneten Gerichte die Abschiebung von mehr als 400 Migrant:innen an.

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Die Menschenrechtsaktivistin Walentina Tschupik, die kostenlos in Russland arbeitende Migrant:innen berät, berichtete gegenüber Mediazona, dass sie in den ersten zwei Tagen nach dem Terroranschlag mehr als 2.500 Anrufe von in Russland lebenden ausländischen Staatsbürger:innen erhalten habe. Mehr als die Hälfte der Anrufe betrafen polizeiliche Durchsuchungen und rechtswidrige Festnahmen.

Nach dem Terroranschlag berichteten Migrant:innen über die Zunahme von Übergriffen auf sie. Laut Medienberichten setzten Unbekannte in der Stadt Blagoweschtschensk im Gebiet Amur einen Pavillon von Tadschik:innen in Brand. Gleichzeitig erklärte die Stadtverwaltung, der Vorfall sei offenbar „aus nationalistischen Motiven“ geschehen. In Kaluga griff eine Gruppe nicht identifizierter Männer drei Migranten aus Tadschikistan an.

Berichten zufolge weigern sich zahlreiche Personen in verschiedenen Regionen Russlands, ein Taxi zu besteigen, wenn sie erfahren, dass der Fahrer aus Tadschikistan stammt.

Angesichts dieser Meldungen hat die Botschaft von Tadschikistan in Russland ihre Staatsangehörigen aufgefordert, wenn möglich für eine bestimmte Zeit nicht an öffentlichen Veranstaltungen teilzunehmen.

Das tadschikische Ministerium für Arbeit, Migration und Beschäftigungspolitik hat nach dem Terroranschlag einen Rückgang der Zahl der Arbeitsmigrant:innen aus Russland verzeichnet, sagte die stellvertretende Arbeitsministerin der Republik, Schachnoza Nodiri, gegenüber TASS.

Schachnoza Nodiri wies darauf hin, dass tadschikische Bürger:innen schikaniert würden und dass das Arbeitsministerium in Russland nach dem Terroranschlag Drohbriefe erhalten habe. Unter den tadschikischen Bürger:innen herrsche „Panik, viele wollen das Land verlassen“, und die Zahl der Ausreisenden übersteige die der Einreisenden.

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Das Ministerium geht aber davon aus, dass die Abwanderung nur vorübergehend ist und sich wieder einstellt. Die Bevölkerung wird angehalten, nicht auf provokative Botschaften im Internet zu reagieren, die darauf abzielen, Konflikte zwischen den Bevölkerungsgruppen zu schüren.

Aus dem Bericht geht hervor, dass sich die Mehrheit der tadschikischen Migrant:innen, die im Ausland Arbeit suchen, für Russland entscheidet. Nach Angaben des tadschikischen Arbeitsministeriums gingen mehr als 627.000 der 652.000 Arbeitsmigrant:innen in die Russische Föderation.

Vertreter von Fluggesellschaften in Duschanbe äußerten gegenüber den Medien, dass die Zahl derer, die ein Ticket nach Russland kaufen wollten, in der vergangenen Woche deutlich zurückgegangen sei, während die Zahl derer, die von Russland nach Tadschikistan abgeschoben wurden, zugenommen habe. Auch die Zahl derjenigen, die auf dem Landweg nach Russland reisen wollen, sei zurückgegangen.

Zur Arbeit nach Russland? Oder in den Krieg?

Mit der kollektiven Bestrafung der Migrant:innen für den Terroranschlag wollen die russischen Behörden vor allem bei den Neubürger:innen einen Schuldkomplex erzeugen und verheimlichen nicht, dass sie die Migrant:innen für ihre Interessen brauchen. Eine zweite Mobilisierungswelle in Russland ist fast unvermeidlich. Die Migrant:innen sollen eine der wichtigsten Nachschubquellen für die russische Armee bei ihren blutigen Angriffen in der Ukraine sein. Und allem Anschein nach wird es Teile der russischen Gesellschaft nicht stören, wenn nicht sie, sondern die neuen Bürger:innen in den Krieg ziehen.

Migrant:innen sind in Russland immer weniger erwünscht. Dies geht aus Äußerungen einflussreicher Akteure hervor. Spätestens seit der russische Generalstaatsanwalt Igor Krasnow‚ am 26. März erklärte, dass die Zahl der von Migrant:innen in Russland begangenen Straftaten im Jahr 2023 um 75 Prozent gestiegen sei.

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Das anklagende Pathos der russischen Behörden gegenüber Migrant:innen ist widersprüchlich, bevorzugt der russische Staat doch Kriminelle. So hat Russland in den letzten Jahren zahlreiche Mörder, Vergewaltiger und Pädophile in den Krieg entsandt. Nach dem Terroranschlag wurden Mitglieder der für ihre Brutalität bekannten Zapkow-Bande amnestiert.

Für tadschikische Migrant:innen, die inzwischen russische Staatsbürger:innen geworden sind, wächst auf jeden Fall die Gefahr, in Putins Krieg in der Ukraine hineingezogen zu werden, obwohl ihnen dieser Konflikt fremd ist. Diese Bedrohung gilt langfristig, da Putins Krieg mit der Ukraine auf unabsehbare Zeit andauern wird.

Seit dem Terroranschlag hat die Fremdenfeindlichkeit in der russischen Gesellschaft dramatisch zugenommen. Es kann von Rassismus gesprochen werden, da Menschen nicht-slawischen Aussehens zunehmend ins Visier genommen werden.

Mein erster Rat an die Zivilgesellschaft und die Behörden in Tadschikistan und anderen Ländern der Region lautet daher: Es ist notwendig, Migrant:innen stärker für die Gefahren des Krieges zu sensibilisieren, damit sie nicht im Krieg ihr Leben verlieren oder mit Verletzungen und Behinderungen zurückkehren.

Die Propaganda des Kremls, die nichts mit [freiem – Anm. d. Red.] Journalismus zu tun hat, muss hinterfragt werden.

Diejenigen, die nach Russland gehen (wollen), sollten wissen, wie tückisch das Prinzip der Kollektivschuld ist. Eigentlich ist jede:r für sich selbst verantwortlich. [Aber bei der Kollektivschuld leiden die Menschen, die sich nicht erklären können. Diese Gefahr besteht für die Zentralasien:innen, die im Narrativ des russischen Nationalismus kollektiv für den Terroranschlag verurteilt werden – Anm. d. Red.].

Die Regierung, die Zivilgesellschaft und die Migrant:innen müssen alternative Möglichkeiten der Arbeitsmigration voranbringen.

Zu den weiteren notwendigen Maßnahmen gehören eine rigorose Liberalisierung der tadschikischen Wirtschaft und Reformen, die Investor:innen anziehen. Seitens der Behörden muss erkannt werden, dass ein großer Strom an Migrant:innen unvermeidlich aus Russland zurückkehren wird. Für sie müssen dringend Arbeitsplätze geschaffen werden. Andernfalls könnten soziale Spannungen bis hin zur Kriminalität zunehmen.

Absehbar ist auch ein deutlicher Rückgang der russischen Exporte nach Tadschikistan. Für diese russischen Waren muss Ersatz geschaffen werden. Und das eilt.

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Russlands Situation nach dem Einmarsch in die Ukraine zwingt Putin offensichtlich zu einem engeren Bündnis mit nationalistischen und kriminellen Gruppen.

Die russischen Behörden müssen sich neu aufstellen, auch auf internationaler Ebene. Dabei müssen unter Umständen alte Bündnisse geopfert werden, die ohnehin nur noch schlecht oder gar nicht mehr funktionieren.

Russland verliert auch seine Rolle als Sicherheitsgarant in Zentralasien, einschließlich der herrschenden Eliten. Aus dem Staat ist mittlerweile einer entstanden, in dem eine dubiose bewaffnete Gruppe aus Söldnern und Kriminellen Flugzeuge der Streitkräfte abschießen kann und anschließend volle Amnestie genießt.

Putin hat die Kontrolle über die Situation verloren, sein Staat das Gewaltmonopol. Das erklärt, warum die Sicherheitskräfte nicht einmal mehr versuchen, die mittelalterlichen Folterungen von Gefangenen zu vertuschen, geschweige denn für ihre Taten bestraft werden.

Deshalb müssen die Länder der Region über ein kollektives Sicherheitskonzept nachdenken und ihre eigenen Armeen reformieren.

Chronik der Terroranschläge, bei denen tadschikische Staatsangehörige als Terroristen genannt werden

In den letzten Jahren wurden tadschikische Staatsangehörige wiederholt von verschiedenen Ländern beschuldigt, terroristische Anschläge verübt zu haben. Häufig wurde dabei der IS als Initiator genannt.

Nach Angaben des Präsidenten Emomali Rahmon hat das Land in den letzten zehn Jahren 6680 Straftaten extremistischer und terroristischer Art aufgedeckt und registriert, darunter 86 Terroranschläge und -versuche, und 11 Terroranschläge und -versuche verhindert.

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Auch der aufsehenerregendste Terroranschlag der letzten Jahre in Tadschikistan selbst wurde höchstwahrscheinlich vom IS in Auftrag gegeben.

Es muss daher anerkannt werden, dass ein Teil der tadschikischen Jugend anfällig für extremistische Propaganda ist. Hier ist qualifizierte Expertenberatung, auch aus dem Bereich der Pädagogik und Psychologie, gefragt.

Klar ist jedoch, dass die bestehende Ideologie nicht funktioniert. Sie wird von oben entwickelt und nach unten weitergegeben. Deshalb bleiben diese Narrative für viele Menschen unverständlich oder gar fremd, was den Ideologen des Radikalismus in gewisser Weise in die Hände spielt.

Marat Mamadschojew für CABAR

Aus dem Russischen von Berenika Zeller

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