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Urlaub in Kirgistan wird immer beliebter

Lonely Planet kührte Kirgistan für das Jahr 2019 zu den Top Fünf Reisezielen: „Kirgistan wird schnell zu einem der Topziele für Reisende, die auf der Suche nach unberührter Natur sind“, heißt es in der Beschreibung.

Sara Derbishova 

Redigiert von: Florian Coppenrath

Kirgistan Issikköl Strand
Manche Orte am Issikköl in Kirgistan sind durch bestimmte Baumaßnahmen besonders attraktiv für Touristen

Lonely Planet kührte Kirgistan für das Jahr 2019 zu den Top Fünf Reisezielen: „Kirgistan wird schnell zu einem der Topziele für Reisende, die auf der Suche nach unberührter Natur sind“, heißt es in der Beschreibung.

Tatsächlich haben im vergangenen Jahr 1,4 Millionen Touristen aus aller Welt den gebirgigen Binnenstaat besucht. Laut dem Statistischen Komitee der Kirgisischen Republik waren es im Jahr 2011 gerade noch eine Million Besucher. Für die kommenden Jahre erwartet das Tourismusentwicklungsprogramm der Regierung der Kirgisischen Republik einen Anstieg der Besucherzahlen.

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Das Wachstum im Tourismussektor wurde zum einen durch die Abschaffung der Visumpflicht für viele Ländern sowie durch die Einführung des elektronischen Visums für weitere Länder gefördert. Zum anderen trug die Globalisierung und das damit verbundene Wachstum des weltweiten Tourismussektors, vor allem in Asien und im Pazifik, zu diesem Ergebnis bei. Die meisten Touristen in Kirgistan kommen aus GUS-Staaten (Gemeinschaft Unabhängiger Staaten) wie Kasachstan, Usbekistan und Russland.

Yssykkölsee beliebtestes Reiseziel

Unter den europäischen Ländern sind vor allem Touristen aus Deutschland und Frankreich vertreten, erklärt Fabien Selosse, der in Bischkek für die Reiseagentur Nomad’s Land arbeitet. „Eine zunehmende Zahl von Touristen kommt auch aus Südostasien […] und den Golfstaaten“, denn „Kirgistan ist ziemlich zentral und relativ gut mit Flügen zu erreichen“, ergänzt er.

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70 Prozent besuchen den Yssykkölsee. 30 Prozent der Besucher begeistern sich für das Abenteuer beim Wandern. Ein wichtiger Faktor für den Anstieg der Besucher waren auch die internationalen Nomadenspiele (bislang drei Ausgaben, je 2014, 2016 und 2018) am Yssykkölsee.

 „Ich habe jedes Mal eine Gänsehaut, wenn ich an die Reise denke“

Am besten gefallen hat mir an Kirgistan die Kombination aus der Natur, die teilweise wild gelassen wurde z.B. die freilaufenden Pferde, und aus der Gastfreundschaft und der Mentalität der Leute, die einen mit offenen Armen aufgenommen haben und wirklich an uns interessiert waren“, erzählt zum Beispiel die 25-jährige Jovana aus Wien. Kirgistan besuchte sie zum ersten Mal 2018 gemeinsam mit einem Kommilitonen.

Am Songkölsee in Kirgistan
Jovana während ihrer Kirgistanreise, hier am Songkölsee

Jovanas Motivation war unter anderem der Besuch der internationalen Nomadenspiele. Anschließend ging ihre Tour zum Songköl, einem Bergsee im Norden Kirgistans, auf den Jovana schon im Internet vor ihrer Reise aufmerksam wurde. „Ich habe jedes Mal eine Gänsehaut, wenn ich an die Reise denke“, erinnert sie sich noch heute.

Ein wichtiger Wirtschaftszweig

Der Tourismus ist einer der vorrangigen Wirtschaftszweige des Landes. Immer mehr Kirgisen arbeiten in der Tourismusbranche. Der Anstieg dieses Sektors kommt vor allem den Einheimischen in abgelegeneren Orten zugute. In Kirgistan liegt die Arbeitslosenquote des Vorjahres nämlich laut der kirgisischen Statistik bei 6,2 Prozent. Jedoch geht man davon aus, dass die Anzahl der Langzeitbeschäftigungslosigkeit viel höher ist, da die Statistik nur die registrierten Arbeitslosen erfasst.

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Die Dorfbewohner Kirgistans beschäftigen sich hauptsächlich mit der Landwirtschaft. Jedoch gibt es in den Dörfern seit dem Wachstum der Touristenbranche sogar einige Einrichtungen für Touristen. Für die Einheimischen ist die Sommersaison am wichtigsten, da in dieser Jahreszeit die meisten Besucher kommen. Diese stellen für einige Dorfbewohner, die Unterkünfte, Essen oder Reisebegleitung anbieten können, eine zusätzliche Einnahmequelle dar. Manche setzen auch auf längerfristige Beziehungen mit Tourismusagenturen: „Im Dorf Kyzyl-Tuu in der Region At-Bachi haben wir zum Beispiel einen lokalen Koordinator, der ein eigenes Guesthouse besitzt und uns bei Bedarf Transfer per Auto, Pferde und Pferdepfleger organisiert. Das ist auch bezahlte Arbeit“, so der Tourismusprofi Selosse.

Perspektiven

Auch im Winter wird Kirgistan sowohl von nationalen als auch von internationalen Ski-Liebhabern besucht. Die Schweizerische Organisation Helvetas hat dieses Jahr ein zehnjähriges Projekt zur Entwicklung eines Nachhaltigen Wintertourismus in Kirgistan gestartet, das zusätzlich zu einer Verbesserung von Infrastruktur und Angebot beitragen sollte. Auch das kirgisische Tourismusministerium sei aktuell sehr aktiv in der Tourismusförderung. „Ich habe das Gefühl, Kirgistan entwickelt gerade ein Bild, einen Ruf unter der Gemeinschaft der Reisenden, um immer mehr Touristen zu empfangen“, erklärt Selosse.

Allerdings gibt es auch Herausforderungen für die Besucher. Grundsätzlich sind die Verkehrsverbindungen innerhalb Kirgistans eher mangelhaft. Die Hauptverkehrsverbindungen sind Busse bzw. die sogenannten „Marschrutki“, also Kleinbus-Sammeltaxis und Taxis. Auch sind vor allem in den Regionen Übernachtungsmöglichkeiten nicht immer für ausländische Touristen ersichtlich. „Grundsätzlich konnte ich bei meiner Reise schon Hostels finden, aber nicht so viele wie in Bischkek“, so Jovana aus Wien.

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Nun müsse sich nur die Infrastruktur entsprechend entwickeln, und dabei die Gratwanderung zwischen Erwartungen verschiedener Touristengruppen schaffen. Vor allem westliche Touristen wollen ein „authentisches“ Kirgistan sehen, Besucher aus Südostasien und den Golfstaaten setzen hingegen viel mehr Wert auf die Qualität der Infrastrukturen. „Wir brauchen also Authentisches in guter Qualität und Luxus in guter Qualität“, schlussfolgert Selosse. Bei den vielen ökologischen Problemen sollte dies aber nicht zu Lasten der Natur geschehen: „Eine weitere Zukunftsperspektive hier ist auf jeden Fall auch der Naturschutz. Das ist ein sehr wichtiger Punkt, zieht man die Gletscherschmelze, die Luftverschmutzung und den vielen Plastikmüll betrachtet“.

Sara Derbishova
Journalistin für Novastan in Wien (Österreich)

Redaktion: Florian Coppenrath

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