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Nouruz: Ein zweites neues Jahr in Zentralasien

Auf den Beginn des Frühlings warten weltweit viele Menschen sehnsüchtig und begehen ihn auf unterschiedlichste Weise. Kirgistan, Tadschikistan und Usbekistan sind nur drei Länder Zentralasiens, die den Beginn dieser prachtvollen Jahreszeit und des – in diesem Sinne – neuen Jahres am 20. oder 21. März mit Nouruz, dem altiranischen Neujahrs- und Frühlingsfest, begehen.

Ala-Too Bischkek Nouruz
Ala-Too Bischkek Nouruz

Auf den Beginn des Frühlings warten weltweit viele Menschen sehnsüchtig und begehen ihn auf unterschiedlichste Weise. Kirgistan, Tadschikistan und Usbekistan sind nur drei Länder Zentralasiens, die den Beginn dieser prachtvollen Jahreszeit und des – in diesem Sinne – neuen Jahres am 20. oder 21. März mit Nouruz, dem altiranischen Neujahrs- und Frühlingsfest, begehen.

Erste Erwähnungen des Neujahrsfestes findet man im heiligen Buch „Awesta“ und damit in der auf den iranischen Religionsstifter Zarathustra zurückgehenden Religion Zoroastrismus, die sich in heidnischen Gebieten Zentralasiens, des Irans, Afghanistans, Pakistans und Transkaukasiens verbreitete.

„Ein neuer Tag“ bedeutet „Nouruz“ wörtlich übersetzt. Daraus lässt sich die Bedeutung des Festes leicht erschließen: Der Beginn des neuen Jahres und einer neuen Jahreszeit stehen an diesem Tag im Mittelpunkt.

Ein Fest mit alten Wurzeln

Die Tradition dieses Festes entstand vor über 2000 Jahren in Persien und wird heute nicht nur im iranischen Kulturraum, sondern auch auf der Balkanhalbinsel, in der Schwarzmeerregion, im Kaukasus, in Zentralasien und auch im Nahen Osten gefeiert. Heute wird es in all den Ländern und Regionen teilweise sehr unterschiedlich gefeiert, die ursprüngliche Intention dieses Festes wiegt diese Unterschiede jedoch auf. Denn der Beginn der zum überleben notwendigen Aussaht wartete zu Beginn des Frühlings auf die Menschen.

Wann Nouruz in Zentralasien Einzug gehalten hat, kann nicht genau gesagt werden, es entwickelte sich jedoch rasch zu einem sehr bedeutenden Volksfest, dem weder die früheren islamistischen Bewegungen noch die Sowjetisierungsmaßnahmen zu Beginn des 20. Jahrhunderts etwas anhaben konnten.

Erst vor nicht allzu langer Zeit hat das ehemalige Erntefest begonnen, seine frühere Bedeutung als Neujahrsfest zu verlieren – heute wird es als reines Frühlingsfest betrachtet, als Fest der warmen Tage, des Pflanzen- und Bäumeblühens.

Am 19. Februar 2010 wurde Nouruz auf die Initiative verschiedener Länder in einem Beschluss der 64. Generalversammlung der Vereinten Nationen als internationaler Nouruz-Tag anerkannt. Am 30. September wurde er von der UNESCO in die Liste der Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit aufgenommen.

Typisch zentralasiatische Bräuche

Vor allem in der zentralasiatischen Region wird dieses bedeutende Fest von vielen Ländern auf gleiche Art und Weise begangen. Trotz der oftmals weiten Distanz zwischen den einzelnen Ländern sind gewisse Bräuche unverändert geblieben oder unterscheiden sich nur minimal voneinander.

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Sowohl in Usbekistan, als auch in Tadschikistan und Kirgistan ist es ein Fest der Familie, auf das man sich gemeinsam mit 15 bis 20 Nachbarsfamilien vorbereitet. Die Männer setzen die Blumen und tünchen die Bäume, die Frauen bereiten traditionelle Gerichte, wie Halim, Pelmeni und Samsa zu. Sumalak, Mittelpunkt und Hauptgericht des Festes, hat eine jahrhundertealte Geschichte und schmückt sich mit zahlreichen Sagen über seinen Ursprung.

Sumalak Usbekistan

Eine ist jedoch in allen drei Ländern bekannt und verrät zugleich seine Zubereitungsart. Nach ihr war die Erfinderin des Sumalak eine arme Frau, die ihren Kindern einen Hungertod ersparen wollte und so aus der Not heraus ihren größten Kessel mit Wasser und Steinen füllte, um darin ausgewaschenen Weizen zu kochen. Sie schlief dabei jedoch ein und erblickte am nächsten Morgen das Wunder, das über Nacht geschehen war: Der Kessel war gefüllt mit braunem Brei, der nicht nur die Familie der armen Frau, sondern auch alle Verwandte und Nachbarn sättigte.

Nach dieser Tradition teilt man den Sumalak auch heute noch mit Freunden und Verwandten. Die Zubereitung dieser Festspeise dauert einen ganzen Tag und unterliegt den Frauen, die sie mit Tänzen und Gesang von Frühlingsliedern gestalten. Auch heute noch werden Steine in den Kessel gelegt. Dieser Brauch dient jedoch lediglich der Tradition: Demjenigen, der eines dieser Steinchen in seinem Teller findet, steht eine glückliche Zukunft bevor.

Einen Monat Frühlingsfest

Insgesamt dauert das Fest fast einen ganzen Monat, offiziell ist jedoch zumeist die Rede von nur drei bis sieben Tagen. In dieser Zeit soll jeder Mensch nur gute Taten leisten und gut gestimmt sein, um bis zum nächsten Nouruz glücklich zu leben. Aus diesem Gedanken ist die Tradition geboren, Kinderheime, kranke Menschen und kinderlose Familien aufzusuchen, sie zu dem Fest zu beglückwünschen und ihnen beizustehen.

Die Bedeutsamkeit dieses Festes spiegelt sich auch im Umgang vieler Bildungsanstalten mit der Organisation dieser Feierlichkeit wider. Grundsätzlich wird den Schülern und Studenten genehmigt, vor und während der Feierlichkeiten auf den Unterricht zu verzichten. So organisieren beispielsweise Studenten des achten Studiensemesters der Weltsprachen Universität Taschkent einen sogenannten Sumalakabend und ein Mittagessen, zu dem Plow, das Nationalgericht Usbekistans, serviert wird.

Buzkaschi

Auch traditionelle Wettkämpfe, wie Pferdeturniere, Kupkari genannt finden zu dieser Zeit statt. Besonders erwähnenswert ist das Buzkashi (oder Kök-Börü, also „Blauer Wolf“ auf kirgisisch), ein Reitsportwettkampf, der alljährlich in den Dörfern und Städten Zentralasiens organisiert wird. Die Geschichte dieses Spiels kann auf die Regierungszeiten Tschengis-Chans zurückgeführt werden. Das Spiel ähnelt dem Polo, wird aber mit dem Rumpf eines Ziegenbocks gespielt.  Ziel ist es, den Ziegenbock zu erfassen (oder „stehlen“), und ihn so lange, wie möglich, zu halten, um die Zuneigung der Zuschauer zu erobern. Der Schlachtkörper des Tiers („buz“) muss mit einem 35-40 Kilo Durchschnittsgewicht  frühzeitig vorbereitet sein.

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In der Hauptstadt Bischkeks werden auf dem zentralen Platz „Alatoo“ bereits in der Frühe des Festtages Theateraufführungen durchgeführt, die auch von offiziellen Staatsvertretern besucht werden. Auch Kirgistans Grünanlagen und Parks werden für verschiedenste Wettbewerbe und Pferdespiele genutzt. In den Innenhöfen organisieren Bewohner öffentliche Spiele für Kinder. Das traditionelle Gericht, Plow, darf auch hier nicht fehlen und wird als Festtagsgericht gereicht.

 

Alin Kor
Autorin für Novastan.org, Tadschikistan

Emilia Shermamat Kyzy
Autorin für Novastan.org, Kirgistan

Benazir
Autorin für Novastan.org, Usbekistan

Redaktion: Olga Zoll

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