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Kirgisische Präsidentschaftswahl: Wer ist im Rennen?

Ursprünglich hatten noch 59 Personen bei der kirgisischen Wahlkommission ihre Kandidatur für das höchste Amt des Landes eingereicht, nun haben 13 die nötigen Kriterien erfüllt, um tatsächlich an der Wahl teilzunehmen. Die Redaktion von 24.kg hat die Präsidentschaftskandidaten alphabetisch vorgestellt.

Ursprünglich hatten noch 59 Personen bei der kirgisischen Wahlkommission ihre Kandidatur für das höchste Amt des Landes eingereicht, nun haben 13 die nötigen Kriterien erfüllt, um tatsächlich an der Wahl teilzunehmen. Die Redaktion von 24.kg hat die Präsidentschaftskandidaten alphabetisch vorgestellt.

Am 15. Oktober wählen die kirgisischen Bürger ein neues Staatsoberhaupt. Da der amtierende Präsident laut Verfassung kein zweites Mandat antreten kann, könnte die Wahl den ersten friedlichen Machtwechsel zwischen zwei gewählten Präsidenten im postsowjetischen Zentralasien bedeuten. Allein dafür ist die Wahl schon ein Ereignis.

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Im Sommer erreichte die Zahl der bei der Wahlkommission registrierten Kandidaten ein Hoch von 59, von denen neun ihre Kandidatur zurückzogen und 37 laut Wahlkommission nicht die Kriterien erfüllte, um tatsächlich anzutreten. So mussten die Präsidentschaftsanwärter mitunter ein Kirgisischtest bestehen, 30 000 Unterschriften sammeln und eine Million Som (ca. 12 000 Euro) in die Wahlkasse hinterlegen.

13 Präsidentschaftskandidaten

An der am Montag begonnenen Wahlkampagne nehmen nun 13 Personen teil. Der durchschnittliche Kandidat ist knapp 52 Jahre alt und männlich. Geographisch sind die Profile diverser: Bis auf das Gebiet Issikköl haben alle kirgisischen Gebiete mindestens einen Kandidaten. Fünf Kandidaten wurden von Parteien nominiert und acht sind unabhängige Kandidaten.

Im Gegensatz zu anderen Präsidentschaftswahlen in der Region gibt es unter Beobachtern keine Einigkeit hinsichtlich des Favoriten. Es werden meist die ehemaligen Premierminister Sooronbaj Dscheenbekow und Temir Sarijew, der Geschäftsmann Omurbek Babanow und der Parteivorsitzende Bakyt Torobajew genannt.

Wie 24.kg hinzufügt, kann sich die Liste der Kandidaten bis zur Wahl selbstverständlich noch ändern. So stehen Babanow und Torobajew laut Medienberichten bereits in Koalitionsverhandlungen und weitere Kandidaten haben bei der Wahlkommission gegen ihren Ausschluss Einspruch eingelegt.

Die aktuellen Kandidaten in der Übersicht:

Astanbek Abdyldajew

Der 49-jährige unabhängige Kandidat ist gebürtig aus dem Kreis At-Baschi im Naryn-Gebiet. Mediale Aufmerksamkeit erlangte er vor allem 2011 für seinen Satz „Es wird keinen Winter geben!“. Er nannte Kirgistan das Energie-Zentrum der Welt und Wladimir Putin einen „komplexen Bioroboter“. Abdyldajew stellte sich bereits 2011 als Präsident zur Wahl. Er verfügt über einen mittleren professionellen Abschluss und arbeitet zurzeit als Direktor der Auirdin GmbH.

Omurbek Babanow

Der 47-jährige Geschäftsmann wurde im Kara-Buurin Bezirk des Gebiets Talas geboren. Babanow hat Abschlüsse der Moskauer Landwirtschaftsakademie Timirjasew, der russischen Akademie für Volkswirtschaft und der kirgisischen Staatlichen Juristischen Akademie. Er gilt als einer der reichsten Männer Kirgistans.

Babanow Wahlplakat im Stadtzentrum Bischkeks

Von Dezember 2011 bis September 2012 war er kirgisischer Premierminister. Im Jahr 2014 vereinigte er sich mit Kamtschybek Taschijew im Vorlauf der Parlamentswahlen 2015 in der Partei „Respublika-Ata-Dschurt“, dessen 28-köpfige Parlamentsfraktion er zurzeit leitet. Die Partei ist Ende 2016 auseinandergebrochen und Babanow tritt so als unabhängiger Kandidat an.

Asimbek Beknasarow

Beknasarow ist 60 Jahre alt und unabhängiger Kandidat. Geboren wurde er im Dorf Kara-Suu des Gebiets Dschalalabat. In der kirgisischen Öffentlichkeit ist er wegen seiner aktiven Teilhabe an den Revolutionen 2005 und 2010 als „Revolutionsbulldozer“ bekannt. Er hat einen juristischen Hochschulabschluss und war Generalstaatsanwalt. Zurzeit arbeitet er als privater Rechtsanwalt und steht auch selbst in einem Strafprozess wegen Meineids vor Gericht.

Sooronbaj Dscheenbekow

Der 58-Jährige Kandidat tritt für die Präsidentenpartei SDPK (Sozialdemokratische Partei Kirgistans) an. Er wurde im Dorf Kara-Kuldscha des Gebiets Osch geboren. Er hat das Kirgisische Landwirtschaftsinstitut als Zooingenieur und Buchhalter absolviert. Zu Sowjetzeiten hat er in einer Kolchose als Zootechniker gearbeitet.

Sooronbaj Dscheenbekow über den Oberleitungen der Busse Bischkeks

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Von 2010 bis 2015 war er Gouverneur von Osch und von April 2016 bis Mitte August diesen Jahres war er kirgisischer Premierminister. Der Dscheenbekow-Klan gilt als der einflussreichste in Südkirgistan. Dscheenbekow ist außerdem ein enger Freund des amtierenden Präsidenten Almasbek Atambajew.

Ernis Sarlykow

Der 50-jährige Politiker tritt als unabhängiger Kandidat an. Er hat die Wirtschaftsfakultät der Kirgisischen Nationalen Universität Balasagyn absolviert. Vor seiner Teilnahme an der Wahl war er Vizebürgermeister der Hauptstadt Bischkek. Er hat den für die Kandidatur notwendigen Kirgisischtest nur knapp bestanden, mit 60,16 von 100 Punkten. Über seinen Geburtsort gibt es in offenen Quellen keine Angaben.

Ulugbek Kotschkorow

Der 43-jährige unabhängige Kandidat wurde im Dorf Kara-Bak des Gebiets Batken geboren. Zuvor war er Abgeordneter des fünften kirgisischen Parlament Dschogorku Kengesch. Er verfügt über einen Hochschulabschluss in Wirtschaft und Jura und ist zurzeit arbeitslos.

Adachan Madumarow

Der 52-jährige Parteivorsitzende der Partei „Bütün-Kirgistan“ wurde von seiner Partei nominiert. Er wurde in Kurschab, im Gebiet Osch geboren. Er hat Abschlüsse von der Staatlichen Universität in Twer und von der kirgisischen Staatlichen Universität. Er war drei Mandate lang Parlamentsabgeordneter und beherrscht fünf Sprachen. Den Kirgisischtest im Vorfeld der Wahl hat er mit der höchsten Punktzahl von allen absolviert – 96,77.

Arslanbek Malijew

Der 59-jährige unabhängige Kandidat wurde in Dschalalabat geboren. Er hat das Charkower Institut für Volksernährung absolviert. Malijew ist der Vorsitzende der Partei „Aalam“. Er wollte sich bereits 2011 zur Präsidentschaftswahl zur Wahl stellen, scheiterte aber am Kirgisischtest. Er war Parlamentsabgeordneter und in letzter Zeit Präsident der Union der kirgisischen Freundschafts- und Zusammenarbeitsgemeinschaft mit Drittländern.

Taalatbek Masadykow  

Der 56-jährige unabhängige Kandidat wurde im Dorf Besch-Kuntschej des Gebiets Tschuj geboren. Er hat das Moskauer Institut für internationale Beziehungen absolviert und ist Berater für internationale Angelegenheiten. Er leitet die NGO „Generäle der Welt – für den Frieden“. Über 12 Jahre hat sich Masadykow mit Fragen des internationalen Terrorismus, Drogen und der Friedensförderung in Zentralasien und dem vorderen und Mittleren Osten befasst.

Temir Sarijew

Der 54-jährige Kandidat tritt für die Partei „Ak-Schumkar“ (Weißer Falte) an. Er wurde im Dorf Tosch-Bulak des Gebiets Tschuj geboren und verfügt über einen Hochschulabschluss in Ökonomie. Zuletzt arbeitete er im Projektinstitut der Aktiengesellschaft „Kyrgyzgipostroj“, in Kirgistan ist er aber vor allem als ehemaliger Wirtschafts- und Premierminister (von Mai 2015 bis April 2016) bekannt. Sarijew ist unter den Kandidaten der erste, der seine Kandidatur öffentlich erklärt hatte.

Sarijews Wahlplakat über den Straßen Bischkeks

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Kamtschybek Taschijew

Der 48-jährige Kandidat tritt für die Partei Ata-Dschurt (Vaterland) an. Er wurde im Dorf Barpy des Gebiets Dschalalabat geboren. Er hat die Technisch-Pädagogische Universität in Tomsk und die kirgisische Nationale Universität absolviert. Im Jahr 2007 wurde er als Minister für Ausnahmezustände ernannt und erklärte zwei Jahre später wegen Unstimmigkeiten mit dem damaligen Premierminister Danijar Usenow seinen Rücktritt. Im Jahr 2011 nahm er bereits an der Präsidentschaftswahl teil, aber ohne Erfolg.

In der Wahlkampagne vor den letzten Parlamentswahlen sprach er sich für die Nationalisierung der Goldmine „Kumtor“ ein. Ende 2012 wurde er wegen eines „gewaltsamen Putschversuchs“ bei einer Demonstration für die Nationalisierung von Kumtor zur eineinhalb Jahren Haftstrafe verurteilt, jedoch nach acht Monaten Untersuchugshaft auf Bewährung freigelassen. Sein Strafregister wurde bereits im Mai 2015 bereinigt, so dass er weiterhin an Wahlen teilnehmen kann.

Bakyt Torobajew

Der 44-jährige Kandidat tritt für die Partei Önügüü-Progress an. Er wurde in Dschalalabat geboren. Seine Karriere begann er in einem privaten Mehlunternehmen. Später wurde er Abgeordneter und Minister für Ausnahmezustände. Zurzeit leitet er die parlamentarische Fraktion der Partei „Önügüü-Progress“. Vielen bleibt er für die Wahlkampagne vor der letzten Parlamentswahl in Erinnerung, als seine Unterstützer Glühbirnen in Höfen und Eingängen der Hauptstadt montierten. Er verfügt über einen Hochschulabschluss.

Toktajym Umetalijewa

Die 55-jährige unabhängige Kandidatin wurde im Dorf Leninpol des Gebiets Talas geboren. Sie hat einen Hochschulabschluss als Physikerin und ist die einzige Frau unter den zur Wahl stehenden Kandidaten. Dabei ist es bereits ihre vierte Kandidatur für das höchste Amt im Land. Sie leitet die Gemeinschaft der Nicht-Profitorientierten- und nicht Regierungsorganisationen und ist Chefredakteurin der Jungendzeitschrift „Aj-Danek“. Mitunter sprach sie sich für die Umbenennung der Hauptstadt Bischkek in „Manas“ aus.

Die Redaktion von 24.kg

Aus dem Russischen und Ergänzungen von Florian Coppenrath

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Kommentare (2)

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Winfried Berndt, 2017-09-17

Schade, nur ältere Kandidaten mit sowjetisch-russischem Hintergrund, das verspricht Stagnation unter russischem Einfluss. Wo bleiben junge Kandidaten mit weiterem Horizont, besonders Frauen?

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Gerhard Haggenmueller, 2017-10-17

Herr Brendt: Der Kampf der Titanen, ein Spiel? Keiner sollte ahnen. es ist ein Spiel!

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