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Mittelalterliche Befestigungen in Kasachstan entdeckt

Im Osten Kasachstans haben ArchäologInnen die Überreste von zwei Befestigungen aus dem Mittelalter entdeckt. Laut dem Archäologen Ábdesh Tóleýbaev könnten diese Stätten als Karawansereien entlang der nördlichen Seidenstraße gedient haben.

Ausgrabungsstätte Kasachstan
Im Osten Kasachstans haben ArchäologInnen Überreste von mitteilalterlichen Befestigungen - vermutlich Karawansereien - entdeckt

Im Osten Kasachstans haben ArchäologInnen die Überreste von zwei Befestigungen aus dem Mittelalter entdeckt. Laut dem Archäologen Ábdesh Tóleýbaev könnten diese Stätten als Karawansereien entlang der nördlichen Seidenstraße gedient haben.

Verlief die alte Seidenstraße durch die Steppen Kasachstans? Am 8. Juni berichtete das kasachstanische Nachrichtenportal Kazinform, dass im Bezirk Zaısan im Gebiet Ostkasachstan Überreste mittelalterlicher Befestigungen gefunden wurden. Laut dem Archäologen Ábdesh Tóleýbaev, der die Ausgrabungen vor Ort leitet, könnten die Anlagen als Karawansereien entlang der nördlichen Seidenstraße gedient haben. In östlicher Richtung führte diese Route wahrscheinlich durch das Tarbagataigebirge, bevor sie dem Fluss Irtysch nach China folgte.

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Das ArchäologInnen-Team entdeckte zwei Befestigungsanlagen, die etwa dreißig Kilometer entfernt voneinander lagen. Laut Tóleýbaev bestehe die erste Anlage, die vier Kilometer nördlich des Dorfes Saryzhyra liegt, aus Wällen und mehreren Höfen, die ein Quadrat mit einer Seitenlänge von 130 Metern bilden. An den Ecken des Vierecks können Reste von Türmen erkannt werden. Die zweite Anlage sei größer, ihre Zusammensetzung wurde aber nicht näher beschrieben. Beide Anlagen, von denen nur Ruinen erhalten sind, sind noch nicht genau datiert. Dennoch geht Tóleýbaev davon aus, dass sie zwischen dem 5. und 12. Jahrhundert erbaut worden sind.

Mehrere Keramik- und Kupferfunde

Wie Kazinform berichtete, wurden während der archäologischen Expedition mehrere Objekte und Fragmente gefunden –  unter anderem Keramikvasen, Geschirr, ein Kupfermesser sowie Fragmente von Steinschmuck. „Wir haben nur eine Oberflächenstudie durchgeführt und hauptsächlich Fragmente mittelalterlicher Keramik gefunden. Die Ausgrabungen sind noch nicht durchgeführt worden“, sagte Ábdesh Tóleýbaev gegenüber Inbusiness.kz.

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Während Spuren mittelalterlicher Befestigungen in Kasachstan relativ häufig gefunden werden, sind Überreste alter Karawansereien recht selten. Ábdesh Tóleýbaev, der seit 2016 ein Programm für archäologische Ausgrabungen in der Provinz Ostkasachstan durchführt, glaubt daher, dass diese Entdeckung einen Wendepunkt in der Erforschung der Geschichte dieser Region darstellen könnte.

Antike Grabstätten entdeckt

Kurz vor der Entdeckung der beiden mittelalterlichen Stätten fand das ArchäologInnen-Team in den westlich von Zaısan liegenden Bezirken Aıagóz und Tarbaģataı mehrere Grabstätten. Laut Tóleýbaev stammen diese Stätten, die mindestens 5.000 Jahre alt sind, aus der späten Bronze- und der frühen Eisenzeit. Der größte entdeckte Kurgan (Grabhügel) ist 4,5 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 45 Metern.

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Insgesamt wurden mehr als 150 Grabdenkmäler unterschiedlicher Größe und Epochen in diesen beiden Bezirken entdeckt. Mehrere Denkmäler weisen Spuren von Einbrüchen und Plünderungen auf.

Die „Goldenen Männer“

Der Archäologe Ábdesh Tóleýbaev ist vor allem für die Entdeckung von Kasachstans dritten „Goldenen Mannes“ bekannt. Ursprünglich bezieht sich dieser Begriff auf Knochen, die 1969 im Kurgan von Esik im Südosten Kasachstans gefunden wurden. Das Skelett, vermutlich das eines skythischen Kriegers im Alter von etwa 18 Jahren, wurde mit einer Rüstung und 4.000 Goldgegenständen entdeckt, die ihm seinen Namen gaben. So wurde der „goldene Mann“ zum Symbol des modernen Kasachstan und seine Statue thront auf dem Platz der Republik in Almaty. Wie die kasachstanische Zeitung The Astana Times berichtete, wurde die Rüstung des Kriegers, die normalerweise in Nur-Sultan im Nationalmuseum ausgestellt ist, kürzlich an Museen in 12 verschiedenen Ländern ausgeliehen, bevor sie im vergangenen Dezember nach Kasachstan zurückkehrte.

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1999 wurde bei Ausgrabungen im Gebiet Atyraý im Westen des Landes ein zweiter Krieger exhumiert. Aber im Jahr 2003 machte Tóleýbaev im Bezirk Zaısan eine noch bemerkenswertere Entdeckung – einen ganz in Gold gekleideten und mit Schmuck versehenen dritten „Goldenen Mann“, der im 7. Jahrhundert v. Chr. gelebt haben soll. Laut dem Archäologen handelt es sich dabei wohl um einen König, und nicht um einen einfachen Krieger. Seit dieser Entdeckung wurden mindestens zwei weitere “Goldene Männer“ ausgegraben. Ihre Grabkammern erreichen jedoch nicht den Glanz jenes „Goldenen Mannes“, der von Tóleýbaev entdeckt wurde.

Quentin Couvreur, Redakteur für Novastan

Aus dem Französischen von Robin Roth

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