An der Medizinischen Universität Astana wurden mehr als hundert Studierende exmatrikuliert, die sich mittels gefälschter IELTS-Zertifikate Zugang zum Master oder zur Promotion verschafft hatten. Den Artikel des Nachrichtenportals 24.kz übersetzen wir mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.
Bereist im Herbst war es an der Medizinischen Universität zu Überprüfungen gekommen, nachdem sich Studierende mit ehrlich erworbenen IELTS-Zertifikaten beschwert hatten. Nun nahm der Skandal eine neue Wendung. Nach zwei Überprüfungen seitens des Ministeriums für Bildung und Wissenschaft schloss die Hochschulleitung 117 Studierende aus. Sie alle hatten gefälschte IELTS-Zertifikate vorgelegt, als sie sich für die Programme der Universität bewarben. Die Vorlage der Zertifikate wird im Bewerbungsprozess positiv angerechnet. Nach der ersten Kontrolle wies das Ministerium die Medizinische Universität an, Mittel gegen jene zu ergreifen, die das Gesetz verletzt hatten. Die Hochschule leitete alle Materialen an die zuständigen Behörden weiter, allerdings wurden die BesitzerInnen der gefälschten Dokumente nicht sofort exmatrikuliert, da auf eine Entscheidung des Gerichts gewartet wurde.
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Ehrliche Studierende sind empört
Der Prorektor der Medizinischen Universität Astana Franz Galizkij teilte in diesem Zusammenhang mit: „Während des Arbeitsprozesses der Kommission, die uns vorwarf, dass wir die Anordnungen aus der ersten Überprüfung nicht umsetzen würden, wurden die verbliebenden 84 Studierenden exmatrikuliert. In diesem Zusammenhang sind sie verpflichtet, die für ihre bisherige Ausbildung entstandenen Kosten zu erstatten. Fast alle Studierende erhielten ein staatliches Stipendium, lediglich neun studierten auf eigene Kosten.“Studierende, die alle Prüfungen ehrlich bestanden hatten, berichteten den JournalistInnen von 24.kz von den gefälschten Dokumenten. Jedoch hatten sie Angst davor, ein Interview zu geben. Sie hielten es für ungerecht, dass einige einen Studienplatz und sogar ein staatliches Stipendium erhalten, indem sie betrügen. Gegen alle, die ein Zertifikat vorlegten, das nicht in der IELTS-Datenbank registriert ist, wurden Strafverfahren eingeleitet. In einigen Fällen hat das Gericht schon ein Urteil gefällt.
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Wer verkauft gefälschte Zertifikate?
So teilte Talgat Syrlybajew, Richter am 2. Bezirksgericht des Saryarka-Bezirks in Astana, mit: „An unserem Gericht gab es elf Verfahren, von denen neun mit einem Urteil endeten. Zwei Verfahren wurden eingestellt, da die Straftat schon verjährt war.“
Nach der Exmatrikulation der Studierenden sind an der Universität Studienplätze mit staatlichem Stipendium frei geworden (In Kasachstan gibt es sogenannte Budget-Studienplätze, die mit einem Stipendium verbunden sind und Studienplätze für SelbstzahlerInnen, Anm. d. Ü.). Um diese Plätze bewerben sich schon diejenigen, die seinerzeit kein Stipendium erhalten konnten. Auf Anfragen von Studierenden teilte das Bildungsministerium mit, dass die Universität selbst die Entscheidung darüber fälle, ob jene, die derzeit für ihr Studium selbst bezahlen, auf die Budget-Studienplätze vorrücken können.
Prorektor Galizkij weist dies aber zurück: „Leider hat die Universität nicht das Recht, in dieser Frage eigenständig zu entscheiden. Die normativ-rechtlichen Dokumente regeln diese Dinge nicht. Deswegen hat sich das Gesundheitsministerium an das Bildungsministerium gewandt um in dieser Sache eine Lösung herbeizuführen. Im Anschluss daran werden wir eine gesetzliche Grundlage haben, die betroffene Personen auf Budget-Studienplätze zu überführen.“
Wahrscheinlich nur die Spitze des Eisberges
Dennoch ist der Fall um die gefälschten Zertifikate noch nicht abgeschlossen. All jene, die das Gesetz verletzt haben, müssen dem Staat die Ausgaben für ihre Ausbildung und ihre Stipendien in Höhe von mehreren Millionen Tenge (ein Euro entspricht circa 370 Tenge, Anm. d. Ü.) zurückzahlen. Die Medizinische Universität Astana könnte aufgrund der Verzögerung beim Exmatrikulieren der Studierenden die Lizenz verlieren. Und eine weitere Frage ist offen: Wer verkauft reihenweise diese Zertifikate? Und werden diese Personen bestraft? Internationale Sprachzertifikate sind in Kasachstan sehr gefragt und deswegen scheint der Fall von hundert gefälschten Zertifikaten an einer Hochschule lediglich die Spitze des Eisbergs zu sein.
Sabina Torgaewa, Ajat Dusembaew, Erzhan Rachmanberdiew, 24.kz
Aus dem Russischen von Robin Roth
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