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Kasachstan – ein Paradies für Zentralasiens Ultrareiche?

Die Zahl der Ultrareichen, also jener Menschen mit einem Privatvermögen von mehr als 30 Millionen US-Dollar, ist in Zentralasien gestiegen. Laut der jüngsten Ausgabe des Wealth Report trifft das Kriterium allein in Kasachstan auf 660 Personen zu.

Geldscheine in der kasachstanischen Nationalwährung Tenge
Die Zahl der Ultrareichen in Kasachstan wächst (Symbolbild)

Die Zahl der Ultrareichen, also jener Menschen mit einem Privatvermögen von mehr als 30 Millionen US-Dollar, ist in Zentralasien gestiegen. Laut der jüngsten Ausgabe des Wealth Report trifft das Kriterium allein in Kasachstan auf 660 Personen zu.

Die Zahl der Ultrareichen Zentralasiens steigt weiter. Laut dem im März veröffentlichten Wealth Report 2020, einem jährlich erstellten Ranking zur Messung des individuellen Reichtums in der Welt, ist Kasachstan das Land mit den meisten Superreichen in der Region. Während in Turkmenistan 104, in Tadschikistan 16 und in Usbekistan 12 Personen mit einem persönlichen Vermögen von mehr als 30 Millionen US-Dollar (26,6 Millionen Euro) leben, so beläuft sich 2019 diese Zahl  in Kasachstan auf 660 Personen.

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Knight Frank, ein auf Vermögensverwaltung spezialisiertes britisches Unternehmen, hat für seinen Wealth Report das Nettovermögensniveau an verschiedenen Standorten anhand nationaler Daten zum finanziellen und nichtfinanziellen Vermögen der Haushalte geschätzt. Wo diese Daten nicht verfügbar waren, stützten sich die ForscherInnen auf eine Einkommensverteilungskurve nach dem Gini-Koeffizienten, der die Ungleichheiten innerhalb eines Landes misst, aber auch auf selbsterhobenen Daten und die World´s Billionaires List der Zeitschrift Forbes.

Mehr Ultra-Reiche in Kasachstan: ein Spiegelbild der Ungleichheit?

Die Zahl der Vermögenden ist dabei deutlich gestiegen. Zum Vergleich: Der Wealth Report 2016 zählte noch 230 Superreiche in Zentralasien, sodass sich deren Zahl innerhalb von fast vier Jahren nahezu verdreifacht hat. 2016 ging der von der Knight Frank erstellte Bericht davon aus, dass es 6.700 Millionäre, 520 Multimillionäre (mit einem Vermögen von mehr als zehn Millionen US-Dollar), 29 Centa-Millionäre (Vermögen von mehr als 100 Millionen US-Dollar) und 3 Milliardäre gab. Für das Jahr 2019 präsentierte das britische Unternehmen keine weiteren Details, sondern lediglich die Zahl jener Personen mit einem Vermögen von mehr als 30 Millionen US-Dollar.

Laut Forbes gehörten im Jahr 2018 mehr als 16 Prozent des nationalen Reichtums Kasachstans 50 UnternehmerInnen, von denen Vladimir Kim, ein Nachfahre koreanischer Deportierter, laut World´s Billionaires List der reichste ist. Kim baute sein Vermögen auf der Privatisierung von Kasachstans Minen in den frühen 1990er Jahren auf.

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Der Übergang von der Planwirtschaft zu einem System der privaten Industrie und das starke Potenzial des kasachstanischen Bergbaus führten dazu, dass die Zahl der Ultrareichen im Land von Jahr zu Jahr zunimmt. Erfolgreiche UnternehmerInnen scheinen auch größtenteils mit der politischen Elite verbunden zu sein. Während der zweitreichste Kasachstaner Bolat Ótemuratov diplomatische und philanthropische Funktionen ausübte, ist der Politiker Timýr Qulybaev, der über das drittgrößte Vermögen des Landes verfügt, mit der Tochter des ehemaligen Präsidenten Nursultan Nazarbaev verheiratet. Das Ranking umfasste auch drei Frauen aus Kasachstan, darunter Nazarbaevs Tochter Dinara Qulybaeva sowie Aıgul Nurieva, die laut einem Bericht des Wall Street Journal aus dem Jahr 2008 für die Finanzen der Familie Nazarbaev zuständig gewesen sein soll.

Da die Mehrheit der von Forbes identifizierten Ultrareichen aus dem Südosten Kasachstans und dort insbesondere aus Almaty stammt, kann davon ausgegangen werden, dass sich der Reichtum geografisch ungleich verteilt. Die Unruhen, die sich 2019 in der größten Ölregion im Nordwesten des Landes ereigneten, spiegeln diese Ungleichheiten wider. Dennoch betrachtet die Weltbank das Land mit einem Gini-Koeffizienten von 27,5 Prozent im Jahr 2017 als den leistungsstärksten Staat Zentralasiens in Sachen Ungleichheit. Die Asiatische Entwicklungsbank beschreibt Kasachstan als das Modell eines gelungenen Übergangs, das der Mehrheit der BürgerInnen gleiche Zugangsmöglichkeiten zu grundlegenden Dienstleistungen und zur Sekundarstufe bietet.

Agathe Guy, Redakteurin für Novastan

Aus dem Französischen von Robin Roth

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Kommentare (3)

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Karl, 2020-07-1

Die Zahlen können nicht ganz stimmen, oder? 660 in Kasachstan und dann über 100 in Turkmenistan sind doch schon mehr als die 750 angeführten Personen.

Gibt es in Kirgistan keine Ultrareiche?

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Robin Roth, 2020-07-1

Vielen Dank für den Hinweis. Die Angaben im Header war in der Tat nicht richtig und wurde korrigiert.
Für Kirgistan liegen leider keine Daten vor.

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gustav, 2020-07-25

Die Zahlen aus TM kann ich so nicht bestätigen da die Angaben von keinen vertrauenswürdigen Quellen stammen können.
Das Land ist verschlossen und auch bei Schätzungen sollte man eher vorsichtig sein.
Es gibt einen Familien Clan um den Präsi . Dann noch ein Paar türkische Geschäftsleute die gut Geld da gemacht hatten der Rest der Reichen oder Superreichen kann auch durch Schätzungen nicht ermittelt werden.
Schauen wir doch lieber mal rüber zu den Franzosen die schon über 20 Jahre Millrd. Geschäfte mit den Tm machen.
Darüber solltet Ihr mal was schreiben . Korruption auf ganz europäischer Weise.

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