Kasachstans „Hauptstadt des Südens“ ist die In-Stadt Zentralasiens. Almaty zieht immer mehr Studenten aus der ganzen Welt an, auch wenn Europäer bisher noch stark unterrepräsentiert sind. Novastan hat drei Studenten getroffen und sie zu ihren Eindrücken über die „Stadt der tausend Farben“, den ganzen Stolz des heutigen Kasachstans, befragt.
Im akademischen Jahr 2018-2019 waren mehr als 20.000 ausländische Studenten in Kasachstan registriert. Bis 2020 soll die Zahl auf 50.000 anwachsen, sie soll sich also mehr als verdoppeln. Unter diesen Studenten sind 3.683 Usbeken, 3.290 stammen aus Indien, 1.320 aus Turkmenistan, 1.290 aus China und 1.026 aus dem benachbarten Kirgistan. Europäer hingegen sind noch rar, obschon sie im größten Land Zentralasiens immer stärker vertreten sind. Novastan konnte drei Studenten zu ihrer Motivation befragen, in Kasachstan zu studieren. Alle drei studieren zur Zeit an einigen der wichtigsten der zahlreichen Hochschulen Almatys, der ehemaligen Hauptstadt Kasachstans.
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Zülfikar ist 23. Er kommt aus der Türkei und studiert aktuell an der Süleyman Demirel Universität in der Nähe von Kaskelen, einige Kilometer entfernt von Almaty. Sein Studiengebiet sind Fremdsprachen.
Aus der hintersten Ecke Russlands, nämlich aus Jakutsk, stammt Dajana. Die Hauptstadt der Republik Sacha ist für ihre Kälterekorde bekannt. Dayana studiert an derselben Uni wie Zülfikar. Sie ist 19 Jahre alt und möchte Englischlehrerin werden. In Kasachstan lebt sie seit zwei Jahren.
Jhangga ist Chinese und studiert an der Kasachischen Nationaluniversität (KazNU) Al-Farabi, um Übersetzer zu werden.
Novastan: Woher kommt ihr und warum habt ihr euch für Almaty fürs Studium entschieden?
Zülfikar: Ich komme aus Istanbul in der Türkei. Am Anfang kannte ich Almaty überhaupt nicht. Vor dem Studium fragte ich einen Freund, der hier schon wohnte, nach seiner Meinung. Er hat mich zu diesem wichtigen Schritt schlussendlich überzeugt.
Dajana: Ich wurde in Jakutsk geboren. Ich habe mich für Almaty entschieden, weil diese Stadt zu jungen Leute passt. Ein anderer Vorteil ist, dass die Stadt nah an Bergen liegt und dass es hier viel Obst gibt. Mein Lieblingsobst ist der Apfel: Almaty (der Name bedeutet “Apfel-Vater“) ist also der ideale Ort für mich.
Jhangga: Ich komme aus der Stadt Hohhot, im Norden Chinas.
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Was waren eure ersten Eindrücke von Almaty?
Zülfikar : Ich bin im Monat August angekommen. Ich war von der Menge an Bäumen in Almaty sehr erstaunt. Die Straßen waren ganz grün. Ich fühlte mich sofort in Almaty als wäre ich in meiner Heimatstadt. In der Region um das Schwarze Meer in der Türkei gibt es auch jede Menge Grün und viele verschiedene Bäume.
Dajana : Als ich das erste Mal nach Almaty kam, war es angenehm warm. Es war im Juli. Meine Freunde und mich verschlug es sofort in die Berge. Ich fühlte mich sehr glücklich. An diesem Tag konnte ich vor lauter Aufregung nicht einschlafen. Ich wartete ungeduldig auf den nächsten Morgen.
Jhangga: Zunächst haben mich die historischen Bauten in der Stadt beeindruckt. Später konnte ich feststellen, dass die Einheimischen sehr freundlich und wirklich nett sind!
Welche interessanten Orte habt ihr schon besucht?
Zülfikar: Ich war bisher in Kaskelen, weil meine Uni dort ist. Ansonsten kenne ich nur Almaty.
Dajana: Ich war schon an vielen Orten: Astana – der Hauptstadt, Ereimentau, Schimkent und Taraz. Um Almaty herum durfte ich den Kaindy- und den Kolsaisee besuchen. Beide liegen in den Bergen. Jetzt studiere ich in Kaskelen.
Jhangga: Ich besuchte schon den großen Almaty-See, den Charyn-Canyon und Schymbulak, das Ski-Ressort neben der Stadt. Ich träume davon, ein Auto zu mieten und zu den singenden Dünen in Barchan zu fahren. Hierbei handelt es sich um eine seltene Wüstenlandschaft, in der der Wind die Sanddünen zum Singen bringt, wie eine Orgel.
Wenn der Eiffelturm das Symbol von Paris ist, was ist eurer Meinung nach das Symbol von Almaty?
Zülfikar: Ich denke, das Symbol Almatys ist der Park des ersten Präsidenten, der Nursultan Nasarbajew gewidmet ist. Es ist ein großer Park, den alle Stadtbewohner den Besuchern empfehlen.
Dajana: Ich denke, was Almaty vor allem ausmacht, sind die Berge. Almaty kann man in zwei Worte zusammenfassen: Berge und Jugend. Eine perfekte Verbindung!
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Jhangga: Für mich ist das Hotel Kasachstan das Symbol der Stadt: ein einzigartiges Musterstück der sowjetischen Monumentalarchitektur!
Was würdet ihr an Almaty ändern, wenn ihr könntet?
Zülfikar: Wahrscheinlich die Straße zwischen Kaskelen und Almaty…. Es gibt fast täglich Stau, und die Fahrbahn ist in einem katastrophalen Zustand.
Dajana: Ich wünschte mir, die Leute wären mehr umweltbewusst, dass sie ihre Verantwortung den kommenden Generation gegenüber verstehen und wahrnehmen.
Jhangga: Für mich gibt es nichts zu ändern, ich mag alles an dieser Stadt!
Das Interview führte Assel Kajbulatova
Redakteurin für Novastan in Almaty
Redaktion Jérémy Lonjon
Korrespondent für Novastan in Almaty
Aus dem Französischen übersetzt von Arnaud Enderlin
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