Häusliche Gewalt – ein Problem in allen zentralasiatischen Ländern und die Gesellschaft sieht weg. Verharmlosung seitens der Behörden und lächerlich geringe Strafen, wenn es überhaupt zum Prozess kommt, bringen in Kasachstan eine Gruppe betroffener Frauen auf die Barrikaden. Sie demonstrierten in Almaty mit einer Installation im Vorfeld der UNO-Konferenz zum Thema Gewalt an Frauen gegen den Umgang mit der Problematik im eigenen Land. Eine Meldung erschienen im Russischen auf sputnik.kz.
Die Installation wurde von Opfern häuslicher Gewalt aufgestellt, die sich in Almaty unter der Gruppe „Kasfem“ zusammengefunden haben. Die Gruppe rief im Vorfeld der Konferenz auch andere Opfer häuslicher Gewalt dazu auf sich der Bewegung “NjeMoltschi“, “schweige nicht“ anzuschließen.
Die Statue symbolisiert eine Frau, die durch die Hand ihres Mannes starb, und mahnt zur Aufmerksamkeit für das real existierende Problem der Gewalt an Frauen. Mit dem Niederlegen von Blumen an der Installation gedenken die vereinten Frauen symbolisch der Opfer.
Was prangert Kasfem an?
Die Aktivistengruppe Kasfem verurteilt die Entkriminalisierung und die schlechte medizinische und psychologische Unterstützung, die Frauen erfahren, wenn sie von Gewalt in der Familie betroffen sind.
„Solange wir keine funktionierenden öffentlichen Strukturen haben, welche die Opfer gegen diese Gewalt schützen, können wir nicht von Gleichberichtigung und einer gesunden Gesellschaft reden, in der sich Frauen darauf verlassen können juristisch abgesichert zu sein und in der sie sich auf der Straße und zu Hause sicher fühlen können“, sagt eine Teilnehmerin der Gruppe.
Behörden fühlen sich nicht verantwortlich
Wie die Gruppe unterstreicht, hat sich trotz des Ausmaß des Problems in Kasachstan bis zum heutigen Tag nichts geändert, weil die Opfer häuslicher Gewalt noch nicht genug in das Zentrum der Aufmerksamkeit der Kasachstaner gerückt sind.
Ein aufsehenerregender Fall vergangenes Jahr zeigte, dass es noch immer schwierig ist solche Fälle vor Gericht zu bringen. Nach Aussage der Feministinnen hängt das vor allem mit der ablehnenden Haltung der Gerichte zusammen, Anträge zu akzeptieren, die Fälle zu prüfen und angemessene Strafen für die Täter zu verhängen.
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Und es habe auch mit dem mangelnden Glauben an die Aussagen der Frauen zu tun, dem Zweifel an der Strafbarkeit der Gewalt sowie der Gefahr noch größerer Gewalt ausgeliefert zu sein, nachdem man den Fall der Polizei gemeldet hat.
Es sei noch erwähnt, dass am 3. Juli in Kasachstan ein Gesetz verabschiedet wurde, dass die Artikel 108 und 109 ins Strafgesetzbuch einführt. Seitdem können die Täter mit einer Strafe von 23.000 bis 39.000 Tenge (64€ – 108€) rechnen.
Aus dem Russischen von Julius Bauer
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