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Gulshara Ábdiqaliqova wird erste Gouverneurin in Kasachstan

Gulshara Ábdiqaliqova ist die erste Frau, die einer der Regionen Kasachstans vorstehen wird. Die einflussreiche Politikerin wurde am 28. März vom Präsidenten des Landes zur Gouverneurin ernannt. Die Ernennung zeigt die wachsende Bedeutung, die Frauen in der zentralasiatischen Politik gegeben wird.

Arnaud Muller 

Übersetzt von: Robin Roth

Gulshara Ábdiqaliqova
Gulshara Ábdiqaliqova wurde als zur neuen Gouverneurin von Qyzylorda ernannt

Gulshara Ábdiqaliqova ist die erste Frau, die einer der Regionen Kasachstans vorstehen wird. Die einflussreiche Politikerin wurde am 28. März vom Präsidenten des Landes zur Gouverneurin ernannt. Die Ernennung zeigt die wachsende Bedeutung, die Frauen in der zentralasiatischen Politik gegeben wird.

Die Regierung Kasachstans hat am 28. März mitgeteilt, dass Gulshara Ábdiqaliqova zum Oberhaupt des Gebiets Qyzylorda im Süden des Landes ernannt worden ist. Ábdiqaliqova ist somit die erste Frau, die in Kasachstan das Amt einer Gouverneurin bekleidet. Das Gebiet Qyzylorda, das sie von nun an verwalten wird, ist eines der ärmsten des Landes, allerdings auch von strategischer Bedeutung: Hier befindet sich das Kosmodrom Baikonur.

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Diese Ernennung Ábdiqaliqovas folgt auf die Verhaftung des ehemaligen Gouverneurs Kuanyshbek Ysqaqov. Wie das kasachstanische Nachrichtenportal Ratel.kz berichtet, soll letzterer seit September 2019 80 Millionen Tenge (160.000 Euro) aus einem öffentlichen Regionalfonds zur Schulbildung behinderter Kinder veruntreut haben.

Ysqaqov wurde vom Präsidenten Qasym-Jomart Toqaev abberufen und direkt durch Gulshara Ábdiqaliqova ersetzt. Diese ist eine vertraute politische Figur, die die Region gut kennt. Ihr erstes öffentliches Amt war jenes der Leiterin der regionalen Abteilung für den sozialen Schutz der Bevölkerung des Gebiets Qyzylorda (1987-1994).

Eine bekannte Politikerin

Die Karriere von Gulshara Ábdiqaliqova begann im Gebiet Qyzylorda und setzte sich in den höchsten Sphären der kasachstanischen Politik fort. Sie war erst stellvertretende Ministerin, dann Ministerin für Arbeit und Soziales. 2008 wechselte sie in die Präsidialverwaltung und wurde Beraterin von Nursultan Nazarbaev. Danach bekleidete sie zweimal das Amt der stellvertretenden Ministerpräsidentin Kasachstans (2014 und 2019) und war anschließend Staatssekretärin. Eine detaillierte Zusammenfassung ihrer politischen Karriere hat Informburo zusammengestellt.

Gulshara Ábdiqaliqova ist bekannt für ihren Kampf gegen häusliche Gewalt und für die Gleichstellung der Geschlechter. Während ihrer Zeit als Staatssekretärin verschärfte sie die Strafen für häusliche Gewalt. Mit ihren Handlungen und offenen Aussagen gegen häusliche Gewalt prägt sie die kasachstanische Sozial- und Familienpolitik.

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Im März sprach sie in Aqtaý bei einem Treffen mit Familienmüttern zu diesem Thema. „Wir bekommen vor allem Beschwerden von alleinerziehenden Müttern. Es gibt so viele verlassene Frauen mit ihren Kindern. Ich verstehe nicht, warum die Männer so feige geworden sind, dass sie ihre Frauen und Kinder im Stich lassen und sich ihrer Verantwortung entziehen“, sagte Ábdiqaliqova laut einem Bericht von Nur.kz.

Qyzylorda – eine strategisch wichtige Region

Das Gebiet Qyzylorda verkörpert das duale sowjetische Erbe der „armen Macht“: So ist es einerseits berühmt für das Kosmodrom Baikonur, einem von drei Weltraumbahnhöfen, von denen aus Raketen mit einer Besatzung starten können. Andererseits ist es aber auch eine der ärmsten Regionen Kasachstans. Die Ernennung von Gulshara Ábdiqaliqova zur Gouverneurin in diesem strategisch wichtigen Gebiet zeigt das gestiegene Vertrauen in die politischen Frauen des Landes, auch wenn sich die neue Gouverneurin vor allem der Sozialpolitik widmen will.

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„Ich möchte dem Präsidenten für sein Vertrauen danken und hoffe, dass wir alle zusammenarbeiten werden, um die Region deutlich zu entwickeln. Das Wohlergehen der Bevölkerung ist das wichtigste Ziel meiner Amtszeit“, sagte Sie am Tag ihrer Amtseinführung laut Berichten des Fernsehsenders Habar24.

Arnaud Muller, Redakteur für Novastan

Aus dem Französischen von Robin Roth

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