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Eine „Jurte der Unzerstörbarkeit“ für die Ukraine

Um den von Kälte und Stromausfällen betroffenen Ukrainer:innen zu helfen, wurde in der ukrainischen Stadt Butscha eine kasachstanische Jurte errichtet. Die russische Reaktion erfolgte postwendend.

Kasachisches Jurtendach
Kasachisches Jurtendach (Alexandr Frolov/ Wikimedia Commons)

Um den von Kälte und Stromausfällen betroffenen Ukrainer:innen zu helfen, wurde in der ukrainischen Stadt Butscha eine kasachstanische Jurte errichtet. Die russische Reaktion erfolgte postwendend.

Am 24. Februar jährt sich der Überfall auf die Ukraine. Der von Wladimir Putin angeordnete Krieg dauert noch immer an. Die russischen Luftangriffe zielen vor allem auf die Energieinfrastruktur der Ukraine. Aus zahlreichen Regionen der Welt kommt Unterstützung für die Bevölkerung des Landes – so auch aus Kasachstan.

Wie Radio Azattyk, der kasachstanische Dienst von Radio Free Europe, berichtet, wurde in Butscha eine traditionelle kasachstanische Jurte errichtet. Butscha steht wie kein anderer Ort in der Ukraine für die Gräuel des russischen Angriffskriegs: Hunderte von Zivilisten wurden dort während der russischen Besatzung getötet, vergewaltigt und gefoltert.

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Die am 6. Januar eröffnete Jurte wurde „Jurte der Unzerstörbarkeit“ getauft (ukrainisch: „Юртa Незламності“). Sie ist mit Heizkörpern und Ladegeräten ausgestattet, um den Zugang zur Elektrizität während der Stromausfälle sicherzustellen. Die Ukrainer:innen können dort außerdem Verpflegung erhalten. Der ukrainische Abgeordnete Sergei Nagorniak hat die Initiative begrüßt und bekanntgegeben, dass die kasachstanische Zvilgesellschaft außerdem 41 Generatoren für Gesundheitseinrichtungen sowie sechs weitere Jurten geschickt hat. Das Projekt sei von Vertreter:innen der kasachstanischen Diaspora sowie Unternehmer:innen aus Kasachstan ermöglicht worden.

Spannungen zwischen Astana und Moskau

Die in Butscha errichtete Jurte hatte unmittelbare Spannungen zwischen Russland und der Republik Kasachstan zur Folge. Laut dem kasachstanischen Nachrichtenportal Informburo forderte Moskau eine Stellungnahme von Astana. Das kasachstanische Außenministerium bestritt daraufhin jegliche Beteiligung und versicherte, dass es sich um eine rein „private Initiative“ handle, wie die russische Nachrichtenagentur Interfax schreibt.

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Um die Situation zu entschärfen, hat die Pressesprecherin des russischen Außenministeriums, Marija Sacharowa, bekanntgegeben, dass Russland „keinen Grund hat, seinen engen Partnern nicht zu vertrauen“.

Mobilisierung gegen den Krieg

Wie eine Reportage von Radio Azattyk zeigt, unterstützt die kasachstanische Bevölkerung die Ukrainer:innen seit Beginn des russischen Angriffskriegs am 24. Februar 2022. Bereits Anfang März letzten Jahres begann die Zivilgesellschaft damit, Hilfsgüter zu sammeln, die in die Ukraine geschickt werden sollten. Freiwillige lieferten Medikamente, Hygieneprodukte und Geld an die ukrainische Botschaft in Astana, der Hauptstadt Kasachstans, berichtet Radio Azattyk.

Die erste staatliche humanitäre Hilfe wurde vom kasachstanischen Gesundheitsministerium am 14. März 2022 auf dem Luftweg verschickt. Laut der russischen Nachrichtenagentur TASS handelte es sich um eine Ladung von 28,2 Tonnen mit 17 verschiedenen Typen von Medikamenten.

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Eine Umfrage, die das Central Asia Barometer am 6. September veröffentlicht hat, erlaubt einen Einblick in die Stimmungslage der kasachstanischen Bevölkerung: 28 % der Einwohner:innen Kasachstans machen Russland für den Krieg verantwortlich, 19 % sehen die Schuld bei der Ukraine und 10 % bei den USA.

In Kasachstan kam es zu mehreren Antikriegsdemonstrationen und der Präsident des Landes, Qasym-Jomart Toqaev, ist bisher das einzige zentralasiatische Staatsoberhaupt, das den Krieg in der Ukraine offen als einen Verstoß gegen das Völkerrecht bezeichnet hat.

Emma Collet Journalistin für Novastan France

Aus dem Französischen von Lucas Kühne

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